Fotomesse PMA Winzige Superzoom-Knipsen und böse Spiegelreflex-Killer

Schneller, näher, kleiner: Kamerahersteller zeigen auf der Fotomesse PMA neue Rekorde. Spiegelreflexkameras schrumpfen, Kompaktknipsen zoomen näher ran und Sony verspricht endlich einen universell brauchbaren GPS-Bildverorter.

Welche Zwergkamera kommt näher ran? Nach dem Megapixel-Wettlauf kämpfen die Kamerahersteller in diesem Jahr in einer neuen Disziplin um die höchsten Punktzahlen. Nach den Megapixel-Werten soll nun der Zoomfaktor das schlagende Kaufargument kompakter Bridge-Kameras sein. Nach Olympus (SP-590UZ mit 26-fach-Zoom) und Kodak ( Z980 mit 26-fach-Zoom) kündigt der japanische Hersteller Pentax eine Superzoom-Kompaktknipse an.

Auf der Fotomesse PMA in Las Vegas zeigte Pentax die X70. Diese Kompaktkamera ist gerade mal elf Zentimeter breit und neun Zentimeter hoch - ungefähr die Fläche eine iPhones.

Das fest verbaute Zoom-Objektiv schafft eine bis zu 24-fache Vergrößerung. Die mit anderen Kameras vergleichbare, sogenannte kleinbildäquivalente Brennweite reicht von 26 mm bis 624 mm.

Dieser Umfang erlaubt eine sehr flexible Bildgestaltung - der Bildwinkel bei einer Kleinbild-Brennweite von 26 mm ist größer als der, den menschliche Augen abdecken - einfach gesagt: Es passt mehr aufs Bild (hilfreich, wenn man zum Beispiel in engen Gassen Menschengruppen fotografieren will).

Superzoom-Knipsen, winzige Spiegelreflex-Kameras und neue GPS-Tagger - SPIEGEL ONLINE zeigt die Fototrends der PMA:

Das Superzoomwettrennen (Pentax- X70)

Mit dem 24-fach-Superzoom der X70 liegt Pentax fast gleichauf mit Kodak und Olympus. Wie auch die beiden Konkurrenten empfiehlt Pentax als Verkaufspreis knapp 400 Euro - die X70 soll im Frühjahr in Deutschland zu kaufen sein.

Bei der Superzoom-Pentax lassen sich wie bei anderen anspruchsvollen Kompaktkameras alle erdenklichen Details (Blendenöffnung, Verschlusszeit, ISO-Stärke bis 800) manuell einstellen. Was der X70 im Vergleich zu den meisten Konkurrenten in diesem Segment fehlt: Die Kamera kann Aufnahmen nicht im Rohdaten-Format RAW speichern. Zur Bildqualität, auch bei schlechteren Lichtverhältnissen kann man mangels Testaufnahmen noch nichts sagen. Der Bildsensor der Pentax X70 ist allerdings recht klein (1/2,33", was etwa 0,28 cm² entspricht).

Fototechnik-Fachbegriffe

In anderen, kleineren Kompaktkameras mit schwächeren Zoomobjektiven sind größere Sensoren verbaut (Canon G10 mit 0,43 cm²), was in der Regel weniger Bildrauschen bedeutet.

Spiegelreflex-Zwerg ohne Spiegel (Samsung NX)

Groß und klobig macht Spiegelreflexkameras unter anderem der eingebaute Schwingspiegel im Gehäuse: Der ist zwischen Objektiv und Bildsensor montiert und wirft das eintreffende Licht hoch, so dass der Fotograf durch den Sucher sieht, was er knipsen will. Wenn er den Auslöser drückt, schwingt der Spiegel nach oben, und das Licht fällt auf den Bildsensor.

Wer den Spiegel durch einen elektronischen Sucher ersetzt, kann viel Platz sparen. Wenn das Sucherbild besser aufgelöst ist als bei Kompaktkameras und man zudem die Objektive wechseln kann, dürften solche kleinen Kameras eine Konkurrenz für Einsteiger-Spiegelreflex-Kameras werden.

EVIL nennen die Hersteller diese Bauweise (eine Abkürzung für Electronic Viewfinder, Interchangeable Lens), im Herbst 2008 stellte Panasonic die erste Kamera dieser Bauart vor. Im Test machte die Lumix G1 einen ordentlichen Eindruck, obwohl sie das Versprechen einer ultrakompakten Immerdabei-Kamera auf Spiegel-Reflex-Niveau nicht erfüllte.

Nun stellt Samsung eine neue Evil-Kamerareihe namens NX vor. Auf der PMA kündigte Samsung eine NX-Kamera mit einem Bildsensor im APS-C-Format an - das entspricht der Sensorgröße einer Spiegelreflexkamera wie der Canon EOS 350D (3,28 cm²) und ist deutlich höher als das Sensorformat Four-Thirds, wie es die Panasonic Lumix G1 nutzt (2,24 cm²).

