
Food-Fotografie: Fish and Ships
Food-Fotografie Fish and Ships
Die Inspiration kann einen Künstler an den ungewöhnlichsten Orten treffen, und im Falle des britischen Fotografen Carl Warner war es ein Marktstand, dessen dort angebotene Champignons ihn an Bäume einer außerirdischen Welt denken ließen. Spontan kaufte er die Pilze, dazu Reis und Bohnen, und fasste den Plan, daraus im Studio eine Landschaft zu arrangieren.
Diese Pilz-Savanne war der Anfang einer Serie von Foodscapes, die der gebürtige Liverpooler seit nunmehr zwei Jahrzehnten in immer neuen Varianten geschaffen hat. Obwohl die Lebensmittelbilder ursprünglich ein Ausweg aus Warners als unkreativ empfundener Arbeit in der Werbefotografie sein sollten, fanden sie ironischerweise auch das Interesse der Werbeindustrie.
Neben Auftragsarbeiten verwirklicht er aber weiterhin auch freie Projekte. Beispiele seiner Foodscapes sind in zwei Bildbänden publiziert, darunter dem Kinderbuch A World of Food.
Bis zu drei Tage Arbeit
Carl Warner kam über die Illustration zur Fotografie, und als talentierter Zeichner beginnt er jedes neue Projekt mit einer Serie von Vorzeichnungen. Der Aufbau erfolgt auf einem Tisch, dessen dreieckige Form dem Bildwinkel der Kamera entspricht. Im Studio halten sich die Lebensmittel nicht lange frisch; bis zur Fertigstellung einer Foodscape vergehen aber bis zu drei Tage.
Das Team, zu dem auch Food-Stylisten und Modellbauer gehören, baut vom Vorder- zum Hintergrund einen Teil der Landschaft nach dem anderen auf. Diese werden dann fotografiert und schließlich zu einem nahtlosen Ganzen montiert. Für eine dem Tageslicht möglichst ähnliche Beleuchtung hat Carl Warner eine Kombination aus Studioblitzen und Dauerlicht ausgetüftelt. Lebensmittel, die nicht durch Klebstoff oder Hitze ungenießbar geworden sind, landen danach in den Kühlschränken der Teammitglieder.

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Juli/August 2016
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