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Hightech-Kleidung: Die Trends der Fashiontech

Foto: Anouk Wipprecht

Fashiontech in Berlin Es ist ein T-Shirt - und es kann dein Smartphone laden

T-Shirts mit USB-Anschluss und Stoffe aus dem 3D-Drucker: Auf der Fashiontech-Konferenz in Berlin diskutieren Kreative, wie Kleidung zum Hightech-Produkt werden kann. Die ersten Prototypen sind schon fertig.

Wenn unterwegs der Smartphone-Akku leer ist, dann könnten wir ihn künftig an unserem T-Shirt aufladen. So zumindest stellt sich das die niederländische Designerin Pauline van Dongen  vor. Sie hat ein Hemd entworfen, das aus Teilen des Oberteils, die auf den ersten Blick wie schmückende Metallapplikationen wirken, Strom zieht. In Wahrheit sind es 120 dünne, biegsame Solarzellen.

Am Mittwoch wird van Dongen ihr Design auf der Fashiontech-Konferenz  in Berlin vorstellen. Und sie wird darüber sprechen, wie sich Hightech-Materialien in Kleidung verwenden lassen. Van Dongen ist eine der Ersten, die das ausprobieren: Bei der Fashiontech trifft sich eine noch junge, in alle Fachrichtungen offene Branche. Eine Branche, die noch auf der Suche ist nach dem Weg in den Massenmarkt - und dafür noch, sagen wir mal, einige grundlegende Differenzen zwischen Waschmaschinen und Elektronik ausräumen muss.

Es dürfe nicht nur um die Technik, die reine Funktionalität gehen, sagt van Dongen. Nur wenn intelligente Kleidung interdisziplinär gedacht wird, könne sie Erfolg haben. "Viele Designs aus dem Bereich Wearable Tech sind aus einer Technologieperspektive heraus entwickelt worden. Jetzt ist die Zeit für die Modewelt gekommen, sich diesen Trend anzusehen und Design-Input zu liefern." Wie van Dongen sich das vorstellt, zeigt zum Beispiel ihre leuchtende Jacke für Jogger.

Die Fashiontech in Berlin, so sagt es schon der Name, will so eine Schnittstelle sein, eine Brücke zwischen Gadgets und Stoffen, Design und technischen Funktionen. Sie findet dieses Jahr zum zweiten Mal statt, im Rahmen der Berlin Fashion Week. Außer mit Wearables beschäftigt sich die Konferenz auch mit wirtschaftlichen Aspekten, die die Digitalisierung für die Modebranche mit sich bringt.

Direkt neben dem Kulturzentrum Kühlhaus, wo die Fashiontech stattfindet, tummeln sich jedes Jahr im Frühling die Besucher der Internetkonferenz re:publica. Die räumliche Nähe ist kein Zufall, die Fashiontech ist eine Kooperation der republica GmbH mit der Premium International Fashion Trade Show.

Fließende Stoffe aus dem 3D-Drucker

Lisa Lang, Gründerin des Wearable-Tech-Start-ups ElektroCouture , wird man auf der Fashiontech nicht übersehen können - nicht nur, weil ihr Markenzeichen in allen Farben leuchtende Kleidungsstücke sind. Sie stellt auf der Konferenz ihre neue Kollektion vor und hat organisiert, dass ein 3D-Drucker im Kühlhaus live ein Kleidungsstück produzieren wird.

Damit zeigt sie einen der größten Trends dieses Jahr: 3D-Drucker gibt es zwar schon lange, aber bisher waren sie eher dafür bekannt, unbewegliche Plastikteile zu produzieren. Damit kann die Modeindustrie nichts anfangen. Mittlerweile aber ist es möglich, fließende Stoffe auf Kunststoffbasis zu drucken.

Ein weiteres Gerät, das zunehmend in den Fokus der Modemacher rückt: der Lasercutter. "Früher hat man damit Verkehrsschilder gemacht. Aber mit dem heißen Lichtstrahl lassen sich exakte Schnitte von Seide oder Leder fertigen", sagt Lang. "Wir können dank der Maschinen Design-Ideen umsetzen, die früher gar nicht möglich waren. Und günstiger ließe sich das auch noch produzieren."

Die Kleidung ist nicht benutzerfreundlich

Die Entwickler und Designer auf der Fashiontech arbeiten immer noch in einer Nische. Sie produzieren nicht auf Masse, dafür fehlen die Voraussetzungen. Ihre Kleidung, kann man sagen, ist in vielen Fällen noch nicht benutzerfreundlich genug. Da ist zum Beispiel das Problem mit den Batterien. Was man am Körper trägt, muss waschbar sein. Batterien sind das nicht. Versilberte, leitende Fäden, wie sie viele Designer einsetzen, um Strom zu transportieren, oxidieren.

Größter Innovationstreiber für tragbare Technik könnten angesichts solcher Probleme Kooperationen von großen Mode- und Hightech-Firmen sein, glaubt Designerin van Dongen. Auch Lisa Lang setzt auf die Vernetzung mit Ingenieuren, Programmierern und Medizintechnikern. "In der Medizin kennt man wasserdichte Batterien schon, zum Beispiel für Herzschrittmacher. An solche Entwicklungen müssen wir Modemacher andocken."

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