Propaganda Facebook entdeckt iranische Operation in Deutschland

Facebooks "War Room" in Menlo Park (Archivbild)
Foto: Jeff Chiu/ dpaFacebook hat in seinen Diensten erneut mehrere Hundert Profile und Seiten entdeckt, über die "iranische Akteure" in zahlreichen Ländern versucht haben sollen, die öffentliche Meinung zu manipulieren. Das gab Facebooks Head of Cybersecurity Policy, Nathaniel Gleicher, am Donnerstag bekannt. Auch in Deutschland wurden deswegen Accounts abgeschaltet - Facebook teilte allerdings selbst auf Nachfrage nicht mit wie viele.
Über insgesamt rund 262 Seiten, 356 Accounts und drei Gruppen auf Facebook sowie 162 Instagram-Accounts seien in der jeweiligen Landessprache vor allem Inhalte staatlicher iranischer Medien verbreitet worden, heißt es, zu Themen wie dem Nahost-Konflikt oder dem Krieg im Jemen. Manche Accounts hätten auch versucht, Events zu organisieren. Weit über zwei Millionen Menschen hätten die Inhalte zu sehen bekommen.
Gleicher betonte in einem Telefongespräch mit Journalisten jedoch, dass die Inhalte nicht der eigentliche Grund für die Löschung waren. Vielmehr seien die Profile und Seiten unter falschen Namen und Identitäten betrieben worden, was gegen Facebooks Richtlinien verstoße. "Inauthentic behavior" nennt Facebook das. Die Accounts sollten so wirken, als würden sie aus dem jeweiligen Land kommen, in dem sie aktiv waren.
"Solche Netzwerke missbrauchen unsere Plattform, um die öffentliche Debatte zu manipulieren", sagte Gleicher. Deshalb habe der Kampf dagegen höchste Priorität.
Die Bedeutung der Kampagnen bleibt unklar
Immer wieder geht Facebook in solchen Fällen an die Öffentlichkeit, um zu signalisieren, dass es Desinformationskampagnen mittlerweile besser ausfindig machen kann, als im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016. Wie wirksam und bedeutend die nun gestoppten Kampagnen gewesen sein könnten, lässt sich anhand der spärlichen Details, die Facebook herausgibt, jedoch kaum abschätzen.
Bereits im August 2018 hatte das Unternehmen mehrere Hundert Profile, Seiten und Gruppen entfernt, die von Russland und Iran aus Propaganda verbreitet haben sollen und hinter denen Facebook staatliche Akteure vermutete.
Von staatlichen Akteuren sprach Facebook diesmal explizit nicht: Man sei sich nur sicher, dass die Aktivitäten aus Iran kommen. Eine staatliche Beteiligung könne man nicht belegen.
Facebook will Manipulation der Europawahl verhindern
Zuletzt hatte Facebook knapp 300 Seiten entfernt, die es als Fake-Angebote identifiziert hatte, über die Anti-Nato-Propaganda des russischen Senders Sputnik unter anderem in Georgien, Litauen und Estland verbreitet wurde.
Trotz solcher Vorstöße hatte die EU-Kommission Facebook in dieser Woche vorgeworfen, zu undurchsichtig und unvollständig über sein Vorgehen gegen Desinformationskampagnen zu informieren.
Vor der Europawahl im Mai will Facebook neue Operationszentren zur Bekämpfung von Falschinformationen und Wählereinschüchterung aufbauen, darunter eines in Dublin. Zudem will das Unternehmen - ähnlich wie Google - politische Anzeigen stärker reglementieren und mehr Transparenz von den Auftraggebern erzwingen. Dafür setzt es unter anderem auf neue Identifikationspflichten und den Aufbau eines öffentlich einsehbaren Anzeigenarchivs.