Vor Bidens Amtseinführung
Facebook verbietet Werbung für Waffenzubehör
Lange hatte Facebook dem Hass schürenden Treiben auf seiner Plattform zugeschaut. Jetzt will der Konzern handeln – und sperrt Waffenwerbung für die kommenden Tage.
Washington bereitet Bidens Amtsantritt vor: Das US-Kapitol hinter Schutzzäunen
Foto: Rod Lamkey - Cnp / imago images/ZUMA Wire
Der Sturm auf das Kapitol Anfang Januar war auch ein Sturm der Onlinetrolle. In alternativen Netzwerken hatten sich Rechtsextreme und Anhänger von Verschwörungsmythen zusammengetan und die Aktion für jedermann sichtbar besprochen. Facebook will nun vor der Amtseinführung des neuen Präsidenten Joe Biden gegen den Hass auf seinem Netzwerk vorgehen.
Angesichts der Gewaltandrohungen rund um Bidens Amtseinführung werde Werbung für Waffenzubehör verboten, teilte das Unternehmen mit. Das Verbot gelte ab sofort und bis mindestens zwei Tage nach Bidens Amtsantritt am 20. Januar. Die Sperre gilt nicht nur auf Facebook selbst. Das Unternehmen betreibt neben dem sozialen Netzwerk auch Instagram sowie den Messenger WhatsApp. »Wir verbieten bereits Anzeigen für Waffen, Munition und Waffenerweiterungen wie Schalldämpfer. Aber wir werden jetzt auch Anzeigen für Zubehör verbieten«, kündigte Facebook an.
Drei US-Senatoren hatten am Freitag einen Brief an Facebook-Chef Mark Zuckerberg geschrieben. Darin forderten sie ihn auf, Werbung für Produkte, die eindeutig für den Einsatz im bewaffneten Kampf bestimmt sind, dauerhaft zu blockieren.
Am 6. Januar hatten Hunderte Anhänger des abgewählten Präsidenten Donald Trump den Sitz des amerikanischen Parlaments gestürmt, wobei fünf Menschen ums Leben kamen. In Washington herrscht daher vor der Amtseinführung Bidens am kommenden Mittwoch Alarmstimmung bei Sicherheitskräften. Die Bundespolizei FBI etwa warnt vor bewaffneten Protesten, die für Washington und alle Hauptstädte der 50 Bundesstaaten geplant seien. Die Nationalgarde wurde nach Washington beordert.
Biden kündigt Blitz-Dekrete an
Erst am Freitag war nahe dem Kapitol ein Mann festgenommen worden, der eine geladene Handfeuerwaffe und 500 Schuss Munition in seinem Wagen hatte. Laut Polizeibericht hatte er versucht, sich mit einer gefälschten Akkreditierung Zugang zu der Sicherheitszone rund um den Kongresssitz zu verschaffen. Der Beschuldigte beteuerte nach seiner Freilassung gegen Kaution gegenüber der »Washington Post«, es handele sich um einen »Irrtum«.
Der gewählte US-Präsident Biden löst am Mittwoch seinen Vorgänger Donald Trump im Amt ab. Noch an seinem ersten Amtstag will Biden ein Dutzend Dekrete zum Kampf gegen die Corona-Krise, den Klimawandel und Diskriminierung unterzeichnen, wie sein designierter Stabschef Ron Klain am Samstag ankündigte.
Bei den »vier Krisen« Corona-Pandemie, Erderwärmung, kriselnde US-Wirtschaft und Ungleichbehandlung von Menschen bestehe »dringender Handlungsbedarf«, schrieb Klain in einem Memo an hochrangige Mitarbeiter des Weißen Hauses. Daher werde Biden bereits an seinem ersten Amtstag mit rund einem Dutzend Dekreten Maßnahmen dagegen auf den Weg bringen.