Erotik-Business Cyberporn für die Wall Street
Das Sex-Geschäft im Internet boomt. Deshalb wagt sich mit der Jade Entertainment Group jetzt das erste Hardcore-Internet-Unternehmen aufs New Yorker Börsenparkett.
Von
Jochen A. Siegle
Die Sex-Industrie ist die Boom-Branche im Netz - das ist längst kein Geheimnis mehr. Schon seit Jahren ist kaum ein Online-Businessmodell derart erfolgreich wie das Geschäft mit der virtuellen Erotik. Verschiedenen Schätzungen zufolge ist die Szene längst mehrere Milliarden US-Dollar schwer.
Da müsste man doch eigentlich auch an der Börse landen können, sagt sich nun der New Yorker Websex-Entrepreneur Tim Schmidt. Jade Entertainment heißt seine Firma, die in den kommenden vier Wochen an die amerikanische Börse gehen soll. Die IPO-Anträge liegen bereits bei der US Security and Exchange Commission. Sollte die den Börsengang absegnen, würde das erste Hardcore-Internet-Unternehmen Einzug in die Wall Street halten. Geplant ist, 500.000 Aktien im Wert von jeweils drei US-Dollar auszugeben.
Die Jade Entertainment Group versteht sich so etwa als Yahoo! des Online-Sex. Dem Portal liegt die Suchmaschine "AskJade" zu Grunde, die sich ähnlich wie der Suchdienst Overture - ehemals bekannt als GoTo.com - durch gesponserte Links finanziert. Je höher die Platzierung einer Website in der AskJade-Trefferliste, desto teurer ist diese für den Betreiber des Internet-Angebots - und die kommen wohlgemerkt ebenfalls aus den Schmuddelecken des Cyberspace.
Jeder dritte User surft Erotik-Seiten an
Hinter den Links ist jeweils zu sehen, wie viel der Anbieter für das Listing ausgegeben hat. "Bislang konnten nur Webmaster und die Betreiber von Sexsites von den enormen Profiten profitieren", erklärte Schmidt im Branchendienst "Adult Industry News". "Wir wollen nun auch Investoren die Chance geben, am Cybersex-Boom zu partizipieren."
Während konventionelle Suchseiten mit vergleichbaren Modellen kaum Profite erwirtschaften können, ist die Jade Entertainment Group längst ein höchst lukratives Unternehmen. Eigenangaben zufolge soll die Firma Umsätze von über 100 Millionen US-Dollar verbuchen können. Und diese Summe kommt nicht von ungefähr: Zwei-Jahres-Studien von Alexa Research zufolge ist der Begriff "Sex" bei Suchmaschinen nach wie vor das am häufigsten eingegebene Stichwort. "Porno" beziehungsweise "Pornography" rangiert auf Rang vier. "Warum also nicht gleich zu einer Erotik-Suchmaschine surfen", so die Philosophie bei Jade-Chef Schmidt.
Verschiedene Studien gehen davon aus, dass mindestens jeder dritte Internet-Nutzer regelmäßig Erotik-Sites ansteuert. Entsprechend gilt das Web-Sex-Business seit Jahren als die profitabelste Branche im Netz. Verschiedene Schätzungen sprechen sogar von Umsätzen zwischen einer und über drei Milliarden US-Dollar.
Sites wie Penthouse.com zählen Monat für Monat rund 2,5 Millionen Besucher. Die Profitzuwächse des Web-Angebot zum US-Herrenmagazin liegen dabei zwischen 50 und 200 Prozent, wie Gerard Van der Leun, Penthouse-Vice-President für Internet-Ventures, vergangenes Jahr stolz wissen ließ.
Solide Zahlen zur Cybersexbranche sind bislang jedoch rar. Zum einen erstellen Marktforschungsunternehmen wie Forrester Research oder DataMonitor schon seit Jahren keine Studien mehr zum Web-Porn-Genre. Zum anderen meidet die Erotik-Szene in der Regel Mainstream-Medien.
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