Zehn PC-Mythen Nein, Sie müssen Ihre Festplatte nicht defragmentieren

Einen PC hat eigentlich jeder. Doch viele Nutzer wissen nur wenig über das Innenleben ihres Rechners. Hier verraten wir, an welchen PC-Mythen etwas dran ist - vom Abziehen von USB-Sticks bis zum Festplatte-Aufräumen.
Warten, warten, warten: Viele Computernutzer verschwenden Zeit mit unnötigen Wartungsarbeiten

Warten, warten, warten: Viele Computernutzer verschwenden Zeit mit unnötigen Wartungsarbeiten

Foto: Corbis

Das musst du machen, das macht deinen Rechner kaputt: Seit es Computer gibt, hört man von Regeln, die zumindest im ersten Moment überzeugend klingen. Aber sind sie überhaupt richtig und vor allem noch zeitgemäß? Stimmt es etwa, dass man Windows immer mal wieder defragmentieren muss, damit es nicht langsamer wird? Oder dass mehr Prozessorkerne einen PC schneller machen?

Wir haben Experten von Fachzeitschriften gefragt, an welchen von zehn Mythen etwas dran ist.

1. Mythos: Der Rechner kann kaputtgehen, wenn man ihn mitten im Betrieb ausschaltet.

Einschätzung: Ja, aber auch nein. Die Hardware steckt so ein Ausschalten problemlos weg. Allerdings können das Betriebssystem oder ein Programm beschädigt werden, wenn durch das Ausschalten ein Schreibprozess unterbrochen wird, erklärt Christoph de Leuw von der der Zeitschrift "Computerbild".

2. Mythos: Man sollte 15 Sekunden warten, bis man einen PC neu startet.

Einschätzung: "Dafür gibt es keinen Grund", sagt Michael Schmelzle von der "PC Welt" - es sei denn, der BIOS-Chip soll zurückgesetzt werden. "Dieser benötigt etwa 15 Sekunden, um sich zu entladen." Ansonsten brauche man sich bei heutigen Rechnern keine Sorgen machen.

3. Mythos: Je mehr Kerne und Gigahertz ein Prozessor hat, desto schneller ist er auch.

Einschätzung: Im Prinzip sei das schon richtig, sagt Thomas Rau von der "PC Welt". Es sei aber immer die Frage, ob die jeweilige Software überhaupt mehrere Kerne nutzen kann. Bei einem aktuellen Rechner, auf dem häufig viele Programme gleichzeitig laufen, seien mehrere CPU-Kerne aber eigentlich immer von Vorteil. Viel hänge aber auch vom Aufbau eines Prozessorkerns und der Taktfrequenz ab.

4. Mythos: Mit Stromsparprozessoren spart man auf jeden Fall Energie.

Einschätzung: nein. Sie sind auf geringe Abwärme bei geringer Rechenleistung getrimmt, spielen aber fast nur bei Notebooks eine Rolle. Solche Prozessoren seien ein Hinweis darauf, aber keine Garantie dafür, dass das Gerät eine lange Akku-Laufzeit hat, sagt Georg Schnurer vom Magazin "c't". Denn selbst wenn der Prozessor sparsam ist, könne der Rechner immer noch so schlecht designt sein, dass die übrige Komponenten den Akku schnell leersaugen.

5. Mythos: Um zu verhindern, dass der PC immer langsamer wird, muss man von Zeit zu Zeit die Festplatte defragmentieren.

Einschätzung: Das war früher einmal so, heute machen das Microsoft-Betriebssysteme ab Windows 7 wunderbar im Hintergrund. Man muss also nicht mehr aktiv werden. Bei SSDs sollte man es sogar tunlichst unterlassen, warnt Michael Schmelzle. Diese "reinigten" sich auf eine andere Art selbstständig.

6. Mythos: USB-Speicher können kaputtgehen, wenn man sie ohne Abmelden vom Rechner abzieht.

Einschätzung: "Ein typischer Mythos, den ich mit einem Jein beantworten würde", sagt Georg Schnurer. "Die Geräte selbst können in der Regel nicht kaputtgehen." Die Daten aber sehr wohl - nämlich dann, wenn gerade noch ein Schreibvorgang läuft, vielleicht auch unsichtbar im Hintergrund. Die Schäden könnten so weit gehen, dass das Laufwerk überhaupt nicht mehr lesbar ist und der USB-Stick neu formatiert werden muss: "Dann sind die Daten futsch."

7. Mythos: Mit einem Magneten kann man USB-Sticks und Festplatten zerstören.

Einschätzung: Einen USB-Stick könne man so unter keinen Umständen zerstören, sagt Schnurer. Bei Festplatten sei das etwas anders. Zwar könnten zumindest haushaltsübliche Magnete Harddisks nichts anhaben. Wenn man aber besonders starke Magneten nimmt, etwa Neodym-Magneten, dann könnten Daten unter Umständen tatsächlich verloren gehen.

8. Mythos: Nur ganz leere Notebook-Akkus dürfen wieder aufgeladen werden.

Einschätzung: Nein, für Lithium-Ionen-Akkus gilt das nicht mehr, sagt Thomas Rau. "Notebook-Hersteller empfehlen eine einmalige komplette Entladung bei einem neuen Akku nur deshalb, damit sich die Ladestandanzeige des Betriebssystems oder von Software-Tools mit dem neuen Akku kalibrieren kann."

9. Mythos: Man muss einen Bildschirmschoner nutzen, um zu verhindern, dass sich auf dem Bildschirm ein Bild festbrennen kann.

Einschätzung: "Wenn ich einen alten Röhrenmonitor habe, dann ist das eine supergute Idee, weil es da tatsächlich Einbrenneffekte gibt", sagt Georg Schnurer. "Bei Flachbildschirmen gibt es das nur in sehr abgeschwächter Form." Nötig sei ein Bildschirmschoner deshalb nicht. In jedem Fall sinnvoll ist es aber, in den Energieoptionen des Betriebssystems einzustellen, dass sich das Display bei Nichtnutzung nach einiger Zeit abschaltet.

10. Mythos: HDMI-Kabel mit Goldstecker bieten ein besseres Bild.

Einschätzung: Kabel mit Goldstecker sehen vielleicht besser aus, aber an der Bildqualität ändert das nichts, sagt Christoph de Leuw.

Klaus Gürtler, dpa/mbö

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