HTML-Trick Nordkorea macht seinen Führer größer

So einfach kann Propaganda sein: Mit einem simplen Trick sorgen Programmierer dafür, dass der Name des Staatschefs auf offiziellen Webseiten immer ein bisschen besser zu lesen ist als der restliche Text.
Nordkoreanische Website Naenara: Der Name Kim Jong Un ist stets hervorgehoben.

Nordkoreanische Website Naenara: Der Name Kim Jong Un ist stets hervorgehoben.

Den Journalisten von der BBC  ist ein Detail aufgefallen: Immer wenn sie offizielle nordkoreanische Webseiten lesen, sticht der Name des Staatschefs Kim Jong Un ein wenig hervor. Und tatsächlich ist es so, dass, wenn man etwa die staatliche Nachrichtenseite Naenara  aufruft, der Name Kim Jong Un besonders gut zu lesen ist. Aber was steckt dahinter? Ist der Name wirklich so besonders, dass er einfach auffällt?

Keineswegs, wie ein Blick in den HTML-Code nordkoreanischer Websites zeigt. Die Seiten enthalten schlicht einen Programmierbefehl, der dafür sorgt, dass der Name des Herrschers stets in einer nur wenig größeren Schrifttype ausgegeben wird als der Rest des Textes.

Steht der Name zu Beginn eines Absatzes, ist das kaum auffällig, etwa wenn eine Meldung eingeleitet wird mit: "Kim Jong Un, erster Vorsitzender des Nationalen Verteidigungskomitees Nordkoreas, Oberkommandierender der Koreanischen Volksarmee, Erster Sekretär der Partei der Arbeit Koreas, traf am 30. November...". Betrachtet man aber einen Fließtext, in dem es um den "Obersten Führer" Nordkoreas geht, wird schnell offensichtlich, dass da etwas nicht stimmt.

Auch auf den englischsprachigen Versionen der Seiten fällt der vergrößerte Name Kim Jong Uns deutlich auf (siehe Screenshot) und zeigt, dass Nordkoreas Ministerien kein Mittel zu schade ist, Propaganda zu treiben. Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass das Land offenbar umgerechnet 32 Millionen Euro ausgibt, um Plakate und Statuen mit Bildnissen seiner früheren Führer anfertigen zu lassen.

Dieses Festhalten an der überhöhten Darstellung seiner ehemaligen Staatslenker sorgt übrigens noch für eine weitere Eigenheit im nordkoreanischen Cyberspace: Die Computer im einzigen Internetcafé des Landes werden nicht nur mit der im Staatsauftrag entwickelten Linux-Variante "Roter Stern" betrieben, sie zeigen auch ein ausgesprochen ungewöhnliches Datum an. Ihrem Kalender zufolge befinden wir uns im Jahr 101, genau 101 Jahre nach der Geburt des stalinistischen Gründervaters Nordkoreas, Kim Il Sung - dem Großvater von Kim Jong Un.

mak
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