Daten-Roaming im Ausland Was mobiles Surfen im Urlaub kostet

Mobiles Surfen im Auslandsurlaub ist verlockend einfach - und kann doch so teuer werden. Eine vierstellige Rechnung kommt schnell zusammen. Welcher Anbieter ist günstig? Wo lauern die Kostenfallen? SPIEGEL ONLINE gibt den Überblick über das Tarifdickicht.
Von Jan Mölleken
Am Strand Mails checken: Das kann im Ausland teuer werden

Am Strand Mails checken: Das kann im Ausland teuer werden

Foto: dpa

Mal eben im Urlaub per Handy ein paar Videogrüße nach Hause schicken? Das sollte man lassen, wenn man sich vorher nicht über die Preise für Datentransfers erkundigt hat. Eigentlich weiß man das auch seit Jahren. Und trotzdem - gerade auf den so beliebten wie praktischen Smartphones ist das Internetsurfen verlockend wie nie zuvor. Und das macht die Kostenfalle in den Ferien 2010 für viele zum echten Problem.

Immerhin - im EU-Ausland hat man seit 1. Juli nicht mehr zu fürchten, dass man nach dem Urlaub plötzlich mit einer fünfstelligen Rechnung überrascht wird. Denn wenn die Kosten für Datentransfers (Roamingkosten) 59,50 Euro erreicht haben, muss der Netzanbieter seither die Übertragung stoppen und darf nichts mehr berechnen. Schon bei 80 Prozent der Kosten muss eine Warnung an den Kunden gesendet werden. Das hat die EU-Kommission durchgesetzt. Weitersurfen können Nutzer erst, wenn sie die Sperre selbst aufheben. Sie haben außerdem das Recht, die Grenze persönlich festzulegen.

All diese Regelungen haben allerdings keinen Einfluss auf die eigentlichen Preise. Beim günstigsten Tarif der deutschen Anbieter kann man rund 61 Megabyte abrufen, dann sind 59,50 Euro erreicht - im teuersten ist nach nicht mal 12 Megabyte Schluss.

Die europäischen Mobilfunkanbieter können T-Mobile und Co. für die hohen Preise seit dem 1. Juli 2009 nicht mehr verantwortlich machen. Seitdem ist der Höchstbetrag, den der Netzanbieter im Urlaubsland für das Weiterreichen der Daten vom heimischen Anbieter verlangen kann, durch die Roamingverordnung reguliert. Am 1. Juli sank dieser von 1 Euro auf 80 Cent pro Megabyte (MB) bei Upload und Download. Nächstes Jahr wird der Preis weiter sinken, und zwar auf 50 Cent pro MB. Eine Obergrenze für Endkundenpreise gibt es dagegen noch nicht, da man darauf hofft, dass diese im Wettbewerb der Anbieter untereinander sinken.

Noch vorsichtiger müssen mobile Surfer außerhalb der EU-Länder sein. Bis zu 19 Euro werden in Ägypten oder Mexiko pro Megabyte fällig, die EU-Zwangsbremse gilt natürlich nicht. Unbedachtes Surfen kann hier immer noch sehr schnell sehr teuer werden. Die Preise der Mobilfunkanbieter unterscheiden sich deutlich, zahlreiche Tarifoptionen machen die Angebote unübersichtlich.

Und 10 Megabyte hat man schnell erreicht - ein vierminütiges YouTube-Video in einfacher Qualität braucht so viel Kapazität. Schon der Aufruf der SPIEGEL-ONLINE-Startseite kann je nach Bilderlage locker ein halbes Megabyte schlucken. (Die Mobilfassung m.spiegel.de ist allerdings deutlich kleiner.)

SPIEGEL ONLINE gibt eine grobe Orientierung, worauf man beim eigenen Anbieter achten sollte oder welche Prepaid-Karte günstig scheint. Sie sehen die Tarife der vier größten Anbieter mit Standardtarif beziehungsweise kostenlos wählbaren Auslandsoptionen.

Um es nicht unnötig kompliziert zu machen, sind die Abrechnungsschritte nicht einzeln aufgeführt; bei den meisten Tarifen sind es je 50 oder 100 Kilobyte, vereinzelt 10 Kilobyte.

Wenn Sie wissen wollen, welche Tarifoptionen für Ihren Vertrag genau gelten, gehen Sie auf Nummer sicher und rufen Sie vor der Reise den Kundenservice an. Für Vielsurfer im Ausland gelten die hier vorgeschlagenen Optionen in der Regel übrigens nicht - für sie gibt es meist Tarifoptionen mit Inklusivvolumen und einer Mindestlaufzeit, die hier nicht berücksichtigt sind.

