International Weblog Awards Weißrussen-Weblog gewinnt deutschen Blogger-Preis

Die Deutsche Welle ehrt internationale Blogs: Das beste schreibt laut DW-Jury eine Journalistin aus Minsk, den Preis für deutschsprachige Angebote gewinnt eine Journalistin aus London. Einige Blogger kritisieren allerdings Ansatz und Auswahlverfahren des Preises.

"Foto-Mania" ist das Blog des Jahres: Der Internet-Auftritt der 23-jährigen Journalistin Xenia Awimova aus Weißrussland hat den "International Weblog Award" der Deutschen Welle erhalten. "Ohne viele Worte vermag es das ausgezeichnete Blog, den Alltag in Weißrussland abzubilden", erklärte der Programmdirektor des Senders, Christian Gramsch.

Awimova vermittle mit ihrem Blog  Informationen aus einem Land, das sich weitgehend vor Blicken von außen abschotte, heißt es in der Begründung der Jury. Die Schwarz-Weiß-Fotos würden die Stimmung und das Weltempfinden der Autorin sehr deutlich wiedergeben. "In Weißrussland gibt es nicht viele unabhängige Zeitungen und Plattformen, wo man seine Meinung ausdrücken kann", sagt die Autorin. Blogs seien daher eine Alternative dazu. "Auch oppositionelle Politiker führen Blogs, um ihre Meinung zu äußern und um potentielle Anhänger auf sich aufmerksam zu machen", erklärt Awimowa.

Als bestes deutschsprachiges Blog wurde der " Behindertenparkplatz " von Christiane Link ausgezeichnet, die in London lebt. Die auf den Rollstuhl angewiesene Journalistin gebe "beispiellose Einblicke in den Alltag einer Rollstuhlfahrerin" und trage so dazu bei, Behindertenfeindlichkeit bloßzustellen, lobte die Jury. Eigentlich geht es Christiane Link aber nur darum, "über den alltäglichen Wahnsinn und die netten Dinge im Leben" zu schreiben.

Der Preis der Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen ging an das Weblog " Jotman " aus Thailand. Dort konnte man im vergangenen Jahr aus erster Hand Informationen über den Militärputsch in Bangkok erhalten. Jetzt berichtet "Jotman" unter anderem auch über die Protestbewegung in Burma. Seine Themen reichen aber noch weiter, weil der Blogger nichts weniger will als "Kreativität und Weltbürgertum" zu fördern.

Blogger kritisieren Verleih-Verfahren

Bei den zum vierten Mal vergebenen Auszeichnungen " Best of the Blogs " wurden insgesamt 15 Blogs in zehn Sprachen ausgezeichnet. Einige Blogger kritisieren allerdings den Ansatz des Preises und das Abstimmungsverfahren. So schreibt  "Handelsblatt"-Redakteur Thomas Knüwer in seinem Blog "Indiskretion Ehrensache", vorgeschlagene Blogs würden erst "nach Tagen, teilweise nach Wochen" in die Liste der Vorgeschlagenen aufgenommen.

Weiterer Kritikpunkt Knüwers: Die Stimmen würden "offensichtlich" nicht "direkt gezählt, sondern erst mit Verspätung, die 30 Stunden überschreiten kann". Er hält auch die Grundidee des Preises für fragwürdig: "Wie soll denn bitteschön das deutsche Publikum darüber abstimmen, ob ein weißrussisches Blog spannender ist als ein chinesisches? Das überfordert selbst multilinguale Genies."

Gegen diese Grundsatz-Kritik verteidigt  der Blogger Johnny Haeusler von "Spreeblick" die Preise. Allerdings räumt Haeusler, der die Preisverleihung moderiert hat, in einem Kommentar ein: "Der Verlauf im Vorfeld und die Kommunikation haben aber sicher viele Schwachpunkte."

Zum Beispiel diesen: Die Gewinner scheinen nicht direkt verständigt worden zu sein. So berichtet  die deutsche Gewinnerin Christiane Link in ihrem Blog "Behindertenparkplatz" überrascht: "Ich bekomme gerade Trackbacks, die mir sagen, dieses Blog hätte beim Blogwettbewerb der Deutschen Welle in der Kategorie 'Bestes deutsches Weblog' gewonnen."

lis/AP

Anmerkung der Redaktion: Im obigen Artikel war aus der Meldung der Agentur Associated Press zunächst der Name des Programmdirektors der Deutschen Welle als Christian Rausch übernommen worden. Der Programmdirektor der Deutschen Welle ist jedoch Christian Gramsch. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

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