Facebook Die bedenklichen Visionen des Mark Zuckerberg

Mark Zuckerberg hat sich auf Facebook befragen lassen - von Prominenten wie Arnold Schwarzenegger und normalen Nutzern. Dabei gab der Firmenchef Einblicke in seine Pläne. Die dürften manche Leute beunruhigen.
Facebook-Chef Zuckerberg: "KI-Systeme entwickeln, die besser sind als Menschen"

Facebook-Chef Zuckerberg: "KI-Systeme entwickeln, die besser sind als Menschen"

Foto: JOSE MIGUEL GOMEZ/ REUTERS

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat sich am Dienstag Fragen von Nutzern seines sozialen Netzwerks gestellt . Neben prominenten Fragestellern wie Arnold Schwarzenegger oder Stephen Hawking konnten sich auch normale Anwender an den Firmenchef wenden. Zuckerberg formulierte in der Frage-und-Antwort-Runde erstaunlich konkrete Visionen, davon, wie er sich die Welt als Ganzes in Zukunft vorstellt - und darüber, wie Facebook selbst bereits jetzt künstliche Intelligenz (KI) einsetzt. Dem einen oder anderen dürfte dabei Angst und Bange geworden sein.

Zuckerberg sagte zum Beispiel, Facebook konzentriere sich in seiner KI-Forschung auf die Inhalte, die Netzwerk-Nutzer teilen . Er hatte auch konkrete Beispiele parat: Lade jemand ein Foto hoch, auf dem einer seiner Freunde zu sehen sei, dann wolle Facebook sicherstellen, dass der Abgebildete das Foto auch zu sehen bekommt. Poste jemand Fotos von Hunden und schreibe über Politik, "dann sollten wir das verstehen, sodass wir diesen Post Leuten anzeigen können, die Hunde und Politik mögen, um sie mit ihnen in Verbindung zu bringen".

Zu diesem Zweck sei man dabei, "KI-Systeme zu entwickeln, die mit Blick auf unsere primären Sinne besser sind als Menschen: visuelle Wahrnehmung, Gehör, und so weiter". Facebook arbeite beispielsweise an einem System, das alles erkennen kann, was auf einem Foto oder in einem Video zu sehen ist, "Leute, Objekte, Szenen und so weiter". Ein derartiges System müsse außerdem Zusammenhänge verstehen können.

Im Bereich Spracherkennung arbeite man daran, "Gesprochenes in Text zu übersetzen, Text von einer beliebigen Sprache in eine andere, und auch daran, beliebige in natürlicher Sprache gestellte Fragen zu beantworten". An solchen Techniken arbeiten auch diverse andere Unternehmen, allen voran Apple und Google.

Facebook hat schon 2013 einen Fachmann für sogenanntes Deep Learning angeheuert, Yann LeCun von der New York University. Mittlerweile betreibt die Firma KI-Labore in New York, Paris und am Hauptsitz in Menlo Park und hat erst in diesem Jahr ein KI-Start-up erworben. Der Netzwerk-Konzern befindet sich in einem ständigen Wettstreit mit Google, das ebenfalls KI-Know-How in großem Stil eingekauft hat und in diesem Bereich augenscheinlich dramatische Fortschritte macht.

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Zuckerbergs Visionen enden aber nicht mit der Maschinenlesbarkeit menschlicher Interaktionen innerhalb seines Netzwerks. Auf die Frage des britischen Astrophysikers Stephen Hawking, welche wissenschaftlichen Fragen Zuckerberg gern beantwortet sähe, antwortete der Facebook-Chef: Neben Fragen wie der nach ewigem Leben, ewiger Gesundheit und der Funktionsweise des Gehirns sei er ziemlich neugierig, ob es ein grundlegendes mathematisches Gesetz für menschliche Beziehungen gebe .

Ein Gesetz, das steuere, "für wen oder wofür wir uns interessieren". Zuckerberg: "Ich wette, das gibt es." Im Klartext: Zuckerberg träumt vom berechenbaren Menschen, vermutlich auf Basis von Big Data - und niemand hat über die Interaktionen von Menschen so viel davon zu Verfügung wie Facebook.

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Auf eine andere Frage, die Facebooks Zukunftspläne betraf, antwortete der Chef, es gehe darum, "menschliche Kommunikation zu verbessern". In Zukunft würden Menschen nicht mehr primär über Text oder Fotos kommunizieren, sondern "Videos werden noch wichtiger als Fotos sein".

Als nächstes würden "immersive Erfahrungen wie Virtuelle Realität die Norm werden" und anschließend "werden wir die Macht haben, unsere vollständigen sensorischen und emotionalen Erlebnisse mit anderen Menschen zu teilen, wann immer wir wollen." Er sei auch überzeugt, dass wir "eines Tages in der Lage sein werden, einander mithilfe von Technik vollständige Gedanken direkt zu schicken."

Die Menschen würden künftig "Augmented-Reality- und andere Geräte haben, die wir permanent tragen können, um unsere Erlebnisse und unsere Kommunikation zu verbessern". All das passt zum zuckerbergschen Credo, das auch in dieser Fragerunde wie zu erwarten wieder formuliert wurde, nämlich dass "die Macht der Menschen, Dinge miteinander zu teilen, eine der größten Antriebskräfte der Welt von heute" sei.

"Werden die Maschinen gewinnen?"

Gut ins Bild passte bei all der Technologiebegeisterung eine Frage von Terminator Arnold Schwarzenegger. Der wollte zunächst wissen, ob der vielbeschäftigte Firmenchef überhaupt Zeit zum Fitnesstraining finde, was Zuckerberg selbstverständlich bejahte.  

Schwarzenegger schob aber noch eine Frage nach, in der er ironisch auf seine Paraderolle als mal böser, mal guter Maschinenmensch Bezug nahm. Eine Frage, die vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über mögliche Gefahren durch künstliche Intelligenz durchaus ernst zu nehmen ist - schließlich hat selbst Stephen Hawking schon vor der Gefahr gewarnt, dass eine echte, autonom agierende KI womöglich den Fortbestand der Menschheit gefährden könnte.

Schwarzenegger fragte : "Und übrigens - werden die Maschinen gewinnen?"

Zuckerberg antwortete knapp, erwartbar und mit einem Smiley garniert: "Nein, die Maschinen gewinnen nicht :)."

cis/meu
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