Klicken Sie sich durch. SPIEGEL ONLINE gibt einen Überblick über Anbieter und ihre Auslandsangebote:

E-Plus/Base - Preisvorteil bei Datenabruf

E-Plus

Am günstigsten können prinzipiell Kunden von oder Base im Ausland Daten abrufen. Dafür müssen sie jedoch ganz genau hinschauen, welchen der drei Auslandstarife  sie wählen, da hier Gesprächs- und Datenpreise miteinander verknüpft sind: "International", "Reisevorteil", oder "Reisevorteil Plus". Die Tarife zu buchen, kostet zunächst nichts. Erst, wer telefoniert oder surft, bezahlt.

Wer im Urlaub hauptsächlich im Netz unterwegs sein will, für den ist "Reisevorteil Plus"  am besten geeignet. Innerhalb der meisten europäischen Länder kostet das Megabyte hier nur 97 Cent, bei einer Handvoll ausgewählter Roaming-Partner wird mit 0,49 Euro sogar nur die Hälfte fällig. Datenverbindungen aus "Resteuropa und Nordamerika" - dazu werden Länder wie Israel, Kroatien oder auch die Schweiz gezählt - kosten bereits 2,92 Euro pro Megabyte. In allen übrigen Ländern - dazu gehört auch Marokko - werden pro übertragenes Megabyte 11,71 Euro fällig. Bereits ein durchschnittliches Musikvideo von YouTube schlägt hier schnell mit 100 Euro und mehr zu Buche.

Wer jedoch im Ausland eher telefonieren möchte, sollte über die "International"-Option  nachdenken. Ein- und ausgehende Gespräche sind hier überwiegend deutlich günstiger. Der Preis für ein Daten-Megabyte in EU-Ländern liegt bei "International" mit dafür fast 12 Euro um ein Vielfaches höher.

Auch bei den Prepaid-Karten bietet E-Plus/Base im Vergleich zur Konkurrenz die günstigsten Datentarife. In EU-Staaten werden 1,90 Euro pro Megabyte fällig, überall sonst 4,80 Euro. Je nach Reiseziel sollte man sich allerdings vorher erkundigen, ob das Land auch unterstützt wird. So umfasst in der Prepaid-Preisliste  die Rubrik "Restliche Welt" nur Brasilien, Israel, Thailand und Südafrika.

O2 - Übersicht bei der Preisfindung

O2

Bei ist es deutlich einfacher, die entsprechenden Preise für das Surfen im Ausland zu finden. Datenroaming kostet hier bei Laufzeitverträgen  innerhalb der EU fünf Euro pro versurftem Megabyte. Außerdem gibt es die Option das "Internet Day Pack EU" zu buchen: Für 15 Euro erhält man dann eine Tagesflatrate, die allerdings ab 50 Megabyte in der Übertragungsgeschwindigkeit gedrosselt wird.

Bei gebuchter Option erneuert sich die Flatrate-Buchung selbständig, sobald an einem späteren Tag ein Datenvolumen von 50 Kilobyte überschritten wird. Wer täglich nur Mails checken möchte, fährt ohne Flatrate-Option besser. Im restlichen Europa sowie Türkei, USA und Kanada fallen pro Megabyte 12 Euro Gebühren an, überall sonst 15 Euro. Tagespakete stehen hier nicht zur Verfügung.

Wer eine Prepaid-Karte von O2 besitzt, zahlt in fast allen Ländern Europas ebenfalls fünf Euro pro Megabyte . In den USA, der Türkei und noch drei weiteren Ländern ist der Megabyte-Preis mit 17 Euro etwas höher als in einem O2-Laufzeitvertrag. In der bei O2 ebenfalls überschaubaren "restlichen Welt" müssen 19 Euro für das Megabyte im Daten-Roaming gezahlt werden.

Vodafone - schwere Suche im Preisdickicht

Vodafone macht es für seine Kunden etwas schwierig herauszufinden, was im Ausland für Datenverkehr bezahlt werden muss. Schuld daran sind die beiden kostenlosen Tarife: "World Data" und "Reiseversprechen" .

Vodafone

"World Data" ist seit dem vergangenen Jahr bei -Laufzeitverträgen automatisch gebucht. Bei Rahmenverträgen muss dieser Tarif manuell gewählt werden.

Damit zahlt ein Vodafone-Kunde in EU-Ländern (bei Vodafone "Zone 1") 3,40 Euro pro übertragenes Megabyte. Zone 2 umfasst eine Hand voll weiterer europäischer Länder sowie die Türkei, die USA und Kanada. Dort werden 9,80 Euro pro Megabyte berechnet. Die übrige Welt findet sich unter Zone 3 und 4. In ersterer müssen 15,80 Euro, in letzterer 19,80 Euro pro Megabyte bezahlt werden. Hier lohnt unter Umständen auch ein Blick auf die Zonenliste , da in manchen Ländern verschiedenen Mobilfunkanbietern auch verschiedene Zonen zugeordnet werden.

Der Tarif "Reiseversprechen" kann kostenlos mit "World Data" kombiniert werden und bietet für die Vodafone-Netze im Ausland einen noch günstigeren Megabyte-Preis als den Zone-1-Preis von "World Data": Lediglich zwei Euro müssen hier gezahlt werden.

