Daten-Leak Staatsanwälte ermittelten schon dreimal gegen Tatverdächtigen

Sabine Vogt, Leiterin der Abteilung Schwere und organisierte Kriminalität beim BKA, und Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk
Foto: Boris Roessler/ dpaIst er eine Art Serientäter? Johannes S., der beschuldigt wird, Daten wie Handynummern und Privatadressen von rund tausend Politikern und Medienschaffenden mindestens teilweise auf illegalem Wege beschafft und im Internet verbreitet zu haben, war der Justiz vor seiner Festnahme schon mehrfach aufgefallen.
Nach SPIEGEL-Informationen hatte die Staatsanwaltschaft Gießen in den vergangenen Jahren bereits drei Ermittlungsverfahren gegen Johannes S. eingeleitet, unter anderem wegen des Verdachts des Ausspähens von Daten - eine Straftat nach Paragraf 202a des Strafgesetzbuchs - und der Fälschung beweiserheblicher Daten. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte bei SPIEGEL+ .)
Generalstaatsanwaltschaft übernimmt
Keines der drei Verfahren ist abgeschlossen. Die Gießener Strafverfolger übergaben die Fälle nun der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, die in dem aktuellen Fall gegen S. ermittelt.
Unterdessen verdichtet sich der Eindruck, dass Johannes S. nicht nur aus "Ärger" über einzelne Aussagen von Politikern und Prominenten deren Daten beschafft und veröffentlicht hat, wie zunächst berichtet wurde. Nach Recherchen des SPIEGEL gibt es zahlreiche Indizien dafür, dass der Schüler im Netz rechtsextreme Positionen verbreitet und sich im Umfeld rechter "Hacktivisten" bewegt hat.
Unter einem der ihm zuzuordnenden Pseudonyme (r00taccess) wurden in einschlägigen Foren vor allem islamfeindliche und rechtsextreme Kommentare gepostet, wie: "islam ist dreck (: wir leben nicht im 6. Jahrhundert" oder "so leute jetzt wisst ihr wieso die NSDAP wiederkommen wird". Zudem beschimpfte r00taccess "linksversiffte Gutmenschen" und schrieb: "die AfD wird die ganzen Clans nicht wegkriegen, da braucht man die NPD um ordentlich aufzuräumen".
Ideologisch beeinflusst wurde S. offenbar unter anderem von YouTube-Kanälen wie "Die Vulgäre Analyse", die in ihren Hassvideos mehrere der späteren Opfer des Daten-Leaks ins Visier genommen haben.