Hangouts on Air Google führt Live-Videostreams in Deutschland ein

Nach drei Monaten Wartezeit hat Google sein Live-Videoangebot Hangouts On Air in Deutschland freigeschaltet. Die Verzögerung habe nichts mit dem Rundfunkstaatsvertrag zu tun, sagt Google. Die Nutzer sollen sich selbst um Sendelizenzen kümmern - Google weist jede Verantwortung von sich.
Google+ Hangouts On Air: Web-TV für jedermann

Google+ Hangouts On Air: Web-TV für jedermann

Google baut sein Google+ aus. Seit dem heutigen Mittwoch (15. August) können Mitglieder des soziales Netzwerks sich in den sogenannten Hangouts nicht mehr nur gegenseitig virtuell treffen, sondern auch Live-Videostreams für alle Nutzer ins Netz senden . Nach dem Ende einer Live-Übertragung sollen die Clips auf YouTube veröffentlicht werden - dafür sollen Nutzer ihre Konten bei YouTube mit denen bei Google+ verknüpfen. Diese Hangouts On Air  genannte Funktion war bereits im Mai in 220 Ländern eingeführt worden. Jetzt wurde sie für zehn Nachzügler freigeschaltet. Darunter Finnland, Rumänien, Senegal - und Deutschland.

Mit Hangouts On Air macht Google Anbietern wie Ucast , Livestream  oder Bambuser  Konkurrenz - und versucht, mehr Nutzer auf die Seiten des eigenen sozialen Netzwerks Google+ zu locken.

Als Deutschland bei der Einführung von Hangouts On Air im Mai 2012 außen vor blieb, vermuteten Beobachter wie die CSU-Politikerin Dorothee Bär, als Grund den deutschen Rundfunkstaatsvertrag. Der legt fest, dass man eine Sendelizenz benötigt, sobald man einen Livestream anbietet, den mehr als 500 Zuschauer gleichzeitig sehen könnten.

"Klassischer user generated content"

Dieser Vermutung widerspricht Google nun. Der Verzögerung habe nichts mit dem deutschen Rundfunkrecht zu tun, heißt es in einer Stellungsnahme, die SPIEGEL ONLINE vorliegt. Zwar seien die rechtlichen Prüfungen für einige Länder, darunter auch Deutschland, im Mai noch nicht abgeschlossen gewesen, doch mit dem Rundfunkstaatsvertrag sehe man keine Probleme. "Wir haben Hangouts on Air in einigen europäischen Ländern bereits im Mai gelauncht, und dort ist die Rechtslage bezüglich des Rundfunkrechts auch nicht anders als in Deutschland. Denn der Rundfunkbegriff wird ja durch eine EU-Richtlinie bestimmt", erklärt Google.

Die Frage, ob die neuen Livestreams denn nun als Rundfunksendungen einzustufen seien, "können wir nicht beurteilen", sagt ein Google-Sprecher. Schließlich seien Hangouts On Air "klassischer user generated content", bei dem die Anwender festlegen, wann sie wem was zeigen. Das bedeute, "dass auch nur die Nutzer selbst für diese Inhalte verantwortlich sind (und nicht Google oder YouTube)."

Jeder ist für sich selbst verantwortlich

Was das für die Anwender heißt, stellt der Konzern in seiner Online-Hilfe klar: "Sie sind selbst dafür verantwortlich, die Einhaltung aller anwendbaren Gesetze und Vorschriften zu gewährleisten ", heißt es da. Wer wissen will, was das bedeutet und wie man damit umzugehen hat wird auf eine Checkliste der Medienanstalten (PDF)  verwiesen. Dieser Text erklärt, welche Online-Sendeformen als Rundfunk eingeordnet werden und dass man sich doch bitte an die Landesmedienanstalt des jeweiligen Bundeslandes wenden soll, um im Zweifelsfall eine Sendelizenz zu beantragen.

Und die Checkliste gibt einen Tipp, was zu tun ist, wenn man die mit einem Zulassungsantrag verbundenen Mühen und Kosten vermeiden will: "Sie können innerhalb von drei Monaten Ihr Angebot so anpassen, dass es ein Telemedienangebot ist." Es könnte - theoretisch - sein, dass ein Blogger, der auf seiner Seite einmal in fünf Monaten live streamt und 1000 Leute erreicht, keine Lizenz braucht - er macht das ja nicht regelmäßig, seine Website ist kein Online-Livevideoportal, sondern ein Blog. Ob die Medienanstalten dieser Interpretation folgen, was ihr Rat genau bedeutet - das wissen derzeit die Anstalten allein.

mak
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