Dash Buttons für Waren-Bestellung Amazon verdrückt sich

Amazon Dash: Hässliche Buttons zum Aufkleben in Küche und Haushalt
Foto: Amazon/ YouTubeDer erste April ist insbesondere im Netzwelt-Ressort nicht der leichteste Arbeitstag: Jede Meldung über technische Neuheiten muss mit großer Vorsicht geprüft werden, die Grenzen zwischen genialen Einfällen, Scherzartikeln, ungewöhnlichen Experimenten und Humbug sind selbst für erfahrene Redakteure nicht immer ersichtlich. Deshalb ließ uns die neueste Produktankündigung von Amazon gleich stutzen.
Das Unternehmen kündigte ganz kurz vor dem ersten April an, selbstklebende Buttons anzubieten, mit denen man einfach Haushaltsutensilien nachbestellen kann .
Zunächst soll es das Angebot nur für amerikanische Prime-Mitglieder mit entsprechender Einladung geben. Auf den Knöpfen prangen Markennamen, etwa von Waschmittel- oder Kaffee-Anbietern. Ist so ein Button in der Nähe der Wasch- oder Kaffeemaschine platziert, soll man ihn einfach drücken, sobald der Vorrat zur Neige geht. Ein Werbevideo zeigt, wie so eine Routine aussehen könnte:
Routine ist wohl das entscheidende Stichwort: So ein Produkt funktioniert nur gut bei Leuten, die immer und immer wieder dasselbe tun, essen, kaufen. Die sich niemals für ein anderes Klopapier entscheiden würden als das, was sie "schon immer" benutzen. Die nicht auf Angebote anderer Anbieter achten, weil sie blind darauf vertrauen, bei Amazon schon einen fairen Preis zu bekommen.
Wer nicht zu diesen Verbrauchern gehört, soll mit den Dash Buttons zu solchen gemacht werden. Die Marken-Buttons verhindern, dass man einfach mal eben ein neues Produkt ausprobiert - und vielleicht sogar, dass man überhaupt noch vor die Tür geht, um schnell etwas im Supermarkt zu besorgen.
Werbewand im Badezimmer
Wir haben bei Amazon in Deutschland nachgefragt: Die Firma lässt mitteilen, es handele sich keineswegs um einen Aprilscherz. Allerdings seien die Dash Buttons ausschließlich in den USA erhältlich, und es gebe auch "kein Pläne, das Produkt international auszurollen".
Die selbstklebenden Knöpfe irritieren auch deshalb, weil doch vermutlich kaum jemand seine gesamte Wohnung mit hässlichen Plastikschildchen mit Markennamen zupflastern möchte. Allein im Badezimmer gibt es nämlich genug Produkte, die man immer wieder oder auf Vorrat kaufen muss: Zahnpasta, Seife, Duschgel, Shampoo, Toilettenpapier, Kosmetiktücher, Wattestäbchen und so weiter - da würde neben dem Waschbecken eine beachtliche Werbewand entstehen. Ein bisschen schicker stellt man sich die Zukunft des Wohnens und Einkaufens dann doch vor.
Vor einem Jahr präsentierte Amazon selbst eine schickere Lösung
Kurios ist, dass Amazon unter dem Namen Dash schon vor knapp einem Jahr ein Produkt vorgestellt hat, das eine modernere Lösung als die Buttons war. Es handelte sich um einen kleinen Stick , mit dem man per Spracheingabe oder Scan das Produkt bestellt, das gerade zur Neige geht. Vermutlich auch nicht der Weisheit letzter Schluss - aber es hat ein besseres Presseecho bekommen als die neuen Knöpfe. Die werden zum Beispiel vom "Wall Street Journal" nur als unbeholfener und gar "gruseliger" Zwischenschritt in der Entwicklung der Bestelltechnik gesehen.
Immerhin: Gegen hundertfache Bestellungen durch klickwütige Kinder oder Partygäste sollen die Dash Buttons gewappnet sein. Registriert wird nur der erste Klick, der dann auch zu einer Bestellbestätigung auf dem Smartphone führt. Erst, nachdem das Produkt ausgeliefert wurde, kann das nächste Mal per Knopfdruck bestellt werden.