Digitalkünstler Emi Haze Das fünfte Element

Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther: Zu seinen neueren Arbeiten ließ sich der Digitalkünstler Emi Haze vom aristotelischen System der fünf Elemente inspirieren. Das Magazin "Docma" erklärt seine Arbeit.
Von Michael J. Hußmann
Svefn-g-englar (übersetzt etwa "Schlafwandler") ist nach einem Song der isländischen Band Sigur Rós benannt

Svefn-g-englar (übersetzt etwa "Schlafwandler") ist nach einem Song der isländischen Band Sigur Rós benannt

Foto: Emi Haze/ DOCMA

Emi Haze kombiniert Fotos mit gemalten Elementen, die in einer an Doppelbelichtungen erinnernden Weise überblendet werden. Der Italiener ist Digital Artist und Illustrator, und die Kombination der beiden Ausdrucksformen zeichnet bis heute seine Bilder aus.

In früheren Arbeiten dekonstruierte Haze fotografische Porträts und löste sie in grafische Formen auf, bis in manchen Fällen nur noch eine stilisierte Illustration übrig blieb. Auf seiner Website  sind auch Beispiele für diese Phase zu finden.

Neueren Bildern von Emi Haze liegen ebenfalls Porträts zugrunde, aber diese Arbeiten sind ausdrücklich durch die in der griechischen Antike entstandene Vorstellung inspiriert, alle Stoffe seien aus einer kleinen Zahl von Grundelementen zusammengesetzt. Den vier Elementen oder Essenzen des Empedokles - Erde, Wasser, Luft und Feuer - fügte Aristoteles als fünftes Element oder Quintessenz den Äther hinzu.

"Cosmogony reloaded" spielt auf die Kosmogonie an, also die Entstehung des Universums, insbesondere aber auf "Cosmogony", einen Song der isländischen Sängerin Björk

"Cosmogony reloaded" spielt auf die Kosmogonie an, also die Entstehung des Universums, insbesondere aber auf "Cosmogony", einen Song der isländischen Sängerin Björk

Foto: Emi Haze/ DOCMA

Während sich die vier Elemente ineinander umwandeln lassen sollten, sei der Äther, den Aristoteles im heliozentrischen Weltbild jenseits der Mondsphäre lokalisierte, als einziges Element unveränderlich und unvergänglich.

"Wolken, die sich zu Haaren formen"

Die Grundidee der Bilder besteht in der Kombination des menschlichen Körpers mit der Natur - genauer gesagt, den fünf aristotelischen Elementen. Emi Haze selbst beschreibt es als: "Haufen von Ästen, Wolken, die sich zu Haaren formen, Gesichter, die in Luft und Himmel aufgehen, menschliche Silhouetten, die aus dem von Wurzeln durchwachsenen Boden entstehen … Das Ergebnis ist die Vision einer ätherischen Welt, die in der Schwebe zwischen Realität und Fantasie, Traum und Utopie hängt, und in der Farbe und Empfindsamkeit die vorherrschende Rolle spielen."

Zur Umsetzung dieser Idee greift Haze einerseits auf Fotos von Pflanzen, Wolken, Erde und anderen Naturelementen zurück, andererseits verwendet er handgemalte Elemente. Schon vor seiner Beschäftigung mit digitalen künstlerischen Techniken hatte er gemalt, und nach wie vor liebt er die (wie er es nennt) Wärme der Pinselführung, wenn er mit Öl-, Acryl- oder Aquarellfarben arbeitet. Daher finden auch heute noch traditionell gemalte Texturen Eingang in seine digitalen Werke.

"Natural Heart Mother" von Emi Haze

"Natural Heart Mother" von Emi Haze

Foto: Emi Haze/ DOCMA

Das hier gezeigte Bild trägt den Titel Natural Heart Mother und ist damit das Gegenstück zu einem verwandten Werk, Atom Heart Mother, dessen Titel wiederum auf das gleichnamige Album von Pink Floyd (1970) anspielt. Solche musikalischen Verweise sind typisch für die Arbeiten von Emi Haze.

So geht das

Hier beschreibt der Künstler in sechs Schritten, wie diese für seinen aktuellen Stil charakteristische Montage entstanden ist (zum nächsten Bild geht es jeweils per Klick):

Fotostrecke

Digitalkunst von Emi Haze: Tipps zur Bildgestaltung

Foto: Emi Haze/ DOCMA

Über den Künstler

Emi Haze hat am Istituto Design Palladio in Verona Grafik- und Werbedesign studiert. Seitdem hat er für Kunden wie Adobe, Wacom, Penguin Random House, Getty Images gearbeitet. Zusammen mit der Agentur Goodby, Silverstein & Partners war er an der Werbekampagne anlässlich des 25-jährigen Photoshop-Jubiläums beteiligt.

Sein Bild Cosmogony Reloaded setzte Adobe in dem während der letzten Oscar-Verleihung gesendeten Werbespot ein, der in Cannes und bei den Emmy Awards preisgekrönt wurde. Neben seiner Tätigkeit in der Werbung hat Emi Haze auch Buchtitel illustriert und bietet seine freien Arbeiten in Galerien an.

Gefunden in

DOCMA 69

Doc Baumanns Magazin für digitale Bildbearbeitung

März 2016

Docma-Shop Docma - Abo und Gratis-Ausgabe Docma - Magazin für Digitale Bildbearbeitung 

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