Allerdings gibt es eine Kostenfalle: Für jede Verbindung werden zusätzlich 50 Cent Verbindungsgebühr in Rechnung gestellt. Der Preisvorteil von "Reiseversprechen" zahlt sich in Ländern der Zone 1 also erst ab einem Datenvolumen von mindestens 350 Kilobyte pro Verbindung aus. Wer regelmäßig nur Mails checkt, zahlt also - je nach Verbindungshäufigkeit - kräftig drauf. Australien wiederum zählt zu Zone 3. Hier sparen Nutzer mit gebuchtem "Reiseversprechen" auf jeden Fall deutlich weniger. Transparenz und Kundenfreundlichkeit sieht anders aus.

Immerhin: Für Prepaid-Karten gelten dieselben Preise. Jedenfalls auf dem Telefon. Anders sieht das bei den "Websessions" Tarifen  für UMTS-Sticks aus: Diese werden unmittelbar vor Gebrauch gebucht. Im Ausland wählbar ist nur ein 24-Stunden-Paket.

Das günstigere Paket heißt "Websessions International", kostet 14,95 Euro und gilt in weiten Teilen Europas und einigen ausgewählten außereuropäischen Ländern wie Australien oder Japan. Wer in den USA, Südafrika oder in vier ausgewählten asiatischen Ländern surfen möchte, wählt "Websessions International Pro" und zahlt 29,95 Euro für 24 Stunden. Beide Tarife sind außerdem auf ein Datenvolumen von 50 Megabyte begrenzt. Wird diese Menge überschritten, kappt Vodafone die Verbindung.

T-Mobile - Viele Tarife führen zum Ziel

T-Mobile

Die Preise der Telekom-Tochter  sind weitgehend identisch mit denen Vodafones. Die bei aktuellen Verträgen bereits voreingestellte Option "Smart Traveller" kostet in der Ländergruppe 1  - also in den meisten europäischen Ländern, inklusive Schweiz - 3,40 Euro pro Megabyte. In Ländergruppe 2, im Wesentlichen bestehend aus den USA, Türkei und einigen Balkanländern, schlägt das Megabyte mit 9,80 Euro zu Buche. Bei dieser Ländergruppe kommt bei außerdem noch ein "Tagesnutzungspreis" von 50 Cent dazu - hier allerdings nicht pro Verbindung abgerechnet, wie im eben genannten Vodafone-Tarif "Reiseversprechen". Der ganze Rest - der allerdings nicht wirklich die restliche Welt umfasst - kostet 15,80 pro Megabyte. Auch hier fällt der Tagesnutzungspreis von 50 Cent an.

Bei den Prepaid-Tarifen "Xtra" und "Combicard Teen" gelten für Ländergruppen 2 und 3 abweichende Preise: In Ländergruppe 2 zahlt man dann bereits 25,80 pro Megabyte, in Ländergruppe 3 sogar 33,80 Euro.

Zudem lassen sich unter "Smart Traveller" verschiedene Tagespakete - Handy Daypasses - buchen: Pro Tag kostet dies für die erste Ländergruppe 4,95 Euro, für die USA 9,95 Euro und für sechs ausgewählte asiatische Länder 14,95. Im Tagespass sind allerdings nur 5 Megabyte Datentransfer enthalten. Für jedes weitere Megabyte fallen in Europa 3,40 Euro, in den USA 3,90 Euro und in Asien 7,90 Euro an. Wird die Option nicht gekündigt, erfolgt bei der nächsten Datennutzung an einem späteren Tag erneut die Buchung eines Daypasses. Diese Optionen dürfen nur für Datennutzung mit dem Handy gebucht werden.

Für Notebooknutzer stehen zwei Tagespakete zur Verfügung. 50 Megabyte in Region 1 kosten 14,95 Euro pro Tag, 50 Megabyte in den USA 24,95 Euro. Bei Überschreitung fallen mit dem Europa-Paket 1,90 Euro, mit dem USA-Paket 3,40 Euro pro weiteres Megabyte an. Auch diese Pakete verlängern sich bei erneuter Datennutzung automatisch, so sie nicht vorher gekündigt wurden.

Damit nicht genug: Auch T-Mobile bietet einen weiteren Tarif an: "Weltweit". Dieser kann auch für "Web'n'Walk"-Tarife gebucht werden, die Buchung an sich ist ebenfalls kostenlos. Bei "Weltweit" ist der Preis für Ländergruppe 1 deutlich niedriger: Nur 1,90 Euro werden in dieser Region pro Megabyte berechnet. Die Schweiz zählt hier allerdings zu Ländergruppe zwei.

Die Preise für die beiden übrigen Ländergruppen, sowie für Prepaid-Kunden unterscheiden sich dagegen nicht von den "Smart Traveler"-Preisen. Als Paketoption steht hier jedoch nur der Notebook-Daypass für Region 1 für ebenfalls 14,95 Euro zur Verfügung.

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