Vor US-Präsidentschaftswahl Facebook entfernt drei Desinformations-Netzwerke

Schattenhafte Gestalten vor einem Facebook-Logo
Foto: KENZO TRIBOUILLARD / AFPIn einem "Bericht über nicht-authentisches Verhalten" hat Facebook am Mittwoch mitgeteilt , dass es im August drei Netzwerke gestoppt habe, die seinen Dienst genutzt hätten, um manipulative Falschinformationen zu verbreiten.
Das umfangreichste davon arbeitete demnach von Pakistan aus, um die öffentliche Meinung dort und in Indien zu beeinflussen. Insgesamt seien 453 Accounts, 103 Seiten, 78 Gruppen und 107 Instagram-Accounts, die dem Netzwerk zugerechnet werden, entfernt worden. In den USA wurde ein Netzwerk ausgehoben, das mit 55 Facebook-Acounts, 42 Seiten und 36 Instagram-Accounts die Nutzerinnen und Nutzer in Venezuela, Mexiko und Bolivien zum Ziel hatte.
Für die meiste Aufmerksamkeit sorgt allerdings die Zerschlagung eines noch recht neuen Desinformationsnetzwerks, das von Russland aus betrieben wurde und unter anderem mithilfe ahnungsloser freier Journalisten Propaganda in den USA und Großbritannien verbreiten sollte.
Der entscheidende Hinweis auf dieses Netzwerk war vom FBI gekommen, teilte Facebook am Dienstag mit. Ein Ziel der Akteure sei es gewesen, die Aufmerksamkeit von Facebook-Nutzern auf eine Website mit dem Namen "Peacedata" zu lenken, über die gezielt Falschinformationen verbreitet werden.
Fake-Fotos von Fake-Redakteuren
Zwischen Februar und August 2020 hätten die Akteure mehr als 500 Artikel auf Englisch und mehr als 200 in arabischer Sprache veröffentlicht, erklärte die Analysefirma Graphika (PDF) , mit der Facebook im Vorfeld Daten über das Netzwerk geteilt hatte. Mit nur 13 Facebook-Accounts und zwei Seiten war die Gruppe allerdings noch überschaubar.
Zielgruppe der Aktion seien vor allem politisch links eingestellte Facebook-Nutzer gewesen. Themen der Artikel, auf die die Fake-Accounts hingewiesen hatten, seien unter anderem die Einmischung der USA in anderen Ländern, Korruption und die Schattenseiten des Kapitalismus gewesen. Als redaktionelle Köpfe hinter den Artikeln seien erfundene Personen präsentiert worden, schreibt Graphika weiter. Die Gesichter auf ihren Profilfotos seien höchstwahrscheinlich mithilfe künstlicher Intelligenz generiert worden.
Facebook bringt das Netzwerk mit der in Russland ansässigen Internet Research Agency (IRA) in Verbindung. Diese spielte nach Erkenntnissen von US-Geheimdiensten und Onlinefirmen vor der Präsidentschaftswahl 2016 eine zentrale Rolle bei Versuchen, die gesellschaftliche Spaltung in den USA zu vertiefen.