Google+ Google erlaubt Spitznamen - aber nur geprüfte

Abmilderung des Klarnamen-Zwangs: Google+-Mitglieder dürfen künftig auch mit einem Alter Ego im Netz auftreten - nachdem der Konzern ihr Pseudonym und ihre wahre Identität überprüft hat.
Soziales Netzwerk Google+: Auf Antrag darf man sich unter Pseudonym sozialisieren

Soziales Netzwerk Google+: Auf Antrag darf man sich unter Pseudonym sozialisieren

Foto: dapd

Sechs Monate nach dem Start von Google+ dürfen sich Google-Nutzer mit einem Pseudonym im sozialen Netzwerk registrieren. Am Montag schrieb Google-Manager Bradley Horowitz in einem Blogeintrag , dass in den nächsten Wochen nach und nach Zweitnamen akzeptiert werden: Spitznamen oder andere Pseudonyme, die zusätzlich zum Klarnamen angegeben werden können.

Wer will, muss dann also nicht mehr unter seinem Klarnamen bei Google+ in der Öffentlichkeit auftauchen, sondern kann sich mit einem Spitznamen benennen. Google will aber nach wie vor wissen, wer wirklich hinter einem Online-Profil bei Google+ steckt. So will das Unternehmen Identitätsklau und Google+-Missbrauch unterbinden. Und nebenbei erhält Google so wohl eine Datenbank, in der Netz-Pseudonyme Klarnamen zugeordnet sind.

"Seit Produktstart haben wir die Rückmeldungen der Community zu unseren Namensrichtlinien genau angeschaut", schreibt Horowitz, "und unsere Daten über den Registrierungsprozess ausgewertet." Dabei sei herausgekommen, dass nur 0,1 Prozent der Neu-Plusser eine Beschwerde zur Namensgebung einreichten, von denen 60 Prozent einfach einen Spitznamen hinzufügen wollten. Weitere 20 Prozent hätten sich fälschlicherweise als Firma angemeldet. 20 Prozent wollen laut Horowitz ein Pseudonym "oder einen anderen unkonventionellen Namen" nutzen.

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Diesem Fünftel eines Tausendstels also, suggeriert Horowitz, wolle man es recht machen: "Wir freuen uns darüber, dass wir mit dem heutigen Tag neue Funktionen einführen werden, die einen Großteil dieser Probleme löst."

Aber Pseudonym-Fans - darunter fallen zum Beispiel auch Datenschützer, Dissidenten und andere Aktivisten - sollten sich nicht zu früh freuen. Neben der weiterhin bestehenden Identifizierungspflicht gegenüber Google behält sich das Unternehmen vor, die gewünschten Spitznamen einer Prüfung zu unterziehen - und Pseudonyme, die ihm nicht geheuer sind, zu blockieren.

"Es geht um Community"

Wer also einen ungewöhnlichen Spitznamen beantragt, muss nachweisen, dass das Pseudonym bereits als Alternativname etabliert ist, zum Beispiel als Künstlername. "Wenn wir einen Namen [als unerwünscht] markieren, können Sie uns Informationen zur Verfügung stellen, die uns helfen, Ihre etablierte Identität zu bestätigen", zum Beispiel mit Auszügen aus Offline-Medien, eingescannten Dokumenten, einem "Nachweis für eine etablierte Online-Identität mit einer bedeutenden Anhängerschaft". Man werde diese Informationen "begutachten und uns normalerweise innerhalb einiger Tage wieder bei Ihnen melden".

In der Kommentarfunktion dieser Google-Nachricht zur neuen, erweiterten Klarnamen-Pflicht ist eine heftige Diskussion um das Für und Wider der Regelung entstanden - mit erstaunlich vielen Befürwortern. Die heben Googles "berechtigtes Interesse" an einem funktionierenden, verantwortungsvollen Kommunikationsort ohne Spammer und Betrüger hervor.

Google-Manager Yonatan Zunger sekundiert die Horowitz-Ausführungen derweil  in einem Blog-Eintrag und erklärt, was Google sich von der Klarnamenpflicht verspricht: "Es geht nicht um Funktionalität, sondern um Community: Man bekommt eine andere Community, wenn Leute als Mary Smith, und nicht als captaincrunch53 bekannt sind." Es gehe Google darum, Gemeinschaften aufzubauen, die stärker seien als andere.

fko
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