Gratulations-Spam Schweine singen zum Geburtstag

Über Glückwünsche zum Geburtstag freut man sich, natürlich auch über elektronische. Wenn die meisten Mails aber von Unternehmen stammen, die einem eigentlich etwas verkaufen wollen, vergeht die Freude. Marketing-Lyrik und singende Schweine versauten Dirk Kunde das Fest.

Geburtstag, wie schön – Geschenke und viele Glückwünsche. In meinem elektronischen Postfach muss ich mich durch die Gratulationen eines Versandhauses, einer Bank, eines Kontaktenetzwerks, der Bahn, eines Brokers, eines Micropayment-Anbieters und einer Kaffeerösterei mit angeschlossenem Versandhandel arbeiten. Schön, die haben also auch an mich gedacht. Es bleibt nicht bei einfachen Glückwünschen: Die Deutsche Bahn erinnert mich an mein eigenes Sternbild und bescheinigt mir "mitfühlend und sensibel" zu sein. Vielen Dank. Schon im nächsten Satz will der Konzern mir etwas verkaufen: "Sie haben ein feines Gespür für die schönen Dinge des Lebens – wie zum Beispiel die vielen Vorteile Ihrer BahnCard."

Immerhin schenken sie mir noch 100 Bonuspunkte für die Karte, die ich doch ohnehin schon habe. Nur noch vier Mal Geburtstag haben und ich kann mir eine Prämie bei der Bahn aussuchen. Mal sehen, was es da gibt: zehn Euro Ökostrom-Guthaben - oder in meinem Namen werden zehn Bäume gepflanzt. Toll.

Der Micropayment-Anbieter schenkt mir wahlweise 250 Visitenkarten, zehn Euro Spielgeld in einer Zockerbude oder eine Woche bei einer Partnervermittlung. Letzteres wird vor allem meine Frau begeistern. Das Versandhaus führt mich per Link zu einer Webseite. Dort bringen mir drei animierte Cowboy-Schweine ein kleines Geburtstagsständchen. Witzig, wie sie so "Happy Birthday" zu Banjo-Klängen singen - doch als die Stelle mit meinem Namen kommt, drucksen die Schweine verlegen herum. Das sind also die Grenzen der Personalisierung.

Was mal als nette Aufmerksamkeit zur Kundenbindung gedacht war, verkommt zur Massenmail mit Spam-Charakter. Wenn man das Gefühl nicht loswird, einem soll mit dem Glückwunsch etwas verkauft werden, bleibt ein schaler Nachgeschmack. Für heute mache ich das Mailprogramm zu und freue mich ganz altmodisch über Anrufe und Glückwunschkarten von Familie und Freunden. Im nächsten Jahr wird der Spam-Filter schärfer eingestellt.

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