Elefant wird Mücke Googles Musiksuche ist online

Pressekonferenz zu Googles Musiksuche: 30-Sekunden-Songhäppchen für Unbedarfte
Foto: MARIO ANZUONI/ REUTERSGoogles Schritt, eine dezidierte Musiksuche anzubieten, hat für eine Menge Aufmerksamkeit gesorgt. Kein Wunder, höher kann man ein Projekt im Web kaum aufhängen, als es unter der Google-Marke zu bewerben. Doch Googles Musikdienst ist keiner: Der Suchmaschinist bündelt nur vorsortierte Web-Angebote, um Netz-Nutzer gezielter zu legalen und oft kostenpflichtigen Musikangeboten im Web zu führen.
Dass Google dabei mit Partnern arbeitet, zu deren Shops und Services die Suchmaschine die potentiellen Kunden lenkt, hat in der Musikbranche nicht zuletzt deshalb für Zustimmung gesorgt, weil Apples iTunes Store dabei auffällig unauffindbar bleibt: Statt den branchengrößten Shops iTunes und Amazon weitere Kundschaft zuzuführen, könnte Googles Musikangebot mittelfristig die Kleineren stützen - und zwar lala, imeem, Pandora und Rhapsody.
Allerdings nur, wenn der Service auch genutzt wird. Damit sich außer Shoplinks auch inhaltlich etwas tut, sind MySpace und YouTube eingebunden: Besser ist das, warum sollte sonst irgendjemand bei Google nach Musik suchen, statt in den Shops selbst oder bei einer der diversen Shop-Metasuchmaschinen?
Google verspricht, Musik nach Künstlernamen, Lied- oder Albentiteln auffindbar zu machen, aber auch nach erinnerten Textzeilen. All das ist absolut nichts Neues, jede Suchmaschine schafft das so oder so, und wie erste Tester in den USA anmerken, Google noch nicht einmal besonders gut.
Metasuche: Eine Mücke, kein Elefant
Ganz unwichtig ist der neue Dienst trotzdem nicht, weil er Aufmerksamkeit erregt und auch Netz-Nutzern die Möglichkeiten der Suche nach Musik eröffnet, die all die Streamingportale, Musikdienste wie Last FM oder Regeln für gezielte Suche per Suchmaschine nicht kennen. Trotzdem bleibt er wohl hinter den Erwartungen zurück - nennt man das Google-Angebot eine Musiksuche , ist die Produktenttäuschung programmiert.
Das Potential des Dienstes, der eben kein Musikangebot ist, sondern kaum mehr als eine Meta-Shopsuche mit eingeschränktem Fokus, liegt allein in der Größe der Dachmarke begründet. Der Name Google gewährleistet, dass dem einen oder anderen wenig Web-versierten Nutzer die Musiksuche, die ihre Nutzer ausschließlich zu legalen Quellen führt, vielleicht wirklich einfällt, wenn er auf Musik-Suche ist.
Denn selbst in der US-Version bietet Googles Musiksuche wenig mehr als 30-Sekunden-Häppchen zum Hineinhören - also das, was so gut wie jeder Shop und nicht nur Amazon oder iTunes mindestens anbietet. In Einzelfällen wird auch der gesamte Song zum Probehören angeboten, allerdings nur einmal. Ein ernstzunehmender Service ist das wohl kaum.
Google bietet den Musikdienst zunächst ausschließlich in den USA an und hat noch keine Pläne für einen Start in Deutschland. Hierzu seien weitere Verträge und Verhandlungen nötig, erklärte ein Firmensprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Man fragt sich unwillkürlich, warum eigentlich: Auch in den USA hat Google keine Lizenzverträge mit den Labels abgeschlossen. Worüber und wozu auch? Die Musik selbst ist ja gar nicht zu hören - außer, sie liegt legal bei iTunes oder MySpace als Stream vor. Und die Suche nach einem legalen Angebot oder einem CD-Shop ist definitiv nicht Lizenzpflichtig.
So wird aus dem Elefanten Google Musiksuche schnell eine Mücke. Man kann das als unaufwändige moralische Unterstützung für die darbende Musikindustrie verstehen (oder als preiswerten Teil des Google-üblichen, ständigen PR-Feuerwerks). Das ist in Anbetracht der anhaltend ernsten Lage der allerdings nicht nur durch Internetpiraterie gebeutelten Branche ja durchaus löblich.