Firefox für Handys Mozilla macht mobil

Mobilfunk-Web-Browser: Firefox jetzt auch auf Handys
Die Mozilla Foundation will mehr, viel mehr. Nachdem die Organisation sich jahrelang auf Internet-Software für Desktop-Rechner und Notebooks konzentriert hat, damit zuletzt sogar mehr Nutzer hinter sich versammeln konnte als Microsoft mit dem Internet Explorer, will sie jetzt auch das Mobil-Web für sich reklamieren.
Seit diesem Montag steht der Mozilla-Web-Browser Firefox for Mobile zum Herunterladen bereit. Dieser soll die Firefox-Philosophie jetzt auch Handy-Nutzern nahebringen. An guten Ideen mangelt es den Entwicklern dabei nicht - höchstens an guten Umsetzungen.
Ohnehin kommt Mozillas Einstieg in die Welt der Mobiltelefone reichlich spät. Der norwegische Konkurrent Opera ist da längst in Vorleistung gegangen. Dessen Handy-Browser Opera Mobile und Opera Mini werden von einigen Telefonherstellern schon ab Werk als Alternative beispielsweise zu Microsofts Internet Explorer Mobile installiert, können ansonsten kostenlos von der Opera-Seite heruntergeladen werden. Funktionen wie Tabbed Browsing, eine integrierte Datenkomprimierung und ein automatisierter Abgleich von Lesezeichnen zwischen Handy und Computer haben die Opera-Software vor allem für Viel-Surfer zu einer beliebten Alternative gemacht.
Der Desktop-Version von Opera hat all das aber wenig genützt, sie dümpelt bei Marktstudien immer noch auf den hinteren Plätzen, weit hinter Firefox, von dem sich viele Nutzer schon lange eine Handy-Version gewünscht haben. Deren Fertigstellung hat allerdings reichlich Zeit gekostet. Ein Jahr ist es her, dass eine erste Vorabversion zu sehen war, die finale Version 1.0 ist erst am 29. Januar freigegeben worden.
Abgleich zwischen PC und Handy
Dass sich die Entwickler in dieser Zeit reichlich Mühe gegeben haben, den Browser an die Nutzungsgewohnheiten moderner Handy-Nutzer anzupassen, merkt man beim Ausprobieren sehr bald. Der Mobil-Firefox zeichnet sich vor allem durch die weitgehende Abwesenheit sichtbarer Bedienelemente aus. Sobald eine Seite geladen wurde und man ein Stückchen nach unten scrollt, ist nur noch die Seite selbst zu sehen. Die Adressleiste wird automatisch nach oben aus dem Blickfeld herausverschoben. So wird der begrenzte Platz auf dem Handy-Bildschirm optimal ausgenutzt.
Schiebt man die Seite mit dem Finger leicht nach rechts, erscheint eine Übersicht der genutzten Tabs. Hier lassen sich auch neue Tabs anlegen oder geöffnete schließen. Schiebt man die Seite mit dem Finger nach links, landet man in den Voreinstellungen, dem Download-Manager und der Add-On-Verwaltung. Hier lassen sich Zusatzmodule einbinden, die man auch in der Desktop-Version benutzt. Allerdings sind bei weitem nicht alle Add-Ons kompatibel. Auf der Sammelseite für Mobile Add-Ons sind am Montag 64 Zusatzmodule verfügbar. Nicht sensationell viele, aber doch einige mehr als jene gut 40, von denen noch am Samstag im Mozilla-Blog die Rede war.
Ein Killer-Feature für den Mobil-Firefox dürfte die neue Weave-Sync-Funktion sein, mit der Lesezeichen, Passworte, Tabs und sogar die History zwischen Handy und PC abgeglichen werden können. Genau das ist es, wonach Handy-Surfer suchen: Eine Möglichkeit, nahtlos zwischen Computer und Mobiltelefon wechseln zu können, ohne dabei Informationen zu verlieren.
Freunde finden wird nicht leicht
Besonders viele Freunde wird der neue Mobil-Firefox trotzdem nicht finden, zumindest vorerst nicht. Das liegt freilich weder an mangelndem Interesse noch an fehlenden Funktionen, sondern an einem Mangel an Möglichkeiten. Die aktuelle Version 1.0 von Firefox Mobile läuft nur unter dem Linux-Betriebssystem Maemo. Das wiederum läuft aktuell nur auf dem Nokia-Smartphone N900, das erst seit kurzem im Handel erhältlich ist. Zwar gibt es mit den Nokia-Modellen N800 und N810 noch zwei weitere Maemo-Geräte, auf denen der Browser prinzipiell funktioniert, doch rät Mozilla davon ab, die Software auf diesen etwas älteren Internet-Tablets zu installieren.
In der Planung sind zudem noch Varianten für Windows Mobile und Googles Android OS. Dabei ist die Entwicklung der Windows-Variante am weitesten fortgeschritten, hat aber noch nicht einmal Beta-Status erreicht. Bis daraus eine Software geworden ist, die man für jedermann veröffentlichen kann, wird es noch einige Monate dauern. Vorerst sollten nur wagemutige Naturen die als Alpha 3 bezeichnete Vorabversion auf ihre Handys loslassen.
Noch länger werden Besitzer von Android-Handys warten müssen. Die Entwicklung für diese Plattform befindet sich offenbar noch im frühen Selbstfindungsstadium, hat noch zu keinem vorzeigbaren Resultat geführt. Weitere Versionen des Mobil-Firefox sind nicht geplant. Weder Anwender von iPhones noch jene, die Blackberrys oder Nokia-Handys mit Symbian-Betriebssystem nutzen, werden in den Genuss des Mobil-Browsers kommen.
Wer braucht das?
Wer sich trotzdem ein Bild von der Software machen will, kann sich eine Emulations-Software herunterladen, die Firefox for Mobile auf Windows-PC, Macs und Linux-Rechnern nachbildet. Eigentlich ist dieser Emulator nur für Entwickler gedacht, die Add-Ons für Firefox schreiben wollen, zum ausprobieren und herumspielen taugt er aber auch ganz prima.
Ob der Mobilfunk-Firefox es auf diese Weise aber tatsächlich schafft, dem Mozilla-Browser einen nennenswerten Marktanteil auf Handys zu bescheren, ist unwahrscheinlich. Das N900 ist ein Nischenprodukt und wird es vorerst bleiben, Windows-Mobile-Handys werden meist in Firmen genutzt, deren Administratoren eigene Software verbieten - und wann die Android-Version fertig wird, steht in den Sternen. Solange sich das nicht ändert, ist Firefox for Mobile ein lobenswertes ambitioniertes Liebhaberprojekt. Die Masse der Mobil-Surfer braucht etwas anderes.