DSL-Drosselung Webdienste sollen sich von Telekom-Bremse freikaufen

Wen bremst die Telekom in Zukunft online aus? Derzeit sind nur Neukunden betroffen. Doch der Konzern stellt bis 2018 alle Verträge um, womöglich samt Bremsklausel. Streaming-Diensten bietet die Telekom schon jetzt an: Kauft einen Sendeplatz in unserem Internetfernsehen.
Telekom: Der Konzern drängt Alt-Kunden in neue Verträge, vielleicht samt DSL-Bremse

Telekom: Der Konzern drängt Alt-Kunden in neue Verträge, vielleicht samt DSL-Bremse

Foto: PATRIK STOLLARZ/ AFP

Neue, pikante Details zu den Drossel-Plänen der Telekom: Der Deutschland-Chef des Konzerns bietet Konkurrenten an, sie könnten sich von der Drosselung freikaufen.

Onlinedienste sollen zahlen: Im Interview mit der "Welt" antwortet Niek Jan van Damme   auf die Frage nach der Benachteiligung anderer Online-Filmdienste wie Lovefilm und Maxdome: Man verhandle gerne mit diesen Firmen über Kooperationen und würde die neuen Erlöse dann in den Netzbau investieren.

Die Telekom will ihr eigenes Fernsehangebot T-Entertain nicht drosseln. Wer aber bei anderen Anbietern im Netz Filme schaut, braucht damit sein Datenvolumen beim Internetprovider Telekom auf. Wenn Online-Anbieter von der Volumenschranke ausgenommen werden wollen, sollen sie sich offenbar einen Platz im T-Entertain-Paket kaufen.

Genau vor diesem Szenario warnen die Verfechter der Netzneutralität schon seit Jahren: Die Telekommunikationsunternehmen könnten ein Zweiklassennetz einführen, in dem unbegrenzt nur derjenige zu erreichen ist, der bezahlt. Wo solche Verträge bereits bestehen, ist im Übrigen unklar: In Frankreich etwa bezahlt Google bereits jetzt dafür, dass beispielsweise YouTube-Videos ruckelfrei zu den Nutzern durchgeleitet werden.

Neue Verträge für alle Telekom-Kunden: Im Zuge der Umstellung aller Breitbandkunden auf die neue Netztechnologie All-IP gibt es Neuverträge für alle Kunden. Die Telekom sieht das so: Mit dem Wechsel der Anschlussart von Analog- und ISDN-Anschlüssen auf All-IP vollziehe der Kunde einen Tarifwechsel, sei danach rein rechtlich ein Neukunde . All-IP bedeutet, dass der gesamte Anschluss über eine Internetleitung abgewickelt wird, auch Telefonate vom Festnetzgerät werden dann als Voice-over-IP-Gespräche abgewickelt.

Diese Umstellung werde sich aller Voraussicht nach bis 2018 hinziehen, sagt der Deutschland-Chef der Telekom Niek Jan van Damme der "Welt" . Ob die genannten Datenobergrenzen in Zukunft gelten, ist laut van Damme fraglich. Derzeit wird bei einer gebuchten Verbindungsgeschwindigkeit von 16 Megabit pro Sekunde schon nach 75 Gigabyte im Monat auf 384 Kilobit pro Sekunde abgebremst. "Wer weiß, wie die Datengrenzen 2018 aussehen werden? Wir leben in einer sehr dynamischen Branche", so van Damme.

Drossel womöglich für Altkunden: Der von manchen Kritikern geäußerte Vermutung - spätestens 2018 wäre das Ende der Internet-Flatrate gekommen , danach würden von der Telekom nur noch Volumentarife angeboten - tritt das Unternehmen allerdings entgegen.

Auf Nachfrage antwortet die Telekom:

"Wer ab heute einen Vertrag zu Call&Surf oder Entertain abschließt, hat die Volumenbegrenzung in den AGB stehen. Die tatsächliche Umsetzung erfolgt frühestens 2016. Und was die IP-Umstellung betrifft: In fünf Jahren werden wir die AGB von 2018 nutzen und nicht die von 2013."

Wie die Verträge 2018 aussehen sollen, sagt die Telekom nicht.

meu/lis
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