Netzwelt-Ticker iPhone-Kennung, Bruce Willis, Mars-Knoten

iPhone 4S: Unbekannte wollen auf FBI-Rechnern Millionen Apple-Geräte-ID entdeckt haben
Foto: Eric Risberg/ APUnbekannte haben im Web eine Datei mit einer Millionen Datensätze veröffentlicht. Sie behaupten in einem Bekennerschreiben, zwölf Millionen Identifikationsnummern von Apple-Geräten zu besitzen und außerdem persönliche Informationen der jeweiligen Geräteinhaber. Die Daten sollen angeblich vom Laptop eines FBI-Ermittlers entwendet worden sein.
Das FBI erklärte auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE, man äußere sich nicht zu diesem Vorfall. Apple hat bis zur Veröffentlichung dieser Nachricht nicht auf eine Anfrage reagiert.
Es ist unklar, ob die gekürzt veröffentlichten Datensätze echt sind. Auch wenn die unbekannten Täter die Dateien tatsächlich von einem FBI-Rechner entwendet haben sollten, ist unklar, woher die Daten kommen. Die Verfasser des Bekennerschreibens behaupten, sie hätten die Daten im März 2012 auf einem Laptop eines FBI-Beamten in einer Datei namens "NCFTA_iOS_devices_intel.csv" gefunden. NCFTA ist die Abkürzung für die US-Non-Profit-Organisation National Cyber-Forensics & Training Alliance , hinter der unter anderem das FBI, einige universitäre CERT-Organisationen sowie Industriepartner stehen.
In dem unter AntiSec veröffentlichten Bekennerschreiben heißt es, in der ursprünglichen Datei seine zu jeder UDID Zusatzinformationen gespeichert gewesen, darunter Nutzernamen- und Gerätenamen, Gerätetyp, Dateien des Apple-Push-Dienstes, Postleitzahlen, Handynummern, Adressen und so weiter.
Von den bislang veröffentlichten Datensätzen, den bloßen UDIDs ohne zusätzliche persönliche Details, geht kaum eine Gefahr aus. Der wahre Zweck der Veröffentlichung ist natürlich, dass sie die Frage aufwerfen soll: Was macht das FBI überhaupt mit diesen Daten? Das AntiSec-Bekennerschreiben suggeriert eine paranoide Antwort; das FBI arbeite an einem geheimen Überwachungsmechanismus. In dem länglichen Bekennerschreiben beschreiben die Unbekannten ihre Motivationen so : Es sei an der Zeit zurückzuschlagen und die Machenschaften des Systems ans Tageslicht zu zerren. Weil aber "die Bevölkerung" nicht zuhöre, wenn man sie warne, müssten drastischere Mittel gewählt werden, eben die Veröffentlichung von Informationen, die sie konkret beträfen.
Bruce Willis verklagt doch nicht Apple
Die Geschichte ging um die Welt: Schauspieler Bruce Willis legt sich mit Apple an, weil er seine bei iTunes erworbene Musik nicht vererben könne. Zahllose Tech-Blogs, Magazine und Nachrichtenseiten übernahmen diese Nachricht, die zunächst das englische Boulevardblatt "The Sun" und die konservativ-rechte Tageszeitung "Daily Mail" verbreiteten.
Jetzt erklärte Willis Frau Emma Heming-Willis über Twitter : "Das ist keine wahre Geschichte", als Antwort auf einen Vorschlag eines ihrer Abonnenten, doch Bruce zu sagen, dass er seiner Tochter seine Zugangsdaten zu PC und iTunes geben und damit ewig weiterleben könne.
"The Sun" und die "Daily Mail" haben ihre Meldungen bislang nicht korrigiert. Der "Guardian" ergänzte eine Meldung mit einer Chronologie der Verbreitung dieser - bis Bruce Willis sie doch bestätigt - Falschmeldung.
Sonst noch in der Netzwelt:
- Der Vatikan möchte sich nicht zu Gerüchten äußern, wonach er Opfer einer zielgerichteten Malware-Attacke wurde. "Fox Business" hatte vergangene Woche von einem "ausgeklügelten und zielgerichteten Cyber-Angriff" auf den Staat der Vatikanstadt geschrieben - vor dem indirekt zuvor schon die IT-Sicherheitsfirma Radware warnte .
- Der norwegische Informatiker Henning Klevjer hat ein interessantes Paper veröffentlicht, in dem er beschreibt, wie man einen kompletten Phishing-Angriff in einer URL verpackt (PDF ). Für bisherige Angriffe mussten manipulierte Kopien von etwa Banking-Seiten auf einem Webserver abgespeichert werden - und waren damit auch anfällig gegen Eingriffe im Datenzentrum.
- Iran und Nordkorea könnten sich bei den jüngsten Kooperationsgesprächen auch auf eine gemeinsame Abwehrstrategie gegen Malware wie Duqu und Stuxnet und zur Entwicklung offensiver Internet-Fähigkeiten verabredet haben, glaubt F-Secure-Chef Mikko Hyppönen laut "V3".
- Sicherheitsexpertin Juanna Rutkowska hat nach drei Jahren Entwicklungszeit ihr besonders sicheres Betriebssystem Qubes OS veröffentlicht . Die Gründerin des Invisible Things Labs erhofft sich nun weitere Einsichten, wie "annehmbar sicher" und stabil Qubes OS wirklich ist - und erklärt es als vogelfrei.
- Der drahtlose Datenverkehr steigt in Europa so steil an , dass die Europäische Kommission die Mitgliedstaaten dazu aufruft, das Frequenzspektrum (und besonders dessen ungenutzten "Whitespace"-Frequenzen) besser nutzbar zu machen.
- Das Institut für Demoskopie Allensbach hat für einen Kurzbericht die Akzeptanz des Urheberrechts in der Bevölkerung abgefragt: 56 Prozent der Bevölkerung sind der Meinung, dass das kostenlose Kopieren und Tauschen von Musik, Büchern oder Filmen über das Internet verboten sein sollte, heißt es (PDF ). 24 Prozent der Deutschen sind dagegen der Auffassung, dass künstlerische Werke im Internet für alle frei verfügbar sein sollten, nicht nur für diejenigen, die sich diese leisten können.
- "Knoten auf dem Mars!", das ist der Winkel, aus dem die Knotenfans der "International Guild of Knot Tyers" die Landung des Mars Rovers Curiosity auf dem roten Planeten sehen - und in einem sehr nerdig-spannenden Blogpost als eine Geschichte von Kordeln auf Reisen aufrollen.
- Schwer zu glauben, dass bei so viel Knotenlust diese Meldung über Nintendos angebliche Pläne eines elektronischen Spielkonsolen-Webstuhls Zufall sein kann. Das ist so etwas wie ein 2D-Makerbot, Mode-Plot statt Mode-Blog, eine Zwangsläufigkeit der Geschichte - Technik und Technologie sind längst in digitalen Nähmaschinen da und müssen nur endlich ihren Weg (zurück) zur Spielkonsole finden.