Netzwelt-Ticker Google umgarnt deutsche Verlage

Google Currents: Mobiles Nachrichtenangebot aus viele Quellen
Google Currents sammelt automatisch Medieninhalte ein und bereitet sie zum mobilen Konsum auf, bringt Texte in Tablet- und Smartphone-freundliche Formate, schrumpft Bilder und fügt soziale Funktionen hinzu. Dabei macht Currents keinen Unterschied zwischen offiziellen und etwa Blog-Inhalten. Google schreibt: "Nutzer können sich ihre Lieblingsmedien zusammenstellen, neue Inhalte entdecken, teilen und in bester Qualität lesen und durchstöbern - auch offline."
Für "Verlage und Medien" lohne sich die Zusammenarbeit mit Google, weil Currents "eine geräteübergreifende Plattform zur Veröffentlichung ihrer Inhalte und Medienformate in anpassbarem Design und Layout" biete. Medienanbieter könnten eigene Medienpakete schnüren, sogenannte Editionen, die Currents-Kunden dann per Klick herunterladen können. Der Verlag Gruner und Jahr (am SPIEGEL beteiligt), die "Neue Zürcher Zeitung" und der Schweizer Verlag Blogwerk ("netzwertig", "neuerdings") machen unter anderem schon mit. Außerdem lässt sich Currents mit Feeds aus dem Google Reader füttern.
Currents erinnert an die viel gelobte Mobile-App Flipboard. Flipboard kann alles, was aus Text und Bild besteht, für sich verwerten, fügt Twitter-Streams, ständig aktualisierte Suchergebnisse, Flickr-Streams zu ständig aktiven Medienströmen zusammen, nach Themen oder Zeit sortiert.
Statt Schultrojaner: Blauer Brief für Niedersachsens Schulen
Zahlreiche niedersächsische Schulleiter werden in den nächsten Tagen unangenehme Post der niedersächsischen Landesschulbehörde bekommen. Mit den Briefen will die Behörde die Schulen an ihre Pflicht erinnern, zum Schutz des Urheberrechts dafür zu sorgen, dass keine eingescannten Seiten aus Schulbüchern oder kostenpflichtige Kopiervorlagen auf Schulrechnern gespeichert werden, wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" ("NOZ") berichtet.
Schon seit Februar verlangt die niedersächsische Landesschulbehörde, dass Schulleiter eine Erklärung unterschreiben, dass auf ihren Schulrechnern keine digitalisierten Materialien aus Schulbüchern gespeichert sind. Ein Vorhaben, das mit Skepsis und stillem Boykott aufgenommen wurde. Nun sollte ein weiterer Brief der Forderung Nachdruck verleihen - aber der fachte damit nur den Widerstand gegen die Maßnahme an.
Die Lehrerverbände kritisieren die Erklärung als "unfairen Versuch, den Schwarzen Peter […] weiterzureichen." Die Schulen könnten doch gar nicht garantieren, dass ihre Rechner sauber sind - eine Umsetzung würde erheblichen Schnüffelaufwand bedeuten. "Wir fordern unsere Kolleginnen und Kollegen auf, keine Unterschriften unter eine solche Erklärung zu leisten," sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Niedersachsen Eberhard Brand in der "NOZ".
Der Streit um die Selbstverpflichtung ist ein Weiterdreh der Schultrojaner-Angelegenheit. Zwar ist die Software, die automatisch nach den sogenannten Digitalisaten auf Schulrechnern fahnden soll vermutlich aus dem Gespräch. Aber trotzdem zwingt ein Vertrag zwischen den Bundesländern und den Verwertungsgesellschaften vom 21. Dezember 2010 die Länder dazu, die Anfertigung von digitalen Kopien von Texten oder Bildern aus Schulbüchern nicht nur zu verbieten, sondern auch die entsprechenden Bestätigungen der Schulen einzuholen: "Bei uns lagern keine Digitalisate." Der Schultrojaner hätte so eine automatisierte Bestätigung darstellen können.
Flashmob: Caines phantastische Spielhölle
Caine ist ein neunjähriges Kind, das im Gebrauchtteile-Laden seines Vaters eine Spielhölle aus Pappautomaten aufbaute. Nirvan Mullich stieß auf den Jungen und dessen großen Plan, wollte ihm den besten Tag seines Lebens bescheren und nebenbei mit einem Spendenaufruf ein Bildungsstipendium ermöglichen.
Außerdem
- Facebook will ganze Schulklassen in das "Groups for Schools"-Angebot locken: zur Diskussion des Stoffes, für Absprachen und Vorbereitungen. Interessantes Detail: Zunächst nur in den USA und nur in diesen Schulgruppen wird Facebook zum Filehoster für Präsentationen und andere Schulmaterialien. Ist das ein Vorbot für eine Filehoster-Zukunft Facebooks?
- Der Klimawandel beflügelt Seekabel-Pläne für die Arktis, heißt es bei Heise.de. Gleich mehrere Betreiber wollen solche Kabel in den zunehmend eisfreien Seewegen der Arktis verlegen.
- Sieben Jahre Haft und "schwere Arbeit" für einen religionskritischen und "spalterischen" Twitter-Kommentar, so lautet das Urteil eines kuwaitischen Kriminalgerichts gegen den Kuwaiti Mohammed al-Mulaifi.
- Eine japanische Bank experimentiert mit einem Geldautomaten, der nur anhand eines Handabdrucks Geld auszahlt, Motto: "Sie sind die Geldkarte". Bisher gilt in Japan der Handabdruck nur als zusätzliche biometrische Sicherheitsmaßnahme für Geldkartenverkehr.
- Nicht illegal kopierte Filme, Software, Musik sondern quell-offene Programme führten die Download-Charts beim Filehoster Hotfile an: iREB und Sn0wbreeze. Zu diesem überraschenden Schluss kommt ein Gutachten des Juristen James Boyle im Verfahren gegen Hotfile. Das sagt freilich nicht viel über den Anteil von vor freier Verbreitung geschützter und freiverteilbarer Inhalte aus.
- Blogger Tom Scocca ruft in einem Beitrag bei "Slate" zum schnellen Abschied von Microsofts Textverarbeitungsprogramm auf: "Tod dem Word!" Und er hat recht: Es gibt tolle, kostenlose Alternativen - und richtig tolle Spezialprogramme für störungsfreies, elegantes, schnelles Tippen.
- Endlich beschreibt jemand den überraschenden Paradigmenwechsel, der sich dank Smartphones in der Spielekultur breit macht: weg vom simultanen, hin zum zeitversetzten Multiplayer-Spiel. Da eröffnet sich gerade ein ganz neues Feld für Spielexperimente, und kaum jemand hat's gemerkt - außer "Wired".