Symbole zum Chatten Mark Davis, der Herr der Emojis

Fast jeder, der am Smartphone chattet, nutzt mittlerweile Emojis. Doch wer entscheidet, welche Symbole es gibt und welche nicht? Ein Besuch beim Mitgründer und Präsidenten von Unicode.
Software-Ingenieur Mark Davis

Software-Ingenieur Mark Davis

Foto: Christiane Oelrich/ dpa

Dafür, dass Mark Davis das Leben von Milliarden Menschen beeinflusst, ist der Amerikaner ziemlich unbekannt. Davis, ein Software-Ingenieur, ist so etwas wie der Herr der Smileys und Emojis. Mit seinem Team entscheidet er, welche neuen Gesichtsausdrücke, Figuren und Gegenstände Menschen demnächst in ihren Chatnachrichten nutzen können, sei es nun bei Facebook oder in WhatsApp. Im März soll die Liste mit den neuen Symbolen fertig sein.

Emojis sind längst ein weltweites Phänomen. Etwa 1999 in Japan entstanden, wurden sie schnell ein wichtiger Bestandteil der digitalen Kommunikation. Das japanische "Emoji" bedeutet etwa: Bild und Zeichen. Als Google 2006 seinen E-Mail-Dienst Gmail in Japan anbieten wollte, war klar: Ohne Emojis geht es nicht, und um sie darstellen zu können, waren Standards nötig.

"Wir dachten erst, es sei eine Modeerscheinung", sagt Mark Davis. Dann begann der Siegeszug von Smartphones und sozialen Medien mit ihrem Druck, sich kurz zu halten.

70 Neuheiten sind geplant

Davis, ein Amerikaner mit weißem Bart, der Schweizerdeutsch versteht und spricht, zeigt in seinem Büro in Zürich auf dem Computer die neuen Kandidaten. Symbole wie Klopapier und Känguru sind dabei, genau wie ein schwitzender Smiley, ein Kompass, ein Moskito, ein Teddybär und ein Puzzleteil. Mit seinem Team im Emoji-Ausschuss des Unicode-Konsortiums wird Davis bald etwa 70 Neuheiten freigeben.

Davis ist Mitgründer und Präsident von Unicode. Diese gemeinnützige Organisation standardisiert die digitale Kommunikation. Davis arbeitet hier ehrenamtlich, sein Geld verdient Davis bei Google Schweiz in Zürich.

Emojis sind nur ein kleiner Teil der Unicode-Arbeit. Jedes Schriftzeichen aus allen Sprachen der Welt bekommt von Unicode einen einzigartigen digitalen Code, damit es weltweit in gleicher Weise abgebildet werden kann. Zu den Zeichen gehören seit ein paar Jahren auch die Emojis.

Fast jeder Smartphone-Nutzer verwendet sie heute, um Texte zu verkürzen, um mit einem Klick Emotionen anzuzeigen. Eine Sektflasche signalisiert "Feiern", das Wort "Deutschland" wird durch die Fahne dargestellt, "ich lach mich tot" durch einen Smiley mit herunterlaufenden Tränen.

Jeder kann Vorschläge machen

Es gibt klare Regeln bei der Auswahl. "Besteht die Aussicht, dass das vorgeschlagene Symbol viel verwendet wird?", sagt Davis. Das muss der Antragsteller stichhaltig belegen, zum Beispiel mit Auswertungen, wie oft der Ausdruck auf YouTube oder anderen Anwendungen vorkommt. Dann ist wichtig, dass es unter den mehr als 2600 schon existierenden Emojis nicht schon etwas Ähnliches gibt. Seit drei Jahren kann jeder Mensch bei Unicode Vorschläge für neue Emojis einreichen.

Marius Spix, ein 24-jähriger Softwareentwickler aus Köln, hat diese Chance genutzt. "Bei Textnachrichten ist es oft schwierig, die Gefühle des anderen herauszufinden", sagt er. "Emojis ermöglichen es, Gefühle auch in Schriftform auszudrücken."

"Für mich als Asperger-Autist ist es oft eine Herausforderung, Ironie zu erkennen", sagt Spix. "Hier ist ein Zwinker-Emoji Gold wert. Manchmal sagt auch ein Emoji mehr aus als tausend Worte, zum Beispiel eine Kaffeetasse."

Marius Spix hat zwei neue Symbole vorgeschlagen, die Unicode aufnehmen will: einen Koffer und das Puzzleteil. "Das Puzzleteil hat für mich mehrere Bedeutungen", sagt er. "Auf der einen Seite steht es für den Zusammenhalt, also einen Teil eines Ganzen. Auf der anderen Seite steht es auch für etwas Kniffliges, Kompliziertes."

Nachricht mit Emojis

Nachricht mit Emojis

Foto: Arno Burgi/ dpa

"Besonders toll ist der mit der hochgezogenen Augenbraue"

Schriftzeichenexperte Davis kommuniziert selbst auch gern mit Emoji. "Ich nutze vor allem solche, die Feierlaune verbreiten, wie Geburtstagskuchen, Feuerwerk und so etwas", sagt er. "Oder auch die, die Skepsis ausdrücken: Besonders toll ist der mit der hochgezogenen Augenbraue."

Insgesamt sind heute sind mehr als 2300 Emojis in Gebrauch. Darunter ist auch ein lachender Kothaufen, der in Japan schon existierte, bevor Unicode sich der Emojis annahm: Aus diesem Grund wurde er automatisch in den Bestand aufgenommen. Der Kothaufen soll übrigens Glück symbolisieren.

Angst, dass Emojis eines Tages Text verdrängen werden, hat Mark Davis nicht: "Man nehme nur den ersten Satz eines Romans und versuche, ihn in Emojis darzustellen: Da sieht man sofort die Grenzen."


Welche Emojis sind nach Ihrem Geschmack? Stimmen Sie hier ab!

Je nachdem, welches Handy oder welche App man nutzt, sehen dieselben Emojis manchmal verschieden aus. Bei uns können Sie nun abstimmen, anhand von zehn Beispielen: Gefallen Ihnen die Emojis von Google oder die von Apple besser? Das Design auf der linken Seite stammt jeweils von Google, das rechts von Apple. Nach jeder Antwort sehen Sie, wie die anderen Nutzer abgestimmt haben.

Christiane Oelrich, dpa/mbö

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