Darknet-Rechenzentrum Betreiber des "Cyberbunkers" angeklagt

Server-Racks im sogenannten Cyberbunker
Foto: Pressestelle Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz / EPA-EFE / REXHunderte Polizisten mit Unterstützung der GSG9 haben im vergangenen September den sogenannten Cyberbunker in Traben-Trarbach ausgehoben, nun steht die Anklage gegen die Betreiber des Darknet-Rechenzentrums.
Insgesamt acht Tatverdächtige sollen auf Servern in der unterirdischen Anlage Websites gehostet haben, über die Kriminelle aus aller Welt illegale Geschäfte in Millionenhöhe abwickeln konnten, teilte die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz am Dienstag mit . Als Hauptakteur gilt ein 60-jähriger Niederländer, der den Bunker Ende 2013 über eine Stiftung erworben und dann nach und nach aufgebaut haben soll. (Lesen Sie hier mehr über den Fall.)

Illegales Rechenzentrum: So sieht der "Cyberbunker" aus
Er und sein Team betrieben einen sogenannten Bulletproof-Hoster, also ein "kugelsicheres" Rechenzentrum, wie der Niederländer bereits zuvor eines in seinem Heimatland aufgebaut hatte. Das Versprechen der Betreiber solcher Anlagen ist es, die Daten ihrer Kunden vor dem Zugriff staatlicher Organe zu bewahren - also quasi als digitales Versteck für Cyberkriminelle zu dienen.
Die Hunderttausenden Deals, die in dem Bunker über die Server liefen, reichten laut Ermittlern vom Drogenhandel über Falschgeldgeschäfte und Datenhehlerei bis hin zu Cyberangriffen. Unter anderem sollen in Traben-Trarbach der Darknet-Markplatz "Wall Street Market", die Untergrund-Handelsplattform "Fraudsters" sowie verschiedene Drogenbörsen wie "Cannabis Road" und Orangechemicals.com gehostet worden sein. Auf einer der im Bunker beheimateten Websites sollen zudem Links gefunden worden sein, die zu kinderpornografischem Material führen.
Die Beschuldigten selbst haben all diese Plattformen nicht betrieben, sondern lediglich die Infrastruktur dafür zur Verfügung gestellt. Zwar sind Hosting-Anbieter nicht dafür verantwortlich, was auf ihren Servern geschieht, sofern sie nichts davon wissen. Doch wirft die Landeszentralstelle Cybercrime der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz den Beschuldigten Beihilfe vor: Sie hätten diese Taten "maßgeblich unterstützt und gefördert", heißt es - wissentlich. Zudem müssten sich die vier Niederländer, drei Deutsche und ein Bulgare wegen Gründung einer kriminellen Vereinigung verantworten.
Der beschuldigte 60-Jährige soll "der Kopf der Gruppe" gewesen sein, der alle geschäftlichen Entscheidungen traf. Ein weiterer Niederländer (50) soll den Angaben zufolge als "eine Art Manager" fungiert haben, eine Deutsche (52) war die "Buchhalterin". Die übrigen im Team seien als Administratoren für die technischen Dinge und die IT zuständig gewesen.
Beweise gesichert, so gut es ging
Mit großem Aufwand wird seit Monaten in der Sache ermittelt: Hunderte Server müssen ausgewertet werden, in einer Pressekonferenz war von insgesamt mehr als 2000 Mitarbeitern die Rede, die auf dem Bunkergelände im Einsatz waren. In wochenlanger Arbeit wurden dort mögliche Beweise gesichert, so gut es ging. Denn manche Server sind so verschlüsselt, dass die Ermittler keinen Zugriff auf den Inhalt haben. Was an Material aber gesichtet wurde, scheint eindeutig zu sein: "Bisher haben die Ermittler bei der Auswertung der Server keine einzige legale Websites oder legalen Service gefunden", heißt es in der Pressemitteilung.
Weil die Auswertung noch läuft, wurde das Verfahren zunächst auf sieben Tatkomplexe beschränkt. Verhandelt wird vor der Jugendkammer des Landgerichts Trier. Dieses Gericht sei für den Tatort Traben-Trarbach zuständig und zwei der Angeschuldigten seien zur Tatzeit noch Heranwachsende gewesen, heißt es von der Staatsanwaltschaft. Wann das Verfahren eröffnet wird, ist noch nicht entschieden.