Im Internet soll nun doch kein Rotlichtbezirk eingerichtet werden. Die Internet-Verwaltung Icann entschied sich gestern dagegen, eine Domain-Endung .xxx für pornografische Webseiten zuzulassen. Konservative US-Politiker und Porno-Anbieter lehnen die Domain gleichermaßen ab.
Washington - Hü und Hot bei der Icann. Genau vor einem Jahr hatte sich die Internetverwaltung in einer vorläufigen Entscheidung für die Porno-Domain .xxx ausgesprochen. Die milliardenschwere Sexindustrie sollte so ihren eigenen Bereich im Internet bekommen.
Gestern hat die Icann nun einen Rückzieher gemacht. Mit neun zu fünf stimmte das Gremium gegen die xxx-Domain. Offenbar reagierte die Internetverwaltung auf den wachsenden Druck von außen, auch wenn Icann-Chef Paul Twomey sagte, die Entscheidung sei nicht aus politischen Gründen gefallen.
Konservative Gruppen aus den USA hatten sich vehement gegen die Porno-Domain ausgesprochen. Zudem wurde kritisiert, dass die Nutzung von xxx-Domains nur freiwillig wäre - Pornoanbieter hätten sie nur als zusätzlichen Kanal für ihre Inhalte nutzen und ihre com-Domains behalten können.
Aber auch aus der Pornoindustrie gab es Kritik. Unternehmen fürchteten, leichter zensiert zu werden, und verwiesen auf das in den USA besonders geschützte Recht der freien Meinungsäußerung, unter das nach ihrer Auffassung auch Pornografie fällt. Zudem gebe es bessere Möglichkeiten, um Kinder vor derartigen Angeboten zu schützen - etwa die Einführung einer Kinder-Domain.
Die xxx-Befürworter hatten argumentiert, die Nutzer der neuen Domain hätten sich gewissen Regeln unterwerfen müssen. Beispielsweise hätte der Versand von Spam und Viren oder Würmern ausdrücklich verboten werden können.
Icann-Chef Twomey sagte, das Gremium hätte sich mit einer Befürwortung der xxx-Domain in die schwierige Situation manövriert, den Umgang mit Pornografie im Netz regeln zu müssen.
hda/AP
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