Streit mit Drag-Queens Facebook lockert Klarnamenpflicht

Drag-Queens Lil Miss Hot Mess (l.) und Sister Roma: Sieg über Facebook
Foto: Eric Risberg/ AP/dpaDie beiden Drag-Queens Sister Roma und Lil Miss Hot Mess haben im Streit mit Facebook einen Teilsieg errungen. Das soziale Netzwerk hat sich am Mittwoch für seinen harten Umgang mit Künstlernamen und Pseudonymen von Travestiekünstlern entschuldigt. Das soziale Netzwerk hatte Hunderte Profile von Drag-Queens gelöscht, weil diese nur ihre Künstler- und nicht ihre Klarnamen angegeben hatten.
Facebook-Manager Chris Cox bittet die Nutzer nun um Verzeihung. In einem Blogbeitrag schreibt er: "Ich möchte mich bei den betroffenen Drag-Queens, Drag-Kings, Transsexuellen, Lesben, Schwulen und Bisexuellen für die Unannehmlichkeiten entschuldigen." In den vergangenen zwei Wochen habe man bei Facebook viel darüber gelernt, welche Auswirkungen die Klarnamenpflicht für manche Personen habe.
Nutzer müssen sich laut Cox mit dem Namen bei Facebook registrieren, den sie auch im wahren Leben benutzen. "Unser Grundsatz war nie, dass wir von jedem Facebook-Nutzer verlangen, seinen offiziellen Namen anzugeben", schreibt Cox. Damit widerspricht er allerdings Facebooks Richtlinien , die ziemlich deutlich festlegen, unter welchem Namen sich die Nutzer anmelden sollten: "Der Name, den du verwendest, sollte dein wirklicher Name sein, so wie er auf deiner Kreditkarte, deinem Führerschein oder deinem Studentenausweis angegeben ist," heißt es dort.
Das will Facebook nun offenbar ändern. Man arbeite an besseren Methoden um "die Sister Romas dieser Welt zu authentifizieren, während wir Facebook nicht für die bösen Buben öffnen", schreibt der Manager.
Laut Cox ist es schwierig zu unterscheiden, wer unter einem Künstlernamen auftritt, um sich etwa vor verbalen Angriffen zu schützen, und wer sich einen falschen Account zulegt, um andere Nutzer zu tyrannisieren und zu beleidigen. Jede Woche überprüfe man Hunderttausende Accounts auf Echtheit. In den vergangenen Wochen seien viele Drag-Queens davon betroffen worden, weil ein Nutzer hunderte Accounts als falsche Identitäten angeschwärzt hatte.
Party statt Protest
Sister Roma und Lil Miss Hot Mess feiern die Entschuldigung als Erfolg. "Wir könnten kaum glücklicher sein und machen daher aus dem Protest eine Siegesfeier", heißt es in der Einladung zu einer Party am Donnerstag. Facebook habe ihnen zugesichert, in den kommenden Wochen sein Richtlinien zu ändern und niemanden mit einem Künstlernamen mehr zu zwingen, seinen Ausweis vorzulegen.
Für Facebook ist es ein gewagter Schritt, die Klarnamenpflicht zu lockern. Schließlich lassen sich Nutzer am besten für die Werbeindustrie klassifizieren, wenn sie ihren offiziellen Namen auch bei Facebook verwenden. Erst am Montag hatte das soziale Netzwerk die Werbeplattform Atlas vorgestellt.