Fünf Millionen Dollar Belohnung FBI schreibt russische Hacker zur Fahndung aus
Der National Crime Agency (NCA) zufolge haben britische und amerikanische Strafverfolgungsbehörden zwei Drahtzieher der "gefährlichsten Cybercrime-Gruppe der Welt " identifiziert. Der 32-jährige Maksim Yakubets und der 38-jährige Igor Turashev hätten mit der Hackergruppe "Evil Corp" allein in Großbritannien "Hunderte Millionen Pfund" Schaden angerichtet, heißt es. Das US-Justizministerium hingegen spricht davon, dass die Betrügereien der Hacker "Menschen weltweit um mehrere zehn Millionen Dollar gebracht haben" sollen.
Für Hinweise, die zur Ergreifung Yakubets führen, haben die USA eine Belohnung in Höhe von fünf Millionen Dollar ausgeschrieben. Die Rede ist von der bisher höchsten für einen Cyberkriminellen ausgelobten Summe. Das Problem: Yakubets und Turashev verstecken sich in Russland.
Zwar tönt die NCA, Yakubets werde "verhaftet und an die USA ausgeliefert", sobald er "die Sicherheit Russlands" verlasse, doch es dürfte wohl unwahrscheinlich sein, dass es tatsächlich dazu kommt. Umso mehr, als das US-Finanzministerium Yakubets zusätzlich vorwirft, seit 2017 für den russischen Geheimdienst FSB zu arbeiten .
Demnach ist der Verdächtige 2018 vom FSB für den Umgang mit geheimen Informationen berechtigt worden. Zudem soll er dem Geheimdienst 2017 im Auftrag des FSB mithilfe von "Cybermethoden" Geheimdokumente beschafft und in dessen Auftrag "Cyberoperationen" durchgeführt haben. Um was für Aufträge es sich gehandelt haben soll, erläutert das Finanzministerium nicht.

Immer schön freundlich: Auf dem Fahndungsplakat des FBI lächelt dem Betrachter ein meist gut gelaunter Maksim Yakubets entgegen.
Foto: FBI/REUTERSDeutlicher werden die Behörden dagegen bei ihren Vorwürfen hinsichtlich der kriminellen Aktionen der Russen. So sollen Yakubets und Turashev ihre digitalen Raubzüge mit "Dutzenden Leuten, die aus den Kellern Moskauer Cafés heraus operierten" durchgeführt haben.
Es heißt, sie seien unter anderem verantwortlich für eine Malware namens Dridex, die den Opfern mit Phishing-Mails untergeschoben wurde. Über einen mit Botnet gekaperten Rechner verschickten die mutmaßlichen Täter den Ermittlern zufolge fingierte E-Mails, in denen die Empfänger dazu verleitet wurden, auf einen Link zu klicken, hinter dem sich die Schadsoftware verbarg.

Der stellvertretende FBI-Direktor David Bowdich (links) und Kollegen erklären auf einer Pressekonferenz die Vorwürfe gegen die russischen Hacker
Foto: Samuel Corum/Getty Images/AFPDiese Software habe anschließend weitere Schadsoftware aktiviert, heißt es, beispielsweise sogenannte Keylogger, die jeden Tastaturanschlag aufzeichnen, um an die Passwörter der Opfer zu gelangen. Eine weitere Methode war es angeblich, die Opfer auf Webseiten zu locken, die denen von Banken glichen, um sie zur Eingabe ihrer Zugangsdaten zu verleiten. Mit den so abgegriffenen Daten sollen die Kriminellen dann die Konten der Betroffenen leergeräumt und das Geld über Mittelsmänner und deren Konten schließlich zu sich umgeleitet haben.
Darüber hinaus sollen die Täter ihre Schadsoftware samt Botnet an andere Kriminelle vermietet haben. Dafür hätten sie als Vorauszahlung eine sechsstellige Summe und anschließend die Hälfte der damit generierten Beute verlangt.
Teure Autos, teure Partys
Wie gut sich dieses Geschäftsmodell offenbar für die Kriminellen gerechnet hat, belegen Fotos und Videos, die das NCA veröffentlicht hat. Die mutmaßlichen Täter sind darin mit teuren Autos und exotischen Haustieren zu sehen. Ein Foto zeigt Yakubets mit seiner Braut bei einer augenscheinlich sehr aufwendig inszenierten Hochzeit.
Members of Evil Corp are living a lavish lifestyle, funded by the life savings of their victims.
— National Crime Agency (NCA) (@NCA_UK) December 5, 2019
If Maksim Yakubets, who used the online identity of ‘Aqua’, ever leaves the safety of Russia he will be arrested and extradited to the US. pic.twitter.com/BdoaxZrFBK
Fraglich ist nun, ob der Fahndungsaufruf der Amerikaner ausreicht, der beiden Angeklagten tatsächlich habhaft zu werden. Die russische Regierung habe die US-Ermittler durchaus unterstützt, heißt es. "Das war bei den Ermittlungen hilfreich", sagte der stellvertretende FBI-Direktor David Bowdich auf einer Pressekonferenz, "bis zu einem gewissen Punkt."