Flaschengeister versteigert Nervige Seelen im Weihwasserbad

Nicht fallenlassen: Diese via Online-Auktion verkauften Fläschchen enthalten kein Bachblüten-Wasser, sondern bitterböse Geister, in Weihwasser gelöst und so sediert
Zwei angebliche Flaschengeister sind in Neuseeland für rund 1450 Euro versteigert worden. Wie das Online-Portal TradeMe am Dienstag mitteilte, wurden die beiden Glasfläschchen für 2830 Neuseeländische Dollar von einem Unternehmen ersteigert, das elektronische Hilfsmittel für Raucherentwöhnung anbietet.
Angeboten wurden die kostbaren Seelen-Fläschchen von der Neuseeländerin Avie Woodbury, deren Angaben zufolge ein Exorzist die Geister in ihrem Haus in Christchurch eingefangen und in die Fläschchen gesperrt habe. Einen Geist habe sie erfolgreich als Les Graham identifiziert, einen Mann, der in den zwanziger Jahren in dem Haus gestorben sei. Die andere Seele stamme von einem unbekannten, aber enorm nervigen Mädchen. Ihre Versuche, Grahams Nachfahren zu lokalisieren, seien leider gescheitert, erzählte die Flaschen-Versteigerin einer neuseeländischen Zeitung.
Die Geister waren laut Woodbury nach einem spirituellen Experiment mit einem sogenannten Ouija- oder Hexenbrett in ihrem Haus aufgetaucht. Diese auch "Talking Board" genannten beschrifteten Bretter werden in Geisterbeschwörungen als Schnittstelle für die Übermittlung schriftlicher Mitteilungen aus dem Jenseits genutzt und erfreuen sich unter Spiritisten großer Beliebtheit.
Sie sind allerdings kein sehr traditionsreiches Hilfsmittel für die weltenverbindende Telekommunikation: Patentiert wurde das hölzerne Kommunikationsmittel erst 1891, die Rechte daran hält heute der Spielzeugkonzern Parker ("Monopoly, "Risiko"). Die oft hübsch bemalten Planken kosten rund 45 Euro, wer will, kann natürlich weit mehr zahlen. Wer die Sache ernst nimmt, bildet sich dann noch über "Channeling" weiter, die Kunst der Kontaktpflege mit dem Jenseits. Der Buchmarkt bietet aktuell Hunderte von Titeln, die teilweise auch in andere Formen der Telekommunikation wie beispielsweise Telepathie einführen. Ergänzend dazu gibt es auch ein breites Angebot an Beratungstiteln für Menschen, die nach intensivem Channeling Hilfe brauchen.
Da wird der beste Wachhund verrückt
Die brauchte auch Woodbury, denn für sie, ihren Hund, aber auch ihren Lebenspartner blieb es angeblich nicht bei der Kommunikation via Spielbrett: Der Spuk habe sie am Schlafen und Essen gehindert. Die Geister hätten sie im Nacken berührt, Wasser zum Kochen gebracht und Gegenstände verlegt, sagt Woodbury. Auf Fensterscheiben hätten sich nach Spuknächten Fußabdrücke gefunden: Normal ist sowas bekanntlich nicht.
Selbst ihr Hund sei irgendwann verrückt geworden. "Er ist nicht mehr in bestimmte Räume gegangen", sagte Woodbury. Nach dem Exorzismus sei der Spuk vorbei gewesen: Die Geister seien in den Flaschen "Schlafen gelegt" worden, indem sie in Weihwasser gelöst wurden, das "die Kräfte der Geister lähmt".
Nicht gelähmt waren angesichts des medialen Rummels, den die Auktion im Laufe der letzten Woche in Neuseeland entfesselte, die Klickfinger zahlreicher Interessenten. Die Auktionsplattform sah sich daraufhin mit einem typischen Ebay-Problem konfrontiert, das man dort vor allem bei abstrusen Auktionen kennt: Spaß-Bieter. Zeitweilig standen Gebote über 5000 Neuseeländische Dollar im Raum, der Veranstalter setzte die Gebote nach Überprüfung zurück. Übrig blieben am Ende als höchstes Gebot die rund 1450 Euro der Firma, die die Flaschengeister wohl für ihre PR einsetzen wird.
Verkäuferin Avie Woodbury will - anders als die meisten Gaga-Versteigerer bei Ebay - weder das noch Kasse machen. Was nach Bezahlung des Exorzisten, der noch auf sein Geld wartet, übrig bleibt, will Woodbury neuseeländischen Medienberichten zufolge - wohl eingedenk des oben erwähnten traumatisierten Hundes - einem Tierschutzverein spenden. Wann genau Woodburys Haus von den Quälgeistern befreit wurde, ist übrigens nicht klar: Neuseeländische Medien und Nachrichtenagenturen zitieren die Geisterverkäuferin mit widersprüchlichen Angaben zwischen Juni 2009 und Januar 2010.
Heilendes Wasser für sechs Euro
Bereits im Vorfeld des Verkaufs gab es auch skeptische Meldungen von Experten, die Woodburys Ware für Wasser in Flaschen hielten, das da zu deutlich erhöhten Preis verhökert würde - aber auch das liegt ja durchaus im Trend. Abzuwarten bleibt nun, ob es wie in vergangenen Jahren, als die Versteigerung von "Dingen" wie der eigenen Seele, Heiligenabdrücken in Toastscheiben, einer Identität oder - ganz besonders beliebt - Jungfräulichkeit in regelrechte Mode-Wellen ausartete, zu Nachahmungsversteigerungen kommt. Dagegen spräche das doch sehr limitierte Vorkommen exorzierbarer Geister sowie der erhebliche Arbeitsaufwand beim Abfüllen von Seelen in Weihwasserflaschen. Allerdings dürfte an Gefäßen und Wasser kein Mangel herrschen.
Erfahrungen in vergangenen Jahren haben aber gezeigt, dass der finanzielle Erfolg von Nachahmungsauktionen rapide abnimmt, sich solche Wellen also recht schnell selbst erledigen. Allerdings liegt das Preisniveau für Verkauf und Versand von H2O in Mini-Flaschen auf dem Esoterikmarkt derzeit bei etwa sechs Euro pro Fläschchen und mehr, was Nachahmer motivieren könnte. Dabei geht es aber um Wasservarianten mit angeblich heilender Wirkung.
Woodburys Geisterfläschchen sind dagegen nicht für den Gebrauch gedacht: Laut Warnung des involvierten Exorzisten ließen sich die in den Phiolen abgefüllten Geister wiederbeleben, wenn man die Seele-Weihwasser-Lösung verkleckere. Was, wie wir erfahren haben, weder der Nachtruhe noch der psychischen Gesundheit von Haustieren zuträglich wäre.
Manchmal zweifelt man - Online-Auktionen hin oder her - dann doch, ob die Neuzeit wirklich schon begonnen hat.