Tor-Netzwerk Das Darknet in einer Landkarte

Ausschnitt aus der Darknet-Karte
Foto: hyperiongray.comDie Landkarte des sogenannten Darknets besteht aus Pornos, Exkrementen und vielen weißen Flecken. Entwickler der kleinen US-Softwarefirma Hyperion Gray haben alle Tor Hidden Services, die sie in einer automatisierten Suche finden konnten, in einer Art Landkarte aus Screenshots angeordnet. 6608 Websites sind darin enthalten, versammelt in einer Bilddatei aus 2,7 Milliarden Pixeln, in die man hineinzoomen kann.
Wenn man das tut, findet man Screenshots, auf denen pornografisches Material und allerhand Unappetitliches zu sehen ist. Oder einfach Fehlermeldungen, das sind dann die weißen Flecken. Inhalte, die nach US-Recht illegal sind, hat Hyperion Gray unkenntlich gemacht.
Sichtbar werden aber auch mehrere Seiten, auf denen ein sicherer digitaler Briefkasten eingerichtet ist, über den Informanten anonym brisantes Material an Journalisten übergeben können. Seiten, die technisch ähnlich aufgebaut sind (aber nicht zwingend vergleichbare Inhalte haben), sind in Clustern angeordnet.
Ein offizielles Verzeichnis gibt es nicht
So illustriert die Karte das, was die meisten Menschen unter dem Begriff Darknet oder auch Dark Web verstehen: Tor Hidden Services sind Dienste, die nur über den Tor-Browser aufgerufen werden können - jenes Anonymisierungswerkzeug, das verschleiert, wer was im Internet tut. Daneben gibt es noch weitere Netze, die aber weniger verbreitet sind.

Internet-Parallelwelt: So sehen die Seiten im Darknet aus
Neben Websites können auch Chat- oder Filesharing-Dienste als Hidden Service betrieben werden. Und nicht alle Websites lassen sich mit automatisierten Suchen finden. Die 6608 Screenshots in der Landkarte von Hyperion Gray stellen also nur einen Ausschnitt des tatsächlichen Darknets dar. Weil es aber kein komplettes, öffentlich zugängliches und durchsuchbares Verzeichnis der derzeit mehr als 60.000 Hidden Services gibt, ist dieser Ausschnitt eine nützliche Annäherung.
Viel Illegales - aber eben nicht ausschließlich
Über die Bezeichnung Darknet oder auch Dark Web lässt sich übrigens streiten, klingt sie doch nach düsteren, illegalen Machenschaften. Einer 2016 veröffentlichten Untersuchung der Wissenschaftler Thomas Rid und Daniel Moore zufolge haben tatsächlich auch mehr als die Hälfte aller Websites, die als Hidden Service betrieben werden, kriminelle, betrügerische und zum Teil illegale pornografische Inhalte.
Aber auch Dissidenten, Whistleblower und Medien machen sich die Anonymisierungstechnik der Hidden Services zunutze, um an der Zensur und der Verfolgung von Oppositionellen in ihrem Land vorbeizukommen. Deshalb gibt es immer wieder Vorschläge, das Darknet umzubenennen, zum Beispiel in Shynet - das schüchterne Netz.