Johnny bloggt aus der Sicht eines alleinerziehenden Mannes
Foto: SPIEGEL ONLINESie können praktische Alltagsinformationen liefern oder einfach nur Seelentröster in einer stressigen Phase sein: Auf zahlreichen Eltern- und Familienblogs berichten Mütter und Väter über ihre Erfahrungen mit dem Nachwuchs - und geben ihrer Leserschaft Tipps.
Mittlerweile gibt es laut Schätzungen über 2000 deutschsprachige Elternblogs, auf Konferenzen wie der "Blogfamilia" trifft sich die Szene. Von vielen werden die Blogs noch belächelt, als Tagebuch von Müttern und - seltener - Vätern mit einem gewissen Geltungsdrang. Doch die Bloggerszene ist vielfältig. Manchen geht es um eine lustige Beschreibung des Familienlebens, andere schlagen auch politischere Töne an.
Hier stellen zwölf Eltern- und Familienblogger sich und ihre ganz unterschiedlichen Perspektiven aufs Thema Elternschaft vor (zum Durchwischen oder -klicken):
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Ju Hahn,
Wheelymum
"Ich habe angefangen zu bloggen, als mein Kind ein Jahr alt war. Ich schreibe über die üblichen Probleme vieler Eltern: Schlafen, Stillen, Wickeln. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass Eltern mit Behinderung mit allen anderen Eltern viel gemeinsam haben. Es gibt natürlich einige Besonderheiten. Zum Beispiel darf ich meinen drei Monate alten Sohn offiziell nicht im Tragetuch tragen, denn mein Rollstuhl ist nur für die Beförderung einer Person zugelassen. Ich möchte dafür kämpfen, das andere Eltern mit Behinderung es einfacher haben. 'Gesunden' Eltern möchte ich mit meinen Texten die Angst nehmen - wir sind eine ganz normale Familie. Auch mit dem Rollstuhl."
Jochen König
"Ich habe zwei Töchter. Meine große Tochter ist in einer heterosexuellen Beziehung entstanden und sie lebt zur Hälfte bei mir. Meine kleine Tochter habe ich als Co-Vater bekommen - sie hat zwei lesbische Mütter. Mit meinem Blog möchte ich unterschiedliche Familienkonstellationen sichtbar machen. Ich möchte Vielfalt als Wert zeigen, alternativ zu klassischen Rollenbildern von Mann und Frau."
Julia,
Unangespießt
"Mein Blogname 'unangespießt' ist eine Verschmelzung von "spießig" und "unangepasst". Spießig bin ich ja schon - mit Mann und Kind und Gemeinschaftsgarten. Unangepasst bin ich aber auch - als Goth-Mom mit wechselnden Haarfarben und Tattoo im Gesicht.
2015 hab ich angefangen zu bloggen und erst mal über den Alltag mit Baby geschrieben, weil mir beim Stillen langweilig war. Inzwischen beschäftigen mich aber auch gesellschaftsrelevante Themen wie Kinderfreundlichkeit, Armut oder auch unser Umgang mit dem Tod. Ich möchte gern das Ungewohnte sichtbar machen und auch Tabuthemen angehen."
Johnny,
Johnnys Papablog
"Vor rund vier Jahren wurde meine damalige Freundin ungeplant schwanger. Ich suchte im Netz und stellte fest, dass es kaum schreibende Väter gibt. Ich fing mit dem Bloggen an, um meine Gefühle zu verarbeiten und auch, um Vätern allgemein eine Stimme zu geben.
Mittlerweile sind die Mutter meiner Tochter und ich getrennt, und meine Tochter lebt bei mir. Der Blog begleitete mich während dieser schwierigen Zeit. Erst traute ich mich nicht, mich als alleinerziehender Vater zu outen. Doch Ich lernte tolle Menschen kennen, einige boten mir auch Hilfe an. Ich habe viele Leute kennengelernt und kann mittlerweile auch davon leben, darüber zu schreiben, was mich beschäftigt."
Lisa,
Stadt Land Mama
"2012 habe ich gemeinsam mit meiner Kollegin 'Stadt Land Mama' gestartet, nachdem wir zusammen ein Buch in Dialogform geschrieben hatten und uns das Format so gut gefiel. Das Blog wurde dann stetig größer, heute freuen wir uns vor allem, Familien damit eine Stimme geben zu können. Deshalb kommen bei uns auch so viele verschiedene Mütter und Väter in Gastbeiträgen zu Wort.
Wir können damit sämtliche Facetten der Elternschaft abbilden und sichtbar machen. Familien, die von Krankheit betroffen oder einfach im Alltag auch mal überfordert sind, Alleinerziehende am Rande der Erschöpfung oder Mütter in Führungspositionen kommen hier zu Wort und können sich austauschen und Unterstützung finden. Eltern stehen heute stark unter Druck - mit unserem Schreiben wollen wir entlasten: Niemand muss perfekt sein. Wir sind es auch nicht."
