Gewalt und Sittenverfall
Computerspiele sind an allem schuld
Da sind sich Politiker aus alter und neuer Welt ausnahmsweise mal einig: Die Gewalt in der Gesellschaft geht von Computerspielen aus. Das behaupten zumindest der niederländische Ministerpräsident Balkenende und der US-Senator Lieberman.
Die Debatte ist so alt wie Computerspiele selbst - und sie nimmt kein Ende. Immer wieder werden gewalttätige PC-Spiele für Gewaltausbrüche im realen Leben verantwortlich gemacht, in Deutschland zuletzt nach dem Massaker am Erfurter Gutenberg-Gymnasium im April 2002.
Nach einem ähnlichen Fall in Den Haag - dort hatte Anfang Januar ein Schüler seinen Lehrer erschossen -, hat die Debatte die Niederlande erreicht. "Wir müssen uns fragen, wie die Spirale der Gewalt beginnt", sagte Ministerpräsident Jan Peter Balkenende in Anspielung auf gewalttätige Spiele und Filme in Den Haag.
"Wenn junge Menschen zu Waffen greifen, um Konflikte zu lösen, dann sagt das etwas über die moralische Orientierung", sagte der christdemokratische Politiker. Zu der gewaltorientierten Atmosphäre habe die Unterhaltungsindustrie beigetragen, so Balkenende. "Es gibt Computerspiele, bei denen man Punkte bekommt, wenn man Leute erschießt." Es habe etwas mit der moralischen Haltung zu tun, was akzeptabel sei und was nicht.
Ganz ähnlich äußerte sich Joseph Lieberman, Senator und Kandidat der US-Demokraten für das Präsidentenamt. Auf einem Frauen-Forum im Dartmouth College in Hanover (New Hampshire) bezeichnete er das Spiel "Grand Theft Auto" als "entsetzlich". "Der Spieler wird dafür belohnt, dass er eine Frau angreift, sie zu Boden wirft, wiederholt tritt und dann endgültig durch mehrere Schüsse tötet", beklagte der Senator.
Die Unterhaltungsindustrie habe das Recht solche Spiele herzustellen, aber sie hätte eine Verantwortung, dies nicht zu tun, wenn eine Generation von Söhnen heranwachsen solle, die Frauen mit Respekt behandle.
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