Datenschutz Versteckte ID-Codes in Computerausdrucken

Vor Jahresfrist sorgte die Meldung für Unruhe, in Computerausdrucken könnten geheime Informationen verborgen sein. Eine Ente, ein Gerücht, eine Verschwörungstheorie? Anscheinend nicht: Für einen Druckertyp der Firma Xerox gelang nun sogar die Entschlüsselung der verborgenen Zeichen.

Man entdeckt sie nur mit der Lupe, dann aber auf jedem farbigen Laserausdruck, berichtete vor rund einem Jahr die amerikanische IT-Zeitschrift "PC World": Winzig kleine gelbe Punkte, die einzeln über den Ausdruck verteilt sind. Dahinter, mutmaßten die Journalisten, verbergen sich nicht etwa Druck-Unreinheiten, sondern codierte Informationen. Kurzum: Die Druckerhersteller versähen jeden Drucker mit einer "Wasserzeichen"-Funktion, die den Drucker so identifizierbar machte wie weiland das krumme "e" auf der überstrapazierten Schreibmaschine.

Eine Meldung, wie gemacht dafür, das Nachrichten-Sommerloch zu füllen. Ein bloßes Gerücht?

Keineswegs, berichtet die "Washington Post" in ihrer aktuellen Ausgabe. IT-Spezialisten der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation EFF sei es nun nämlich gelungen, den Farbcode eines Laserdrucker-Typs der Firma Xerox zu entschlüsseln.

Sie behaupten, die mikroskopischen Farbtupfer, die sich auch auf Ausdrucken aus Druckern anderer Hersteller finden, enthielten die Serienummer des benutzten Druckers sowie Angaben zu Zeitpunkt und Datum des Ausdrucks.

Und erstmals wird das Gerücht auch aus anderer Quelle bestätigt: Der US-Geheimdienst, berichtet die "Washington Post", bestätige, dass solche "Wasserzeichen" bei Laserdruckern zum Einsatz kämen. Dabei handele es sich um eine Sicherheitsmaßnahme, mit der Geldfälschung verhindert werden sollte - respektive um eine Fahndungshilfe bei der Suche nach Fälschern. Es gehe jedoch nicht darum, irgendjemanden zu überwachen oder in die Privatsphäre unbescholtener PC-Nutzer einzudringen.

Auch ein Firmensprecher von Xerox bestätigte auf Anfrage, dass die Codierung wie geschildert eingesetzt werde, "auf Anfrage einer Behörde". Das, glaubt die EFF, geschehe seit mindestens zehn Jahren. Ob die "Wasserzeichen" je zur Überführung von Geldfälschern führten, ist hingegen nicht bekannt.

Die EFF hält die Technik deshalb für bedenklich, weil sie beispielsweise in totalitären Regimen dazu benutzt werden könnte, Dissidenten zu enttarnen. Bedenklich sei aber vor allem, sagte EFF-IT-Spezialist Seth Schoe, dass eine solche Technik "über eine so lange Zeit eingesetzt wurde", ohne dass die Öffentlichkeit davon erfuhr.

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