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Fotografie: Von Instagram in die Galerie

Foto: DearHamburg/ Tekla Evelina Severin

Instagram-Fotografie Ist das Kunst?

Auf Instagram kann sich jeder Hobbyfotograf austoben. Aber gehören die Schnappschüsse in eine Galerie? Eine Ausstellung in Hamburg zeigt: ja.

Tom Skipp schaut auf die quadratischen Drucke seiner Bilder, die auf dem Tisch vor ihm liegen, und sagt: "Das ist das erste Mal, dass ich meine Fotos tatsächlich ausgedruckt sehe." Bisher kennt Skipp, Grafikdesigner und Fotograf aus London, seine Bilder hauptsächlich vom Bildschirm seines Smartphones, als kleine Quadrate in seinem Instagram-Account @tomskipp .

Nun sind sie in einer kleinen Galerie nahe der Hamburger Speicherstadt  zu sehen, zusammen mit den Instagram-Bildern von sechs weiteren Fotografen aus der ganzen Welt. Gemeinsam ist diesen sieben: Alle sind über das Bildernetzwerk überhaupt erst bekannt geworden, sie nutzen den Kanal, um ihre Arbeiten zu veröffentlichen.

Längst haben auch bekannte Fotografen wie Ryan McGinley  oder Stephen Shore  einen Instagram-Account und zeigen dort ihre Bilder, aber dem Netzwerk haftet in der Kunstszene vielerorts immer noch ein mieser Ruf  an: Man fürchtet die Entwertung des Originals, die Beliebigkeit und leichte Verfügbarkeit von Fotografie als Konsumartikel. Kunst neben einem Bild des Mittagessens deines Freundes? Geht das?

Instagram lässt auch gewöhnliche Bilder gut aussehen

Im Kern gründet Instagrams Erfolg genau darauf, dass hier jeder ein bisschen strahlen darf, Filtern sei Dank und dem Alltag zum Trotz. Mehr als 80 Millionen Bilder teilen Nutzer täglich, ein Bilderwust aus dem Alltag von Menschen auf der ganzen Welt. Viele dürften ihre Fotos gerade deshalb auf Instagram stellen, weil es das Netzwerk so leicht macht, die Schnappschüsse aufzuhübschen. Mit wenigen Klicks wird auch aus dem Teller Spaghetti Carbonara vor einem ein schickes Bild, das man gern herzeigt.

Kunst ist das noch nicht, aber das heißt nicht, dass es in dem Netzwerk nicht auch Kunst geben kann . Tom Skipp sagt, die Plattform habe seinen ästhetischen Sinn geschärft, nirgends sonst konnte er so einfach so viele Fotografen und ihre Arbeit kennenlernen. "Instagram ist ein großer Gleichmacher in der Fotografie. Jeder hat die gleichen Chancen, jeder die gleichen Tools. Es demokratisiert die Fotografie", sagt Skipp, der rund 30.000 Follower gesammelt hat. Auf Filter verzichtet er aber.

Skipps Fotos landen nicht nur irgendwann bei Instagram, viele sind auch tatsächlich mit dem Smartphone gemacht. Er war in Ruanda und Burundi, dieses Jahr soll es nach Südamerika gehen. Natürlich sammle er mit gefälligeren Bildern mehr Likes, bunte Farben und klare Formen ziehen. Düstere, monochromatische Bilder interessieren die Nutzer weniger.

Den Starfotograf zum Fan

Gäbe es Instagram nicht, dann würde die Welt vermutlich auch nicht die Fotos von Piero Percoco  aus Italien kennen. Unter seinen Bildern kommentiert auch mal der Starfotograf Stephen Shore , ein Fan von Percoco. Einen der wichtigsten Fotografen der Gegenwart interessiert offenbar wenig, auf welchem Kanal Fotografie stattfindet, wenn sie gut ist.

Auch in der Hamburger Ausstellung von Daniela Hinrichs und Anika Meier wird die Linie zwischen Amateur und Profi bewusst verwischt. Zusätzlich zu den rund 70 Werken der sieben Fotografen starteten die beiden auch eine Crowdsourcing-Aktion: Unter dem Hashtag #DearHamburg waren Instagrammer dazu aufgerufen, ihre eigenen Fotos von der Hansestadt einzureichen. Die besten der 5400 Einsendungen werden ebenfalls ausgestellt.


Instagram-Ausstellung  #DearHamburg. Kunstraum Dear Photography, Kleine Reichenstraße 1, 20457 Hamburg. Geöffnet samstags und sonntags, bis Ende März.

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