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AAT-Funktion: Facebook liest blinden Nutzern Bildbeschreibungen vor

Foto: Facebook

Unterstützung für blinde Nutzer Facebook liest jetzt Bilder vor

Blinde Menschen sollen es künftig leichter haben, Facebook zu benutzen: Ein neues Werkzeug analysiert Bildinhalte und unterstützt so Vorleseprogramme - erst einmal aber nur englischsprachige.

Fotos, Videos, Anzeigen, Links und kurze Texte: Aus diesen Elementen besteht für viele Nutzer ihre Timeline. Dass Bildinhalte bei Facebook eine wichtige Rolle spielen, erschwert es Menschen, die nicht oder nur schlecht sehen können, das Netzwerk zu nutzen. Um auch sie als Nutzer zu halten oder zu gewinnen, hat Facebook jetzt ein neues Werkzeug vorgestellt , das in den nächsten Wochen freigeschaltet wird.

Die Funktion namens Automatic Alternative Text (AAT) soll erkennen, was auf den Bildern im Netzwerk zu sehen ist und diese Inhalte über Sprache vermitteln. Das AAT-Werkzeug nutzt dabei die Fähigkeiten eines neuronalen Netzwerks zur Bild- und Motiverkennung, das laut Facebook auf "Milliarden Parameter" zugreift und anhand von "Millionen Beispielen trainiert wurde". Erkennt das Programm bestimmte Bildinhalte wie Essen, Bäume oder Autos, teilt es das dem Nutzer mit.

Bislang sind viele Apps, die blinde Computeranwender nutzen, klassische Text-zu-Sprache-Programme. Sprich: Während sie Texte vorlesen, können sie bei einem Bild meistens nicht mehr als die Angabe "Foto" liefern. Aus den vorgelesenen Kommentaren kann sich der Nutzer zwar manchmal zusammenreimen, was auf einem Foto zu sehen ist. Mitunter aber bleibt unklar, worüber die Leute gerade schreiben.

Diese Lücke soll AAT füllen. Die Funktion ist allerdings zunächst lediglich unter iOS verfügbar und das auch nur, wenn eine englischsprachige Vorlesesoftware verwendet wird. Bald soll AAT aber auch für Android erscheinen, zudem soll die Nutzung im Webbrowser sowie in weiteren Sprachen möglich sein.

Um die neue Funktion nutzen zu können, muss der Anwender unter iOS den integrierten Bildschirmleser VoiceOver aktivieren . Einschalten lässt sich der Dienst im iOS-Einstellungsmenü unter "Einstellungen - Allgemein - Bedienungshilfen".

Zu Anfang beschränkt sich AAT auf gerade einmal hundert Begriffe, mit denen Bilder beschrieben werden. In einem Videoclip demonstriert Facebook die Funktion an einem Beispiel-Post. Dort geht es um einen Wochenendausflug ins Grüne, zur Illustration erscheint ein Bild mit Bäumen. Der Bildschirmleser liest den Beitrag vor, zeigt die Anwesenheit des Bildes mit dem Wort "Foto" an, fährt aber dann fort: "Das Bild könnte 'Baum', 'Himmel', 'im Freien' enthalten" .

Laut Facebook befindet sich die AAT-Technologie trotz der Freischaltung weiter im Entwicklungsprozess. Das heißt dann wohl: Es kann bei dem Programm auch zu Fehldeutungen kommen.

Welche Auswirkungen solche Fehldeutungen haben können, erfuhr Konkurrent Google vergangenes Jahr. Die im Mai veröffentlichte App "Google Fotos" enthielt unter anderem eine Funktion zur automatischen Verschlagwortung von Bildern. Allerdings ordnete das Programm wiederholt Gesichter von Menschen mit schwarzer Hautfarbe als Gorillas ein - Google musste sich entschuldigen .

Weltweit gibt es laut Zahlen der Weltgesundheitsorganisation über 246 Millionen Menschen mit schweren Sehbehinderungen und 39 Millionen Blinde. Auch unter ihnen will Facebook Nutzer gewinnen, indem man ihnen einen besseren Zugang zum sozialen Netzwerk eröffnet. Täglich werden laut Facebook mehr als zwei Milliarden Fotos auf der Seite geteilt.

meu
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