
je nachdem, welches Datum man wählt, hat Google gleich mehrere Geburtstage . Gibt man aber ins Suchfenster "Googles Geburtstag" ein, erscheint prominent der 4. September 1998, gegründet im kalifornischen Menlo Park. 20 Jahre ist das Unternehmen alt, die Suchmaschine selbst gibt es sogar schon etwas länger: seit 1996 unter dem Namen BackRub, ein Jahr später dann bereits unter dem Namen Google .
Zumindest in Deutschland beginnt die Geburtstagswoche für das Unternehmen allerdings mit wenig erfreulichen Nachrichten: Aktivisten vom Verein Goliathwatch kritisieren den Konzern scharf für seine Funktion zur Autovervollständigung von Suchanfragen . Die versorgt Nutzer, sobald sie einen Begriff ins Suchfeld eingeben, mit Vorschlägen, wonach sie vielleicht suchen möchten. Diese Vorschläge werden von einem Algorithmus generiert , gespeist aus dem, was man selbst bisher gesucht hat, und dem, was andere Nutzer häufig suchen.

Aktivisten demonstrieren am Montag vor dem Google-Standort in Berlin
Foto: GoliathWatchUnd das ist manchmal ziemlich düster, haben die Aktivisten von Goliathwatch festgestellt: Für eine Studie (PDF ) haben sie verschiedene Begriffe oder Satzanfänge eingegeben und die Vorschläge in Screenshots festgehalten. Etwa erhielten sie zu "Flüchtlinge sollen" Ergänzungen wie "abhauen"; zum Satzanfang "Dürfen Behinderte" erschienen Vorschläge wie "sich fortpflanzen" oder "schwanger werden". Einige Beispiele zeigt die Fotostrecke:

Autovervollständigung: "Merkel ist..."
Die Aktivisten finden das problematisch und sprechen von "Hatesearch" - ein Phänomen, das in der "New York Times" bereits im Jahr 2015 kritisch beschrieben wurde. "Es kann nicht sein, dass die weltweit führende Suchmaschine mit seiner Autocomplete-Funktion Menschen und Gesellschaftsgruppen systematisch diskriminiert und so Vorurteilen, Hass und Hetze einen Vorschub leistet," kritisiert Dr. Thomas Dürmeier, Geschäftsführer von Goliathwatch, den Konzern in einer Pressemitteilung zur Kampagne . Googles seit April 2018 stärkere Reaktionen gegen Diskriminierungen durch Autovervollständigung sind laut den Aktivisten nicht ausreichend.
Google-Pressesprecherin Lena Heuermann sagte gegenüber dem SPIEGEL dazu: "Die Vervollständigung von Suchanfragen wird automatisch und ohne menschliches Zutun durch einen Algorithmus generiert. Wir geben uns Mühe, unangemessene Vervollständigungen zu vermeiden, dies gelingt uns aber leider nicht immer."
Wenn Nutzer der Meinung seien, dass ein Vorschlag gegen Googles Richtlinien für die automatische Vervollständigung verstößt, könnten sie diese mithilfe des Links direkt darunter melden.
Seltsame Digitalwelt: Eine richtig smarte Sache
Um neue Rauchmelder installieren zu lassen, hat die Hausverwaltung heute Handwerker in unsere Wohnung geschickt. Wird ja alles smart heutzutage, da sollen auch unsere Rauchmelder zumindest funken können. Dann nämlich kann man sie auch bequem aus der Ferne warten. Über einen Rechtsstreit um genau solche Geräte hatten wir übrigens bereits vor Jahren hier im Netzwelt-Ressort berichtet.
Jedenfalls wurden auch bei uns nun die alten Rauchmelder abmontiert, die neuen allerdings zu unserer Überraschung nicht an dieselben Stellen geschraubt. Das gehe leider nicht, erklärte der Fachmann, denn die funkenden Rauchmelder dürften nicht so nahe an elektrischen Leitungen oder Lampen installiert werden wie die herkömmlichen. Das könne zu Störungen führen, so wie hohe Möbel auch. Also bekamen wir nicht nur neue Rauchmelder, sondern auch neue Löcher in die Zimmerdecke, dem Fortschritt zuliebe. Ein wenig erinnert mich das an das Wahlplakat der FDP im Bundestagswahlkampf 2017: Digital first, Bedenken second.
App der Woche: "Biok"
getestet von Tobias Kirchner

Bei "Biok" müssen Monster über ein Spielfeld geschoben werden, um andere Kreaturen zu fressen. Dabei ist jeweils nur eine bestimmte Anzahl von Zügen erlaubt. Im Laufe des Spiels können weitere Monster gesammelt werden, die neue Fähigkeiten mit sich bringen. Für ein Rätselspiel bietet "Biok" damit ungewöhnlichen Tiefgang und Anspruch. Darüber hinaus gibt es Bonusmissionen und Geheimnisse, die der Spieler entdecken muss. Außerdem benötigt das Spiel keine Internetverbindung und ist so auch ein perfekter Begleiter auf Zugfahrten.
Für 0,99 Euro von Nonostante, ohne In-App-Käufe, für Android , iOS soll folgen.
Fremdlink: Drei Tipps aus anderen Medien
- " Warum es so schwierig ist, ein faires Handy zu bauen " (zehn Leseminuten): Organisationen wie Fairphone versuchen sich schon lange daran, Smartphones zu bauen, ohne dabei Menschen und Umwelt auszubeuten. Die "Süddeutsche Zeitung" versucht zu erklären, weshalb das kompliziert ist und was die wenigen Anbieter anders machen als die großen Hersteller.
- "Sad summer's over? 18 ways to keep the health, humour and happiness of your holiday alive " (englisch, zehn Leseminuten): Wenn am kommenden Wochenende in Bayern und Baden-Württemberg die Sommerferien enden, ist es in Deutschland für viele vorbei mit Ausschlafen, Strandspaziergängen und Bergwanderungen. Der britische "Guardian" hat 18 Tipps zusammengestellt, wie man die Erholung des Urlaubs möglichst lange in den Alltag rettet.
- "Europäischer Gerichtshof soll deutsche Vorratsdaten beurteilen " (zwei Leseminuten): Was gibt es eigentlich Neues zur umstrittenen Vorratsdatenspeicherung, dem immer wiederkehrenden "Zombie der Netzpolitik", wie Sascha Lobo sie einst nannte? Mein Kollege Kai Biermann von "Zeit Online" weiß da Genaueres.
Ich wünsche Ihnen eine erfreuliche Woche,
Judith Horchert