Virale Werbung Supergeil? Is mir egal
Kontrolleure und Busfahrer der Berliner Verkehrsbetriebe, das ist eine Neuigkeit für die meisten Berliner, sind supercool und megatolerant. So ist es zu sehen in einem neuen Werbeclip der BVG, der vor allem aus einem Grund interessant ist: Er zeigt, worauf es Werbeagenturen, die im Auftrag als eher uncool geltender Unternehmen arbeiten, zur Zeit vor allem ankommt: Sie wollen einen Viralhit landen. Zur Not mithilfe eines schon bestehenden Viralhits.
Das Manöver erinnert an Edekas Werbeclip "Supergeil". Der Spot gilt als best practice, auf YouTube erreichte allein der Ursprungsclip 15 Millionen Aufrufe, wurde oft geteilt und weitergesponnen. Hinter dem BVG-Clip steckt dieselbe Agentur wie bei "Supergeil": die Hamburger Werber Jung von Matt.
Bei "Supergeil" textete man einen bestehenden beliebten, aber nur in einer Subkultur viralen, Clip auf Edeka um und inszenierte ihn aufwendig.
So ist es bei "Is mir egal" gewissermaßen auch. Kazim Akboga aus dem Stadtteil Neukölln ist seit gut einem Jahr mit seiner kleinen Berliner-Assi-Einlassung "Is mir egal" ein Viralhit. Stand heute: über 12 Millionen Abrufe. Textexzerpt: Keine Arbeit - Is mir egal / Keine Geld - Is mir egal / Zweite Mahnung - Is mir egal.
Akboga machte zahlreiche Clips zu diesem Leitmotiv, manche auch schon mit Profis produziert . Bei der BVG tritt er nun als Kontrolleur in der Tram auf und als Busfahrer, der äußerst tolerant gegenüber dem ist, was die Fahrgäste so in der Bahn anstellen: Zwiebel schneiden - Is mir egal / Käse reiben - Is mir egal. Dass das alles nicht zu den Beförderungsbedingungen der Berliner Verkehrsbetriebe (17 DIN A4 Seiten) passt - egal, klar. Das mit dem Viralhit scheint jedenfalls zu funktionieren: Binnen Stunden sammelte der Clip etwa auf Facebook schon Tausende Shares ein, bei Twitter ist #ismiregal bereits am Freitagmittag trending topic.
BVG-Sprecherin Petra Reetz sagt auf die Nachfrage zum Clip und den Beförderungsbedingungen: "Ist das Ihr Ernst?" Dann erklärt sie: "Die Botschaft ist: Es ist egal, wie Du aussiehst, wo Du herkommst. Da benutzen wir schon mal überspitzte Bilder."
Das passt schon alles gut nach Berlin, wo in der U-Bahn im Vergleich zum Hamburger oder Münchner Nahverkehr wirklich absonderliche Dinge passieren, und zur BVG-Großkampagne namens "Weil wir dich lieben".
Akboga übrigens, der vermeintliche Nullbock-Neuköllner, ist in Wahrheit selbst gelernter Werbetexter und vermarktete sein "Is mir egal" schon hier und da. Wirklich viral könnte er jetzt noch mal in der Werbung werden.