Samsung kündigte an, die NX-Modelle würden ungefähr 60 Prozent kleiner als herkömmliche digitale Spiegelreflexkameras sein. Bislang hat Samsung keine weiteren Angaben zum Autofokussystem, den Maßen und Preisen der neuen NX-Kameras gemacht. Die ersten Modelle wolle man noch in der zweiten Jahreshälfte 2009 auf den Markt bringen, teilte die US-Tochter der Firma in Las Vegas mit. Ob, wann und zu welchem Preis die NX-Kameras in Deutschland erhältlich sein werden, konnte Samsung auf Anfrage nicht mitteilen.

Auf Zwergkameras mit Wechselobjektiven setzten neben Panasonic und Samsung auch andere Hersteller. Olympus zeigt auf der PMA seine neue FourThirds-Spiegelreflex E-620: Das kompakte Modell (520 Gramm wiegt das 13 Zentimeter breite und 9,4 Zentimeter hohe Gehäuse - recht klein, trotz Schwenkspiegel) hat ein mit der Lumix-G1 vergleichbares Display, das sich drehen und schwenken lässt und auf dem Display mit 2,7 Zoll Diagonale 230.000 Bildpunkte darstellt.

Die E-620 richtet sich an anspruchsvollere Hobbyfotografen (RAW-Format, komplett manuelle Einstellungen möglich, aber auch viele Automatik-Funktionen und kreative Bildfilter). Das Gerät soll von Ende April an in Deutschland verkauft werden, Olympus empfiehlt als Verkaufspreis für das Gehäuse ohne Objektiv 750 Euro. Das günstigste Paket mit einem Zoom-Objektiv (kleinbildäquivalente Brennweite 24-84 mm) soll 849 Euro kosten. Laut Olympus ist die E-620 mit 33 derzeit lieferbaren Objektiven für das E-System kompatibel.

Superschneller HD-Filmer (Sony DSC-HX1)

Sony stellt in Las Vegas eine Bridge-Kamera mit vielen interessanten Fähigkeiten vor, die sich nicht so einfach auf einen einheitlichen Nenner reduzieren lassen wie die neuen Superzoom-Zwerge. Die Sony DSC-HX1 zoomt nicht ganz so nah ran wie die Konkurrenz von Kodak, Olympus und Pentax (20-facher Zoom, kleinbildäquivalente Brennweite des fest verbauten Objektivs 28-560 mm) und hat einen nicht ganz so beeindruckenden Weitwinkel und eine durchschnittliche Megapixel-Zahl (9,1).

Sony verbaut einen CMOS-Bildsensor und verspricht deutlich weniger Bildrauschen als bei anderen Kompakt- und Bridgekameras mit vergleichbar großem CCD-Sensor. Ob das stimmt, müssen Tests zeigen. Was ohne weitere Prüfung als echte Innovation gelten kann: Die HX1 nimmt im Panorama-Modus Breitwandbilder mit einer Auflösung von bis zu 7152 x 1080 Pixeln auf. Um solch ein Breitwand-Format aufzunehmen, soll es genügen, den Auslöser zu drücken und die Kamera zur Seite zu bewegen.

Außerdem nimmt die HX-1 Videos in FullHD-Auflösung (also 1920 mal 1080 Pixel) mit 30 Bildern je Sekunde auf. Die Kamera soll in Deutschland im Mai zu kaufen sein, Sony empfiehlt 530 Euro als Verkaufspreis.

Sonys universeller GPS-Fototagger

Schon seit einem Jahr verkauft der taiwanesische Elektronikhersteller ATP einen GPS-Empfänger, der Digitalfotos sehr einfach mit exakten Positionsdaten versieht: Einmal eingeschaltet, protokolliert das Kästchen bei GPS-Empfang kontinuierlich Standort und Zeitpunkt. Der Clou: Die in dieser Zeit digital geknipsten Fotos kann man ganz einfach um diese Positionsdaten ergänzen. Dazu nimmt man die Speicherkarte aus der Kamera, steckt sie in den Photofinder und das Gerät ergänzt die Dateien automatisch.

Nun hat Sony ein eigenes GPS-Modul entwickelt, das genauso einfach funktioniert und bei dem man die Foto nicht mit einer speziellen Software am Computer aufwendig um die Positionsdaten ergänzen muss.

Das Gerät GPS-CS3KA soll wie der Photofinder funktionieren: Bis zu 15 Stunden lang zeichnet es mit einer Batterieladung die Positionsdaten alle 15 Sekunden auf und zeigt die Koordinaten auf einem kleinen Display zudem an.

Schiebt man einen Memory Stick oder eine SD-Karte in den entsprechenden Steckplatz des GPS-Moduls, soll es die korrekten Positionsdaten anhand der (unbedingt bei Kamera und GPS-Tagger synchronen) Uhrzeit in die Bilddaten der Fotos auf der Speicherkarte.

Sonys GPS-Tagger CS3KA soll im Frühjahr in Deutschland erhältlich sein - Preisempfehlung: 140 Euro.

Fototechnik - Die Fachbegriffe kurz erklärt

Fototechnik-Fachbegriffe

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