Streit über @ElonJet eskaliert Twitter sperrt Mastodon-Account und blockiert Links zum Konkurrenten

Privatjet von Elon Musk (2020): Ein Twitter-Bot sorgt für Aufregung
Foto:HANNIBAL HANSCHKE / REUTERS
Auf Twitter können derzeit zahlreiche Links zum Onlinedienst Mastodon nicht mehr geteilt werden. Wie der SPIEGEL am Freitagmorgen anhand von zwei Accounts nachvollziehen konnte, ließen sich unter anderem Tweets, die auf die wichtige »Entdecken«-Seite aus dem Mastodon-Kosmos verwiesen, nicht mehr posten.
Neue Beiträge mit einer Verlinkung von https://mastodon.social/explore goutierte Twitter mit dem Hinweis »Etwas ist schiefgelaufen, aber keine Sorge – versuch es einfach noch einmal.« Wenn man das tat, erschien ein zweiter Hinweis: »Nicht möglich, weil dieser Link von Twitter oder unseren Partnern als potenziell schädlich identifiziert wurde.« Auch viele Profil-URLs von Mastodon-Accounts, darunter etwa https://mastodon.world/@auschwitzmuseum , ließen sich nicht mehr teilen. Der direkte Link zur Mastodon-Homepage dagegen konnte weiterhin gepostet werden.
Indeed. Something went very, very wrong. pic.twitter.com/FBwzw1mqo7
— Auschwitz Memorial (@AuschwitzMuseum) December 16, 2022
Das Ganze ist mutmaßlich Ausläufer eines Streits um einen Twitter-Bot namens @ElonJet, welcher – auf Basis öffentlich zugänglicher Daten – automatisch die Starts und Landungen des Privatjets von Elon Musk nachhielt. Musk hatte sich schon länger über den Account geärgert, diese Woche wurde @ElonJet nun gesperrt. Parallel dazu kündigte Musk federstrichartig neue Moderationsrichtlinien an, die er als Anti-Doxing-Regeln inszenierte. Doxing ist eine unter anderem aus der Gamer- und YouTuber-Szene bekannte Taktik, bei der es darum geht, andere durch das Veröffentlichen persönlicher, üblicherweise nicht öffentlicher Daten im Netz bloßzustellen oder einzuschüchtern.
Musk geht es um sich selbst
»Jedes Konto, das Echtzeit-Standortdaten von jemandem veröffentlicht, wird gesperrt, da dies eine Verletzung der physischen Sicherheit darstellt«, twitterte der neue Firmenchef. »Dazu gehört auch das Posten von Links zu Websites mit Echtzeit-Standortinformationen.« Okay sei lediglich »das Posten von Orten, zu denen jemand gereist ist, mit leichter Verzögerung«.
Musk berichtete im Zuge der Ankündigung, dass ein Stalker ein Auto verfolgt habe, in dem sich seine Tochter befunden habe. Außerdem wolle er gegen den Betreiber von @Elonjet, Jack Sweeney, nun juristisch vorgehen. Jack Sweeney ist ein 20-jähriger Student. Im Zuge einer offenbar sehr weitläufigen Auslegung seiner neuen Regeln hat Twitter mittlerweile auch die Accounts mehrerer bekannter US-Journalisten gesperrt.
Auch der seit Juni 2017 bestehende offizielle Twitteraccount von Mastodon, @joinmastodon, der am Donnerstag rund 175.000 Follower zählte, ist derzeit auf Twitter nicht mehr abrufbar. Bevor dieser Account gesperrt wurde, hatte er die folgende Nachricht abgesetzt: »Wusstet ihr das? Ihr könnt @ElonJet auf Mastodon folgen, unter https://mastodon.social/@elonjet .«
Nur manche Domains sind blockiert
Ersten Analysen des Techmagazins »The Verge« zufolge blockiert Twitter derzeit das Posten von Links zu Mastodon.social sowie zehn weiteren Domains, die mit dem Netzwerk zu tun haben. Wie lange diese Einschränkungen bestehen werden, ist bislang unklar. Weder Twitter noch Mastodon haben sich bisher zu der Thematik geäußert.
Jack Sweeney kommentierte Twitters Vorgehen rund um @Elonjet in der Nacht zum Freitag auf Mastodon so: »Alles, was mit mir zu tun hat, ist verboten«, schrieb der 20-jährige Student. »So viel zur Redefreiheit.«