Internet-Telefonie 032-Vorwahlen schon Anfang 2005
Voraussichtlich ab Jahresbeginn können Kunden Rufnummern auch ohne geografischen Bezug verwenden, wie der Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP), Matthias Kurth, gestern in Bonn sagte. Die Regeln für die Vergabe der neuen Nummernblöcke an die anbietenden Unternehmen sollten am 24. November veröffentlicht werden.
"Erste Zuteilungen sollen nach Möglichkeit bereits im Januar erfolgen", sagte Kurth. Eine Anhörung habe ergeben, dass am Markt Bedarf für die Rufnummern mit der Vorwahl 032 bestehe.
Sie treten neben die herkömmlichen Nummern, die bereits an Kunden innerhalb ihrer jeweiligen Ortsnetze vergeben werden. Nachgedacht wird zudem darüber, dass die Anbieter von Internet-Telefonie (Voice over IP) Nummern auf Ortsnetzebene künftig nicht mehr unbedingt von der Deutschen Telekom beziehen müssen, sondern diese möglicherweise über den Regulierer erhalten.
In der vergangenen Woche hatten mehrere Voice-over-IP-Anbieter der Regulierungsbehörde vorgeworfen, die Entwicklung der Internettelefonie zu behindern und somit die Telekom vor unliebsamer Konkurrenz zu schützen. Anlass war eine Verfügung der Regulierungsbehörde, die Firmen wie Sipgate oder Freenet vorschreibt, Telefonnummern nur noch lokal entsprechend der Ortsvorwahl zu vergeben.
Ein neuer Sipgate-Kunde in Hamburg darf beispielsweise nur noch eine Nummer mit Hamburger Vorwahl zum Telefonieren im Internet zugeteilt bekommen. Für die Internettelefonierer ein Affront, denn sie verfügen in vielen Ortsnetzen über keine eigenen Nummernblöcke und können diese von der Regulierungsbehörde auch nicht erhalten.
Die Proteste sind offenbar in der Regulierungsbehörde angekommen. Sie erwägt laut Kurth, die Vergabe auch nach dem Wohn- oder Standortprinzip zuzulassen. "Maßgeblich wäre dann nicht mehr zwingend der physikalische Anschluss im Haus, sondern alternativ auch der Wohnort oder der Firmensitz des Kunden", erläuterte er. Dadurch würde der Telekom nach Ansicht von Marktbeobachtern die Möglichkeit genommen, Wettbewerber durch bewusste Verzögerungen bei der Nummernvergabe zu behindern.
Gleichzeitig prüft die Regulierungsbehörde nach Angaben Kurths, ob der breitbandige Internetzugang vom Telefonanschluss getrennt werden könne. Einige Voice-over-IP-Anbieter forderten dies. Die Regulierungsbehörde werde "sehr sorgfältig untersuchen", ob eine solche Entbündelung angezeigt sei. Bisher müssen Internet-Nutzer für einen DSL-Zugang auch einen Telefonanschluss haben.
Sollte es zu einer Abkoppelung kommen, hieße das aber nicht, dass bei den Kunden die Kosten für den Telefonanschluss vollständig entfielen, stellte Kurth klar. Denn auch bei einem alleinigen DSL-Anschluss müssten die Netzkosten der Telekom gedeckt sein.
Voice-over-IP-Anbieter reagierten auf Kurths Ankündigungen zurückhaltend. "Die Zuteilung der 032 ist noch keine Lösung, es kommt auf die Ausgestaltung an", sagte Freenet-Chef Eckard Spoerr. "Wir glauben nicht, dass die 032 für Verbraucher vor Mitte kommenden Jahres verfügbar sein wird", erklärte Sipgate-Geschäftsführer Tim Mois. Es bestehe zudem die Gefahr, dass das Anrufen dieser Vorwahl erheblich teurer sein werde als Anrufe bei Ortsnetz-Nummern.