Nach Blockade bei Twitter IS-Kämpfer weichen auf andere Plattformen im Netz aus

Milizionäre bei einer Militärparade in Rakka: Neue Kommunikationswege im Netz
Foto: STRINGER/ REUTERSNachdem der Kurznachrichtendienst Twitter kurzen Prozess machte mit Nutzerkonten der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), weichen die radikalen Islamisten auf alternative Plattformen aus. Die Anhänger verbreiten ihr Propaganda-Material nun unter anderem beim sozialen Netzwerk Diaspora.
Die Botschaften bei dem Online-Dienst sind aufgrund der dezentral verteilten Server wesentlich schwieriger zu kontrollieren. Das Diaspora-Team teilte in einem Blogbeitrag mit, es gebe "keinen Weg für das Kernteam, die Inhalte eines speziellen Netzwerkknotens zu bearbeiten oder zu löschen". Man sei "besorgt über die Aktivitäten dieser Mitglieder innerhalb unseres Netzwerks".
Bei Diaspora liegt die Macht über die Daten in den Händen der Nutzer. Während Netzwerke wie Twitter und Facebook den Datenstrom über zentrale Server leiten und somit direkten Zugriff auf die Inhalte haben, sind die Diaspora-Postings auf Rechnern überall auf der Welt verteilt. Jedes Mitglied kann einen eigenen Server zur Verfügung stellen, diese Server haben wiederum eigene Administratoren, so genannte Podmins. Nur diese Podmins haben Einfluss auf die Statusmeldungen und Nachrichten, die über ihren Server gesendet werden - und handeln eigenständig. "Wir können niemanden davon abhalten, die Software zu benutzen, wir haben keinen Einfluss auf die Entscheidungen der Podmins", heißt es in dem Beitrag.
Nutzer werden um Mithilfe gebeten
Das Team von Diaspora hat nach eigenen Angaben bereits Kontakt aufgenommen mit vielen Podmins und eine Liste mit IS-Accounts verteilt. Auf größeren Servern seien die betroffenen Profile bereits gelöscht worden. Darunter ein Account bei Joindiaspora.com, den die Milizionäre offenbar als Hauptkanal für die Verbreitung von Propagandamaterial benutzt haben. Doch um wirklich alle Inhalte zu entfernen, sind die Diaspora-Betreiber auf die Nutzer angewiesen. Sie rufen daher die Mitglieder dazu auf, bedenkliche Inhalte an die verantwortlichen Podmins zu melden.
Der Gedanke hinter der dezentralen Open-Source-Software ist, dass Nutzer die Kontrolle über ihre Privatsphäre behalten und ihre Nutzerdaten nicht an Werbeindustrie und Regierungen weitergegeben werden. Zudem gibt es keine Klarnamenpflicht, die Nutzer können also anonym bleiben. Für die Betreiber des Dienstes ist es nun besonders bitter, dass ausgerechnet eine radikale Terrormiliz den Deckmantel des Dienstes für seine Drohgebärden missbraucht.