Jane,
Regenbogenmutti
"Ich habe vor vielen Jahren angefangen zu bloggen, nachdem ich mich von meinem Ex-Mann getrennt hatte. Für mich war das Schreiben im Netz eine Form der Verarbeitung. Auch meine Partnerin Nina habe ich übers Bloggen kennengelernt. Seit 2016 blogge ich als Regenbogenmutti. Ich möchte den Lesern zeigen, dass es in Regenbogenfamilien genau dieselben Sorgen und Probleme gibt wie in allen anderen Familien auch."
Christine Finke,
Mama arbeitet
"Ich habe im September 2011 angefangen zu bloggen, als ich frisch arbeitslos war. Weil ich Mitteilungsbedürfnis hatte, neugierig war, und es gewohnt war, ins Internet zu schreiben. Damals wollte ich nix erreichen, nur spielen. Mittlerweile möchte ich zwar weiterhin eine Spielwiese haben, aber vor allem Öffentlichkeit und Sichtbarkeit für familienpolitische Themen herstellen, insbesondere diejenigen, die Alleinerziehende und ihre Kinder betreffen."
Sonja Lehnert,
Mama Notes
"Ich habe 2013 angefangen zu bloggen. Über Kindererziehungsstress, Probleme beim Wiedereinstieg in den Job und Vereinbarkeit. Ich möchte nicht so tun, als wäre alles perfekt. Ich möchte ein Sprachrohr sein, auch für Themen wie Feminismus, Familienpolitik und die Kinderfeindlichkeit der Gesellschaft."
Jana Friedrich,
Hebammenblog
"Ich habe zwei große Kinder (12 und 18 Jahre) und arbeite seit 20 Jahren als Hebamme. In meiner täglichen Arbeit mit Schwangeren stellte ich fest, dass diese sich in Foren im Internet gefährliches Halbwissen aneigneten über die Geburt und mögliche Komplikationen.
Mit meinem Blog möchte ich den Frauen eine Plattform bieten, die fachlich korrekte Informationen weitergibt, über Schwangerschaft, Geburt und Babyzeit. Außerdem möchte ich auch auf die Probleme meiner Berufsgruppe aufmerksam machen. Hebammenmangel, steigende Versicherungskosten und andere strukturelle Probleme stellen eine Gefahr für die Versorgung von Schwangeren und ihren Babys dar."
Rike Drust,
Infemme
"Als ich 2009 Mutter wurde, fühlte ich mich in die Fünfzigerjahre zurückversetzt. Auf einmal war ich allein mit Baby zu Hause, mein Mann war bei der Arbeit. Für mich war das ein Schock. Bei unserem zweiten Kind teilten wir uns die Care-Arbeit gleichberechtigt auf. Auf meinem Blog 'infemme' schreibe ich viel über Feminismus und Mutterschaft. Wenn mich ein Thema ärgert, dann blogge ich.
Zuletzt habe ich mich besonders über den Vorwurf der Frühsexualisierung von Kindergartenkindern der AfD aufgrund einer Aufklärungsbroschüre aufgeregt, in der auch Regenbogenfamilien vorkamen. Ich bin sehr dafür, dass Kinder von klein auf Vielfalt kennenlernen."
Nina Jaros,
Frau Papa
"Ich bin eine lesbische Frau, wurde aber im Körper eines Mannes geboren. Auf meinem Blog ist meine Geschlechtsangleichung ein Thema, aber auch der ganz normale Alltagswahnsinn mit Frau und vier Kindern im Alter zwischen 7 und 14 Jahren. Ich möchte zeigen, dass es verschiedene, bunte Familienkonstellationen gibt, mehr als Vater, Mutter, Kind."
Alu und Konsti,
Große Köpfe
"Angefangen haben wir 2012 mit dem Blog aus einer Schreibblockade heraus. Da wir mit zwei Kindern und zwei Arbeitsstellen genug zu tun hatten, war recht schnell klar, das werden unsere Themen. Weitermachen war einfach, schreiben ist ein Ventil für mich und für Konsti eine Gedankenstütze. Wir sind mit ihrer und seiner Sicht als Elternblog in Deutschland einzigartig, und inzwischen bloggt auch unsere große Tochter mit."
Johnny,
Johnnys Papablog
"Vor rund vier Jahren wurde meine damalige Freundin ungeplant schwanger. Ich suchte im Netz und stellte fest, dass es kaum schreibende Väter gibt. Ich fing mit dem Bloggen an, um meine Gefühle zu verarbeiten und auch, um Vätern allgemein eine Stimme zu geben.
Mittlerweile sind die Mutter meiner Tochter und ich getrennt, und meine Tochter lebt bei mir. Der Blog begleitete mich während dieser schwierigen Zeit. Erst traute ich mich nicht, mich als alleinerziehender Vater zu outen. Doch Ich lernte tolle Menschen kennen, einige boten mir auch Hilfe an. Ich habe viele Leute kennengelernt und kann mittlerweile auch davon leben, darüber zu schreiben, was mich beschäftigt."
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