Erfolgreiche Klage Spam-Versender muss sieben Millionen Dollar zahlen

AOL ist vor einem Gericht in Virginia ein wegweisendes Kunststück gelungen: Erfolgreich klagte das Unternehmen einen pornografischen Spam-Versender in den Bankrott. Das Urteil, hoffen Millionen, könnte Schule machen.

CN Productions kennt niemand, und doch haben Millionen Internet-Nutzer schon Post des Unternehmens im E-Mail-Empfangsordner gehabt. CN machte seine Profite mit Spam, unverlangt zugesandten Werbebotschaften. Das Unternehmen des bereits 1999 einschlägig verurteilten Jay Nelson gehörte zu den Pionieren des wohl meistgehassten Geschäftszweiges im Internet: pornografische Massenmailings.

Zum wohl endgültigen Verhängnis wurde Nelsons Firma nun ein Gesetz des US-Staates Virginia, das als Muster für den zunehmend härter geführten juristischen Kampf gegen die Müllversender gilt: Wegen Verstoßes gegen Auflagen des ersten Urteils wurde CN Productions zur Zahlung von sieben Millionen Dollar an AOL als geschädigtes Unternehmen verurteilt. Für den Pornowerber ist das der Ruin, und doch ist es fast ein mildes Urteil: Das Gesetz des Staates Virginia sieht Geldstrafen von bis zu 25.000 Dollar für einen Spambrief vor. Davon verschickte CN Productions allein an AOL-Adressen mehrere Milliarden.

Für AOL ist das ein wichtiger Sieg, von dem das Unternehmen erhofft, dass er Signalwirkung haben möge. AOL litt über Jahre unter dem Ruf, einerseits Heimat von Spam-Versendern zu sein, anderseits die eigenen User nicht davor schützen zu können.

Das Problem sind die E-Mail-Verzeichnisse von AOL, die von Spamern immer wieder gern "abgefischt" werden: Mehr verifiziert gültige Adressen lassen sich kaum auf einen Schlag besorgen. Nutzer von AOL oder auch des Instant Messenger AIM konnten ein Lied davon singen: Es rappelte im Postfach. Heute dagegen liegt das AOL-Spam-Aufkommen sogar unter dem Durchschnitt. Der liegt - je nach Schätzung - mittlerweile bei 25 bis 50 Prozent.

AOL geht seit spätestens 1998 vehement gegen Spamer und ihre Aussendungen vor: "Wir haben die Schnauze so voll davon wie unsere Kunden", sagte damals AOL-Chef Steve Case - und topfte ein Programm von Gegenmaßnahmen ein, die von Filtern über Rausschmisse und gerichtliche Klagen bis hin zu öffentlichen Prangern reichte. Schon 1998 landete CN Productions auf der AOL-Liste der zehn "meistgesuchten Spamer". Vier Jahre später hat AOL seinen Peiniger erlegt, das Kopfgeld kassiert.

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