Interne Unterlagen im Netz Facebook bevorzugte Netflix und Airbnb beim Datenzugriff
Ein britischer Parlamentsausschuss hat am Mittwoch interne Dokumente von Facebook veröffentlicht . Aus den Unterlagen und E-Mails geht zum Beispiel hervor, dass Gründer und Chef Mark Zuckerberg 2013 persönlich die Entscheidung absegnete, den Zugang der Video-App Vine zur Freunde-Suche bei Facebook zu kappen. "Yup, go for it", soll Zuckerberg, der in den Dokumenten als "MZ" auftaucht, auf einen entsprechenden Vorschlag geantwortet haben, also: "Ja, macht das". Außerdem enthalten die 250 PDF-Seiten Gedankenspiele, wie Software-Entwickler für Datenzugang mit Geld oder ihren Nutzerdaten bezahlen könnten.
In den Unterlagen, die sich auf die Jahre 2012 bis 2015 beziehen, ist von einem "Whitelisting" unter anderem der Dienste Netflix und Airbnb die Rede, auch die Namen mehrerer Dating-Apps wie Badoo tauchen auf. Durch das "Whitelisting" erlaubte es Facebook den Firmen augenscheinlich, Facebook-Daten zu nutzen, die anderen Unternehmen nicht oder nicht mehr zur Verfügung gestellt wurden.
Die Dokumente stammen vom App-Entwickler Six4Three, der in einen Rechtsstreit mit Facebook verwickelt ist. Facebook erklärte bereits vergangene Woche, nach einem Artikel des "Wall Street Journal" zu den Dokumenten , die Unterlagen würden von Six4Three in dem Verfahren irreführend und ohne zusätzlichen Kontext präsentiert und spiegelten so nicht die ganze Realität wider. Facebook verkaufe keine Nutzerdaten, bekräftigte das Online-Netzwerk auch noch einmal.
Six4Three hatte eine App mit dem Namen "Pikinis" angeboten, die automatisch nach öffentlich zugänglichen Fotos von Facebook-Nutzerinnen in Badeanzügen suchte. Das funktionierte nur so lange, wie Facebook Apps Zugang zu Daten von Freunden eines Nutzers gewährte.
Über Ausnahmen geärgert
Diese Schnittstelle - die auch die Voraussetzung für den Datenskandal um Cambridge Analytica war - machte Facebook 2015 dicht. Six4Three wollte sich damit nicht abfinden und zog vor Gericht. Im Verfahren prangerte die Firma an, dass es zeitweise Ausnahmen von dieser Regel für Firmen gab, eben für Firmen wie Netflix und Airbnb.
Die Dokumente sind in dem in den USA laufenden Verfahren unter Verschluss. Der Digitalausschuss des britischen Parlaments bekam aber zumindest einen Teil davon in die Hände.
Der Ausschussvorsitzende Damian Collins erklärte am Mittwoch , man habe keine zufriedenstellenden Antworten von Facebook erhalten und veröffentliche die Papiere deshalb jetzt. Damian Collins versucht schon seit Monaten vergeblich, Zuckerberg für eine Anhörung nach London zu bekommen.
Update, 6. Dezember: Facebook hat sich mittlerweile mit einem längeren Blogpost zum Thema geäußert . Darin betont das Unternehmen unter anderem, dass es wichtig sei, zwischen den Daten von Facebook-Freunden und Freundeslisten zu unterscheiden. "In einigen Situationen, wenn es nötig war, haben wir es Entwicklern erlaubt, auf eine Liste der Freunde eines Nutzers zuzugreifen", heißt es dazu. "Dabei ging es nicht um private Informationen von Freunden, sondern um eine Liste der eigenen Freunde (mit Name und Profilbild)."
Auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat eine Stellungnahme zur Veröffentlichung der internen Dokumente ins Netz gestellt .