Nutzungsgebühren von 800 Euro pro Halbjahr Polizei schaltet Messenger für Drogenhandel ab

Mit einem Notfallknopf konnten Kriminelle Chatverläufe löschen. Dennoch kam die Polizei dem Messenger »Exclu« auf die Fährte. Nach Durchsuchungen in mehreren Ländern wurden 48 Personen festgenommen.
Server im sogenannten Cyberbunker: Hier hatte die Polizei Spuren von »Exclu« entdeckt

Server im sogenannten Cyberbunker: Hier hatte die Polizei Spuren von »Exclu« entdeckt

Foto: Pressestelle Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz / EPA-EFE / REX

In einem grenzüberschreitenden Schlag gegen die organisierte Kriminalität haben Fahnder einen Chatdienst abgeschaltet, der vor allem von Drogenhändlern genutzt worden sein soll. Das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz teilte am Montag mit, dass es nach monatelangen Ermittlungen zusammen mit niederländischen Behörden gelungen sei, die Daten des Krypto-Kommunikationsdienstes »Exclu« zu entschlüsseln, die Kommunikation zu überwachen und den Dienst letztlich abzuschalten.

Die App war nach Angaben der Ermittler ein florierendes Geschäft: Die Nutzung des Messengerdienstes kostete im Halbjahr 800 Euro. Zuletzt soll es 3000 Nutzer gegeben haben. Als Gegenleistung wurden der Nutzerschaft, die vor allem aus der organisierten Kriminalität stammen soll, spezielle Sicherheitsvorkehrungen geboten: Über einen sogenannten Panik-Button konnte man Chatverläufe und Dokumente schnell löschen, wenn die Polizei ein Handy beschlagnahmen wollte.

Ermittlungskomplex um den Cyberbunker

Auf die Spur kamen die Ermittler der App, als sie 2019 den »Cyberbunker« an der Mosel durchsuchten, der gezielt Kriminellen gedient haben soll. Die Betreiber waren im vergangenen Jahr in erster Instanz zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Die Auswertung der Server hat Verfahren gegen zahlreiche weitere Personen in Gang gebracht, darunter Betreiber und Nutzer von »Exclu«.

Im April 2022 wurde die niederländische Polizei an den Ermittlungen beteiligt. Auch Behörden in Schweden, Frankreich und Italien waren den Angaben zufolge in die Ermittlungen eingebunden. Unterstützung gab es auch vonseiten des Bundeskriminalamts (BKA), der polnischen Polizei sowie von Europol. LKA-Präsident Johannes Kunz sprach von einer »guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den beteiligten europäischen Sicherheitsbehörden«.

Die Behörden rechnen die Nutzer von »Exclu« vor allem dem Drogenhandel zu. Der Betrieb des Dienstes könne strafbar sein, wenn damit die Begehung von Straftaten gefördert werde, erklärte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen sollen jetzt weitergeführt werden. Bereits im Jahr 2021 hatten europäische Polizeibehörden den Verschlüsselungsdienst Encrochat geknackt und damit zahlreiche Verfahren gegen Nutzer in Gang gebracht.

tmk/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren