Internet-Kriminalität Hacker kapern Server von Scotland Yard

Hacker haben sich in der Nacht von Freitag zu Samstag über Londons legendäre Polizeibehörde Scotland Yard lustig gemacht. Die Blamage für die IT-Sicherheitsoffiziere ist gewaltig.
New Scotland Yard in London: Katz-und-Maus-Spiel

New Scotland Yard in London: Katz-und-Maus-Spiel

Foto: Facundo Arrizabalaga/ dpa

Scotland Yard hatte mal wieder Ärger mit ungebetenen Gästen in seinem Computernetzwerk. Freitagnacht hatten die Hacker einen Bericht des "Guardian" zufolge mit einigen Nonsens-Tweets Verwirrung gestiftet, die sie über den Twitter-Kanal der Londoner Polizeibehörde verbreiten konnten. Der Account dient normalerweise dazu, die Öffentlichkeit in Krisensituationen auf dem Laufenden zu halten und erreicht immerhin 1,2 Millionen Follower. Einige, die die Hacker offensichtlich besonders gelungen fanden, wurden auch als Pressemitteilungen an Journalisten und Redaktionen verschickt.

Der Angriff habe abends gegen 23.16 Uhr begonnen, berichtet der "Guardian" weiter. In der Folge hätten sich Fahnder und Angreifer über 40 Minuten hinweg ein Katz-und-Maus-Spiel geliefert. Zum einen ging es darum, die Tweets möglichst umgehend zu löschen, zum anderen, die Täter aufzuspüren.

Erst in den frühen Morgenstunden am Samstag habe die Behörde wieder die Oberhand über die eigenen Kommunikationskanäle gewonnen. Und es zeichnet sich allmählich auch ab, wie die Eindringlinge vorgegangen waren. Wie die Scotland-Yard-Ermittler vermuten, kaperten sie dafür den Server der Pressestelle, der Mitteilungen der Behörde automatisch auf die hauseigene Webseite stellt und Tweets absetzt. Anschließend laufen die Nachrichten auch über den E-Mail-Verteiler.

Foto: Twitter/ metpoliceuk
"Guardian"-Screenshots: Gelöschte Scotland-Yard-Tweets

"Guardian"-Screenshots: Gelöschte Scotland-Yard-Tweets

Foto: Twitter/ metpoliceuk

Die sicherheitsrelevanten Bereiche des Computernetzwerks seien nicht betroffen, versichert Scotland Yard laut "Guardian". Noch sind die Ermittlungen allerdings nicht abgeschlossen. Die Tweets sind inzwischen gelöscht.

Die Computerexperten von Scotland Yard haben bereits einige Erfahrung mit Hackern. Einer der spektakulärsten Angriffe war der des Web-Guerilla-Netzwerks Anonymous, das 2012 den Mitschnitt einer vertraulichen Telefonkonferenz mit der US-Bundespolizei FBI auf YouTube veröffentlichte. In dem rund 17-minütigen Telefonat ging es unter anderem um Ermittlungen zu der Hacker-Gruppe LulzSec und der Web-Guerilla Anonymous selbst. Auf Twitter machten sich Aktivisten anschließend über die Fahnder lustig.

mik
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren