
Falschmeldungen zu Corona Warum wir Hygieneregeln für WhatsApp brauchen


Reinigungskraft in Deutschland desinfiziert eine Türklinke
Foto: THILO SCHMUELGEN/ REUTERSSie sind gut gemeint, aber oft Quatsch: Gerade machen in WhatsApp-Gruppen und auf Facebook vermeintlich hilfreiche Corona-Tipps die Runde.
Gänzlich egal scheint zu sein, wie unsinnig der Tipp wirken mag. Man ist ja kein Virologe. Wird schon was dran sein.
Aber nein, ständiges Wassertrinken ist keine wirksame Schutzmaßnahme gegen Corona.
Es gilt auch kein deutschlandweites Arbeitsverbot für den März.
Zugegeben: Die Coronakrise ist der perfekte Nährboden für die Verbreitung von Falschmeldungen und gezielter Desinformation.
Die Lage ist unübersichtlich und ändert sich ständig: Politiker weisen neue Quarantänegebiete aus, wo eben noch freies Reisen möglich war, oder sie erlassen strengere Regeln für Bars und Kneipen.
Gleichzeitig sind einfache Antworten oft nicht möglich: Wann gibt es einen Impfstoff? Welches Gebiet ist als nächstes betroffen?
Und natürlich hat fast jeder von uns - ganz ohne Fake-News-Kettenbriefe – ein dumpfes Gefühl im Bauch. Angst. Um die Oma, um die Freundin im Krankenhaus, um sich selbst. Diese Angst führt bei den allermeisten von uns leider nicht dazu, dass wir uns besonders besonnen verhalten.
In der aktuellen Lage sind insbesondere gezielt verbreitete Falschmeldungen aber ein Problem und nicht nur ein kleines Ärgernis. Sie können für Panik sorgen, zu Hamsterkäufen animieren oder zu unvorsichtigem Verhalten. Wer will schon gerne von einem vermeintlich Corona-immunisierten Wassertrinker angehustet werden?
Politiker wie der niedersächsische SPD-Innenminister Boris Pistorius fordern deshalb gerade härtere Strafen und Bußgelder für diejenigen, die Falsches über Corona verbreiten.
Kettenbriefe und Audionachrichten: Über das Coronavirus kursieren viele Falschmeldungen und Gerüchte, zum Beispiel auf WhatsApp oder Facebook. Welche sind Ihnen begegnet? Schreiben Sie uns eine E-Mail an corona.faktencheck@spiegel.de . Wir überprüfen ausgewählte Fälle und veröffentlichen das Ergebnis auf spiegel.de/thema/coronavirus-faktencheck.
Aber wie soll das genau funktionieren?
Wie schwierig die Kommunikation auch für öffentliche Stellen ist, zeigte das Gesundheitsministerium am Wochenende. Noch am Samstag brandmarkte es Gerüchte als "Fake News", wonach es "massive weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens" plane. Am Montag dann gab die Regierung umfangreiche Schließungen bekannt. Das war unglücklich. Hier scheint die rasche Entwicklung der Lage ein Gerücht zeitverzögert bewahrheitet zu haben.
Hinzu kommt, dass viele die halb- oder unwahren Coronavirus-Informationen in bester Absicht weiterleiten. Sollen sie alle einen Bußgeldbescheid erhalten? Die eigentlichen Urheber ausfindig zu machen, ist meist schwierig. Und die Behörden haben anderes zu tun, als das Teilen von Links zu ahnden.
Besser wäre es, wenn wir von Gerüchte-Schleudern in unserer WhatsApp-Kontaktliste das verlangen, was sich anderswo gerade als Corona-Etikette durchsetzt:
Was wir jetzt im Digitalen brauchen, ist ein Mindestmaß an Informations-Hygiene.
Genauso, wie alle angehalten sind, sich ordentlich die Hände zu waschen und in die Ellenbeuge zu niesen, müssen fürs Verbreiten von Informationen zur Corona-Lage ein paar Grundregeln zum Schutz der Allgemeinheit gelten.
Jeder muss an sein privates Handeln gerade besonders hohe Maßstäbe anlegen: Was bedeuten meine Entscheidungen für die Gesellschaft? Gefährde ich durch meine Unbedarftheit vielleicht andere?
Angewandt auf unsere digitale Kommunikation heißt das: Medienkompetenz ist gerade jetzt wichtig. Die Idee, eine Nachricht vor dem Weiterverteilen zu prüfen, ist gerade jetzt nicht egal. Nur so machen Falschmeldungen und Gerüchte eine ernste Lage nicht noch ernster.