Promoted Posts Facebook verkauft höhere Aufmerksamkeit

In den USA können Facebook-Nutzer jetzt bewusst auf ihre Beiträge aufmerksam machen - indem sie dafür bezahlen. Für rund sieben Dollar kann man zum Beispiel seinen Hochzeitsfotos einen Popularitätsschub verpassen. Eine lukrative wie heikle Geschäftsidee.
Die neue "Promote"-Funktion: Aufmerksamkeit für sieben Dollar

Die neue "Promote"-Funktion: Aufmerksamkeit für sieben Dollar

Foto: AP / Facebook

Ob der eigene Witz nur niemandem gefällt, weil ihn keiner gelesen hat? Wer das Gefühl hat, dass seine Facebook-Beiträge zwischen anderen Neuigkeiten untergehen, kann künftig nachhelfen, zumindest in den USA. Nach Facebook-Logik reichen einige Dollar, damit die eigenen Mitteilungen öfter wahrgenommen werden: "Promoted Posts" heißt das zugehörige Feature. Zielgruppe für die Bezahloption sind Nutzer mit weniger als 5000 Freunden und Abonnenten, bei einem Teil der amerikanischen Nutzer ist sie testweise seit Mittwoch verfügbar.

Wer in einen "Promoted Post" investiert, dessen Beitrag erscheint weiter oben in den Neuigkeiten-Streams , erklärt Facebook. Als Beispiele für Dinge, auf die man aufmerksam machen könnte, nennt das Unternehmen einen Garagenflohmarkt, Hochzeitsfotos und "große Neuigkeiten". Nach Angaben von "TechCrunch" kostet der Popularitätsschub pro Post derzeit rund sieben Dollar  (etwa 5,40 Euro). Dieser Preis könne aber im Lauf der Zeit nach oben oder unten korrigiert werden. Eine kleine Statistik zeigt bei jedem bezahlten Beitrag an, wie viele Male öfter als üblich er von den Freunden gesehen wurde. Bisher wird ein Post laut Facebook im Schnitt von zwölf Prozent aller Freunde  wahrgenommen.

Erlös pro Kunde könnte steigen

Für Facebook könnten sich die "Promoted Posts" zum lukrativen Geschäftsmodell entwickeln, falls sich das Konzept durchsetzen sollte. Wenn jeder amerikanische Nutzer die Option nur einmal jährlich ausprobiert, könnte das Unternehmen seinen Erlös pro Nutzer fast verdoppeln , errechnet "TechCrunch". 2011 lag dieser in Nordamerika bei rund 9,50 Dollar.

Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass Facebook-Streams zur Selbstdarstellungsplattform mutieren: Wer einen hohen Mitteilungsdrang und ausreichend Geld hat, könnte sich künftig einfach Aufmerksamkeit kaufen . So sagt zwar ein Facebook-Sprecher "The Verge", das Feature sei nicht fürs Verbreiten alltäglicher Beiträge konzipiert, sondern für besondere. Aber wer kann sich schon sicher sein, dass Nutzer ihre Geburtstagseinladungen anstelle des neuesten Trashvideos sponsern ? So gesehen wirkt es konsequent, dass Facebook die Bezahloption zunächst nur testet.

Erste Erfahrungen hat das Unternehmen mit der "Promoted Posts"-Funktion auch schon gesammelt: Seit Mai laufen Tests in Neuseeland, und seitdem wurde in 20 verschiedenen Ländern herumprobiert. Für Firmen gibt es bereits seit Mai eine Bezahlmöglichkeit, auch in Deutschland .

mbö
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