"Die Sims: Hot Date" Verliebt, verlobt, verheiratet

Das wahre Leben spielt sich (viel ungefährlicher) im Computer ab: schnell speichern – schnell laden - Problem gelöst. So lässt sich nun sogar für die größte Herausforderung im Leben eines Game-Freaks üben - für die Balz um einen Partner.
Von Heiko Häusler

Verliebt, verlobt, verheiratet: Heißa, das geht jetzt endlich auch am Computer (oder wenigstens dort). Und es ist gar nicht mal so kompliziert. Planbarer als die Wirklichkeit ist die Welt der "Sims" allemal. Dreimal "Kompliment machen", fünfmal "Kitzeln", "Händchenhalten", "Küssen" - schon ist der virtuelle Single zu zweit.

Goldesel, vierte Auflage

"Die Sims" erweist sich für Electronic Arts mehr und mehr als eine Lizenz zum Gelddrucken. Dass zu den bisher zwei höchst erfolgreichen Erweiterungen ein drittes Add-On erscheinen würde, war da im Grunde eine reine Formsache. Mit "Hot Date" geht die Lebenssimulation also in die vierte Runde, ohne dass man an Konzept oder Gestaltung grundsätzlich hätte viel unternehmen müssen.

Und wieder hat es sich gelohnt: In den USA schoss "Die Sims: Hot Date" umgehend auf Platz eins der Verkaufscharts. Und nicht nur das: Auf Platz fünf findet sich noch immer das Hauptprogramm, ein Top-10-Dauergast (und notwendige Voraussetzung, wenn man "Hot Date" spielen will: Das dürfte den Verkauf noch einmal anheizen). In der schnelllebigen Branche ist all das schlichtweg eine Sensation für ein Spiel, das bereits mehr als ein Jahr auf dem Buckel hat.

Fragt sich nur, was der Spieler von einem weiteren Add-On hat.

Die größte Neuerung, die "Hot Date" für Sims-Fans bietet, ist die "Stadt". Denn erstmals (und endlich) dürfen die Sims Haus und Garten verlassen und das Zentrum ihrer Stadt besuchen. Hier warten diverse Einkaufszentren, Restaurants, ein Strand und Discotheken auf Besucher. Der perfekte Ort also, um auf Partnersuche zu gehen. Oder sich die Zeit zu vertreiben. Da jedoch schon die Taxifahrt in die Innenstadt Geld kostet, können sich vergnügungssüchtige Sims nicht ausschließlich dem Zeitvertreib hingeben. So realistisch sind die Sims: Zunächst muss das Geld verdient werden, bevor es ausgegeben werden kann. Nicht einmal ein Dispokredit ist in der Sims-Welt vorgesehen.

Parallelwelt mit eigener Zeitrechnung

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Lösung des "Am-Abend-feiern-morgens-aufstehen"-Problems, die die Entwickler für vergnügungssüchtige Sims gefunden haben. Dabei hätte diese durchaus Vorbildcharakter für die Realität, wenn da nicht die leidigen Naturgesetze wären: Macht sich der Sim auf in die Stadt, bleibt im heimischen Vorgarten einfach die Uhr stehen. Die allmorgendliche Fahrt zum Job verpassen also auch Sims nicht, die virtuelle Nächte bis in den Morgen durchtanzen.

Allerdings droht das empfindliche innere Gleichgewicht der künstlichen Menschen zu leiden. Wie schon beim Hauptprogramm führt der Weg zu einem glücklichen Sim nur über viel Schlaf, regelmäßige Klogänge, ausreichend warme Mahlzeiten, Komfort und so weiter. Weiterhin gilt es, hier die perfekte Balance zu finden - wer die Möglichkeiten des neuen Add-On exzessiv nutzt, der wird zwar den Balken für die sozialen Kontakte stets im grünen Bereich vorfinden, dafür jedoch an akutem Schlafmangel und zweifelhafter Hygiene leiden. Auf Dauer wird so kein Sim wirklich glücklich.

Ernsthafte Sims-Spieler nutzen die Stadt also nur als gelegentlichen Zeitvertreib. Immerhin tummeln sich hier einige neue Bewohner, an denen der Sim seine Flirtqualitäten erproben kann - zusätzlich zu den Bewohnern der Nachbarschaft, die sind natürlich auch noch da. Verzweifelte Sims besuchen die Partnervermittlungsagentur und werden im Katalog fündig.

Home bleibt Castle

Natürlich haben die Entwickler auch wieder einige neue Gegenstände, mit denen sich das Haus der Sims verschönern lässt, auf die CD gepackt. Besitzer der beiden ersten Add-Ons werden allerdings feststellen, dass viele der hundert "neuen" Gegenstände nur für Erweiterungs-CD-lose Spieler wirklich taufrisch sind.

Etliche der Utensilien lassen sich dafür besonders in Verbindung mit den Örtlichkeiten der Innenstadt nutzen. So wartet ein Picknickkorb auf seinen Einsatz im Park.

Die Verschönerung der eigenen vier Wände bleibt jedoch ein Hauptziel bei "Die Sims". Der Bau- und der Kaufmodus sind noch immer elementare Bestandteile des Spiels und machen mit ihrem Modelleisenbahn-Charme einen wichtigen Teil der Spiel-Motivation aus. Hier bleiben Neuerungen allerdings aus: Dass sich der heimische Vorgarten nun mit einem Teich verschönern lässt, dürfte die meisten Spieler nicht gerade vom Hocker reißen.

Insgesamt handelt es sich bei "Die Sims: Hot Date" um eine gelungene Erweiterung. Am eigentlichen Spielprinzip hat sich nichts geändert, die Örtlichkeiten der Innenstadt sorgen für genau die Abwechslung, die Dauer-Sims-Daddler brauchen. Aber Vorsicht: Auch bei den Sims ereignen sich die meisten Unfälle zu Hause. Die unbedachte Anschaffung eines Herds hat schon zum frühzeitigen Tod ganzer Sim-Massen geführt...

Datenblatt: Die Sims auf einen Blick. Weiter

Datenblatt: "Die Sims: Hot Date"

USK geeignet ohne Altersbeschränkung
Betriebssystem Windows 95/98/2000/Me/XP
Prozessor (mindestens) Pentium II 266 Megahertz
Prozessor (empfohlen) Pentium III 500 Megahertz
Arbeitsspeicher (mindestens) 64 Megabyte Ram
Arbeitsspeicher (empfohlen) 128 Megabyte Ram
Grafikkarte (mindestens) 8 Megabyte Ram
Grafikkarte (empfohlen) 32 Megabyte Ram
CD-Rom achtfach
Festplattenplatz 600 Megabyte
Eingabegerät Maus
Preis rund 90 Mark
"Die Sims: Hot Date" läuft nur, wenn auch "Die Sims" (erster Teil) installiert ist!

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