CryptoDrop Erpressungssoftware wird auf frischer Tat ertappt

Verschlüsselungstrojaner (Symbolbild)
Foto: Soeren Stache/ dpaMit Ransomware können Kriminelle immer noch ein schönes Sümmchen verdienen. Die Idee hinter der Erpressungssoftware ist einfach: Angreifer schleusen die Schädlinge etwa über E-Mail-Anhänge auf die Computer ihrer Opfer ein und lassen sie dort Dateien verschlüsseln. So werden Dokumente, Fotos, E-Mails, komplette Datenbanken und sogar Spielstände von Gamern unbrauchbar. Wer wieder an seine Daten will, muss den Angreifern ein Lösegeld zahlen.
Derartige Angriffe zielen nicht nur auf private Nutzer. Sie erwischten auch schon Stadtverwaltungen, Krankenhäuser und in den USA sogar die Polizei . Im vergangenen Jahr verzeichnete das FBI 2400 Anzeigen wegen Ransomware, bei denen Schäden von über 24 Millionen Dollar entstanden sein sollen. Die Sicherheitsfirma Flashpoint hat ermittelt, dass die Drahtzieher hinter der Erpressungssoftware im Durchschnitt 90.000 Dollar pro Jahr verdienen (PDF ) .
Solche Gewinne und die Tatsache, dass die Schädlinge vergleichsweise einfach zu programmieren sind, sorgen dafür, dass immer neue Versionen von Ransomware entstehen. Virenscanner können da kaum mithalten. Sie sind meist darauf ausgelegt, Viren zu entdecken, sobald diese per E-Mail, USB-Stick oder über einen anderen Weg auf den Computer eindringen. Der Virenscanner gleicht alle neuen Dateien mit einer Datenbank bekannter Schädlinge ab. Findet er dabei einen Virus, verweigert er ihm den Zugang zum Computer. Doch unbekannte Schadsoftware, wie ein neu entwickelter Verschlüsselungstrojaner, kann durch dieses Suchraster rutschen.
Abwarten, bis etwas passiert
Die Lösung könnte ein System sein, das Informatiker der University of Florida und der Villanova University entwickelt haben. Es heißt CryptoDrop (PDF) und ist gar nicht dafür gemacht, Ransomware beim Eindringen auf einem Computer zu erkennen. Vielmehr erwischt es die Schadsoftware auf frischer Tat.
Es überwacht die Dateien des Benutzers und sucht nach Veränderungen, die von Ransomware stammen könnten. Verdächtig ist etwa, wenn plötzlich massenweise Verschlüsselungsprozesse ausgeführt oder Dateitypen verändert werden. Sobald CryptoDrop so etwas feststellt, stoppt es diese Prozesse und benachrichtigt den Nutzer.
CryptoDrop ersetzt keinen Virenscanner
Immer klappt das jedoch nicht. Seine Macher schreiben, dass CryptoDrop auch falschen Alarm schlagen kann. Etwa, wenn jemand seine E-Mails verschlüsselt, und das System das als Angriff einer Ransomware fehlinterpretiert. Aber wenn es darum geht, echte Angriffe aufzuspüren, funktioniert das Programm gut.
Bei einem Test sollte es 492 Varianten von Erpressungssoftware erkennen und erreichte eine Trefferquote von 100 Prozent. Im Schnitt schlug es zu, nachdem die Schädlinge bereits zehn Dateien verschlüsselt hatten. Das ist die unüberwindbare Schwäche eines Systems, das Angreifer erst erkennt, wenn diese bereits zugeschlagen haben.
Daher soll CryptoDrop auch keinen Virenscanner ersetzen. Es könnte vielmehr unterstützend arbeiten. Erst, wenn sich die Ransomware an einem Virenscanner vorbeigeschlichen hat und anfängt, Dateien zu verschlüsseln, würde es in Aktion treten. Zu kaufen gibt es das System noch nicht. Die Macher haben jüngst einen funktionierenden Prototyp auf einer Konferenz in Japan vorgestellt. Nun suchen sie ein Unternehmen, das dabei hilft, ihr Programm zu vermarkten.