Bezahlsystem Contributor Google kassiert für Websites ohne Werbung

Der Werbekonzern Google bietet Internetnutzern etwas Neues an: werbefreie Webseiten gegen Gebühr. Das soeben gestartete Programm "Contributor" verspricht, Seiten von Reklame zu befreien, wenn der Nutzer ein Abonnement abgeschlossen hat.

Die Aufstellung, mit der Contributor startet, ist noch vergleichsweise bescheiden. Auf der Contributor-Website  wird versprochen, folgende Webangebote würden für die zahlenden Nutzer des Dienstes künftig statt Werbung sanft-graue Pixelmuster oder Dankeschön-Botschaften zeigen:

  • Das Urban Dictionary , eine Seite, die englische Modewörter erklärt
  • Die Satireseite "The Onion" 
  • Das Wissenschaftsportal "Science Daily" 
  • Die Seite WikiHow , die Tutorials zu allen möglichen Aktivitäten anbietet
  • Die auf Tech-Nachrichten und Virales spezialisierte Seite "Mashable" , das größte der teilnehmenden Angebote
  • Der Fotodienst Imgur , der beispielsweise bei Nutzern des Social-News-Portals Reddit sehr beliebt ist

Große Nachrichten- und Medienseiten fehlen, ebenso wie Googles eigene Angebote, allen voran die Google-Suche. Für Seiten, die sich ebenfalls beteiligen wollen, gibt es eine Warteliste, für Nutzeraccounts gilt das gleiche. Bislang kann man an Contributor nur mit einer Einladung teilnehmen.

Kosten soll der Dienst einen bis drei Dollar im Monat. Wie viel die Nutzer zahlen wollen, entscheiden sie der Contributor-Seite zufolge selbst. "GigaOm" zufolge  wird Geld nur dann an die teilnehmenden Websites ausgeschüttet, wenn der betreffende Nutzer eine Seite auch tatsächlich besucht, so wie das beispielsweise auch bei Streaming-Diensten wie Spotify funktioniert: Geld bekommt nur derjenige, dessen Angebot auch tatsächlich genutzt wird. Google nennt das Geld, das die Nutzer bezahlen, nicht Abonnement sondern "Beitrag". Contributor wird also explizit als eine Art Crowdfunding-System für Websites beworben. Bei der Google-Tochter YouTube gibt es schon seit einiger Zeit eine Spendenmöglichkeit für Nutzer namens Fan Funding .

In gewisser Hinsicht ähnelt dieser Ansatz und der von Contributor dem des schwedischen Dienstes Flattr: Auch dort wird eine monatlich fixe Summe vom Konto eines Nutzers an Websites verteilt. Das geschieht allerdings nur dann, wenn der Nutzer auf einen entsprechenden Button im jeweiligen Angebot klickt oder einen Artikel, ein Video oder einen Tweet mit einem Sternchen oder einem Klick auf den Like-Button lobt. Alternativ lässt sich auch ein fixer Betrag pro Monat an eine bestimmte Seite vergeben. Mit Werbefreiheit ist Flattr nicht verknüpft.

Nur ein Konzern wie Google, der selbst Anzeigen verbreitet, kann ein solches System über mehrere Sites hinweg installieren. Funktionieren dürfte das System umgekehrt nur mit Reklame, die aus Googles eigenem Werbenetzwerk stammt. Teilnehmende Unternehmen müssen sich bei der Vermarktung also vollständig in die Hände des Suchmaschinenkonzerns begeben.

cis
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