Garagenschrauber Der Bill Gates des Thüringer Waldes
Wenn Christian Osburg von einem Kunden auf seinem Handy angerufen wird, sagt er der Lehrerin, er müsse mal kurz aufs Klo. Wenn er zu einem Termin muss, lässt er sich von seiner Mutter zum Kunden fahren - in seinem eigenen BMW, wohlgemerkt.
Denn einen Führerschein hat der junge Mann aus der kleinen Stadt Arnstadt im Thüringer Wald noch nicht, wohl aber einen Gewerbeschein. "Ich habe bereits mit sieben Jahren angefangen, Computer zu schrauben", lautet der Anfang von Osburgs Geschichte, die vor ihm schon Hunderte Computerfreaks erzählt haben. Gates, Hewlett und Packard und einige andere hatten schließlich in einer schäbigen Garage begonnen. Osburgs Büro liegt im Keller des Elternhauses.
Dass aus seinem Hobby noch während der Schulzeit ein Geschäft geworden ist, liegt an seiner Persönlichkeit. Osburg weiß, was er will. Und: Er weiß, wie er hinkommt. Schritt für Schritt. "IHK, Amtsgericht, Steuer: Da fuchst man sich irgendwie rein", erinnert er sich an den ersten Papierkram. "Am besten, man denkt am Anfang gar nicht über alles auf einmal nach. Man kann nicht alles berücksichtigen. Die Probleme kommen von selbst. Dann werden sie gelöst", sagt er.
Osburgs Motto: Learning by doing. Gerade hat er sich etwa für eine besondere Abendbeschäftigung entschieden. Sie wiegt 15 mal 3 Kilogramm und umfasst jeweils 780 Seiten. "Ein Microsoft-Zertifzierungskurs. Das macht richtig Spaß", sagt der Junge vollen Ernstes - als handele es sich dabei um die jüngste Harry-Potter-Ausgabe. Selbst die Schule begreift er so. "Ich hatte in Chemie ein halbes Jahr nicht aufgepasst. Den Stoff habe ich mir in einer halben Stunde beibringen lassen. Wer will, schafft das."
Mit der Telefonstimme eines Mittvierzigers
Wenn er am Telefon spricht, klingt seine Stimme wie die eines Mittvierzigers. Die Überraschung kommt dann, wenn er persönlich erscheint: "Klar, manche sind ein wenig irritiert, wenn plötzlich so ein junger Typ wie ich vor ihnen steht", sagt er. "Umso mehr muss ich durch mein Können überzeugen."
Das tat er erst in seiner Bekanntschaft, später bei einem Praktikum. "Wenn es Probleme mit Rechnern gibt, dann löse ich sie." Dies habe sich herumgesprochen. "Nach der Schule häatte ich sofort Arbeitsangebote von großen Unternehmen. Heute gehört beispielsweise die Otto-Niederlassung in Ohrdruf zu meinen Kunden."
Längst musste Osburg jedoch feststellen: "Selbst in der Bekanntschaft gibt es manchmal Kommentare, aus denen eine Portion Neid zu hören ist", bedauert der Realschüler. Zwei gute Freunde von ihm sehen das anders. "Ich würde mir so etwas nicht zutrauen", sagt der Gymnasiast Thomas Janzen. Sein Kumpel Thomas Ballentin erklärt: "Ich hätte keine Lust, diese Verantwortung zu tragen." Die Verantwortung und Vernunft spiegelt sich dabei in Osburgs gesamtem Verhalten wider. Sobald er etwa seinen Laptop aufstellt, kettet er diesen an den Schreibtisch - damit er nicht geklaut wird.
"Überteuert und oftmals inkompetent"
Warum er gerade mit seiner Firma eine Chance hat, obwohl der Markt überquillt mit ähnlichen Anbietern? "Darüber habe ich mir oft Gedanken gemacht", sagt Osburg. Nach Beobachtungen habe er mittlerweile festgestellt, woran viele andere Unternehmen kranken - nicht nur in seiner Branche. "Viele Angestellte und Chefs sind schlicht unfreundlich, überteuert und oftmals inkompetent." Der Markt sei überflutet davon, behauptet der Schüler kühn.
Im kommenden Jahr wird der Schüler mit einem eigenen Stand zur weltgrößten Computermesse Cebit nach Hannover reisen. Wer in Job oder Karriere etwas erreichen will, sollte laut Osburg vor allem Enthusiasmus und Professionalität mitbringen. Die Arbeit selbst müsse der Motor sein. Die Energie dürfe nicht für das Nachdenken über die Arbeit verschwendet werden. Dann fällt schon mal für einen 15-Jährigen ein BMW ab.
Kai Oppel, Jobpilot.de